Im Fach Digitalisierung ist die Versetzung gefährdet. Doch nur der Fingerzeig auf die Bildungseinrichtungen greift zu kurz. Jetzt ist auch unsere Branche gefragt, den digitalen Nachwuchs und die künftige Innovationskraft unserer Marktwirtschaft zu sichern.
Nach der Krise ist vor der Krise
Der Ausbruch der Corona-Pandemie Anfang des Jahres hat in den meisten deutschen Schulen für viel Aufregung und Chaos gesorgt. Im Zuge von Homeschooling und der Umstellung auf verteilten Unterricht wurde deutlich, dass die Digitalisierung an den meisten Bildungseinrichtungen bislang zu kurz kam und der Entwicklung ein knappes Jahrzehnt hinterherhinkt.
Die jetzige zweite Corona-Welle führt schmerzhaft vor Augen, dass seit dem Frühjahr noch nicht wirklich viel passiert ist. Weder in den Schulen noch remote sind die Komponenten in der Hard- und Software oder die digitalen Kompetenzen soweit, um einen pädagogisch wertvollen und effektiven Unterricht auch remote gestalten zu können.
Keine Zeit, kein Geld, aber zu viele Sorgen
Allen ist klar: Schulen brauchen dringlich eine vorausschauende Digitalstrategie – und eine solide Digitalisierungspraxis. Doch drei Faktoren halten Bildungseinrichtungen und Lehrkräfte erfahrungsgemäß von einer erfolgreichen Umsetzung digitalen Unterrichts ab: Zeitmangel, Budgetknappheit und Angst. Gerade wenn die anlaufende Digitalisierung nun quasi „über Nacht“ auch noch maßgeblich von den Lehrkräften gestemmt werden soll, entsteht eine Problemlage, die eine 54-jährige Gymnasiallehrerin kürzlich wie folgt auf den Punkt brachte: „Jetzt kommen die allgemeinen Hygieneverordnungen der Bundesregierung und gleichzeitig das digitale Klassenzimmer. Dadurch werden meine Sorgen nicht kleiner. Ich habe Deutsch und Geschichte studiert, keine Informatik. Wer hilft mir und meinem Kollegium?“