Erschwerend kommt hinzu, dass die bei der Auktion angebotenen 5G-Frequenzen eigentlich nicht für eine flächendeckende Versorgung in Frage kommen. »Jetzt wird Spektrum bei 3,6 Gigahertz versteigert. Das ist allerdings wegen ungünstiger Ausbreitungsbedingungen für die Flächenversorgung gänzlich ungeeignet«, kritisierte Achim Berg, Präsident des Branchenverbandes Bitkom. Anstelle der existierenden 60.000 bis 70.000 Funkmasten brauche man im 3,6er Band rund 800.000 Funkmasten, um 98 Prozent der Haushalte mit 5G zu versorgen, rechnete Berg vor. »Deutschland müsste im Abstand von je einem Kilometer mit Funkmasten gespickt und schachbrettmusterartig aufgebaggert oder aufgefräst werden. Dagegen entstehen jetzt schon die ersten Bürgerinitiativen.«
Bei der Kalkulation des Bitkom-Präsidenten wurde allerdings nicht berücksichtigt, dass 5G auch mit niedrigeren Frequenzen funktioniert, die die Provider bereits vor drei Jahren ersteigert haben. Das 700-MHz-Band wurde einst für die erste Version des digitalen Antennen-Fernsehens DVB-T genutzt und wurde nach 2015 Schritt für Schritt für den Mobilfunk leergeräumt. Der Teufel liegt aber auch hier im Detail: Die drei großen Provider - Telekom, Vodafone und Telefónica (O2)- verfügen im 700-MHz-Band nur über enge Slots von zwei mal zehn Megahertz. Aufgrund dieser geringen Bandbreite wird sich deshalb die dort erzielbare Datenrate bei 5G in engen Grenzen halten.
Da andere Frequenzbereiche mit hoher Reichweite für 5G in absehbarer Zeit nicht frei werden, müssen die Mobilfunk-Kunden auf dem Land darauf hoffen, dass sich zumindest die Versorgung mit der vierten Mobilfunkgeneration LTE verbessert. Dort werden nämlich Frequenzen verwendet, die sich besser für eine flächendeckende Versorgung eignen (800 MHz und 900 MHz) als die neuen Frequenzen aus der 5G-Auktion. Positiv auswirken wird sich dabei, dass Technologiekonzerne wie Qualcomm und Samsung auch daran arbeiten, den bestehenden Standard LTE immer schneller zu machen.