Ja, aber ...
Digitalisierung an Schulen ist und bleibt wohl eine Extra-Aufgabe, die meist von den Lehrkräften selbst zusätzlich zu ihrem und krisenbedingt erhöhten Pensum dazu kommt. Eine komplette Schule digital aufzurüsten, erscheint anspruchsvoll und zeitintensiv – und das ist es zweifellos ohne die nötigen Kenntnisse und Unterstützung auch. Unternehmen sollten sich hier nicht übernehmen. Bedenkt man, was dort für ein Aufwand betrieben wird, wenn vergleichbar 50 bis 70 Führungskräfte und 600 Mitarbeiter über Nacht digitalisiert werden sollten – das wären die Zahlen an Lehrer- und Schülerschaft einer mittelgroßen deutschen Schule.
Zudem scheint es wie ein Hexenwerk hoch zwei, die Schatztruhe mit den insgesamt fünf Milliarden Euro des Bundes für die digitale Aufrüstung der Bildungseinrichtungen knacken zu wollen. Da sind Konzepte und Anträge auf Fördergelder nötig, bei denen so manches Unternehmen schwindelig werden würde. An dieses Budget überhaupt heranzukommen, stellt zusätzliche Hürden im Digitalisierungsparcours.
Digitale Arbeit statt nur Vergnügungskultur
Wir brauchen kein Corona, um zu erahnen, dass beim puren Ausfüllen von Arbeitsblättern die Motivation der Kinder zu Hause schnell auf den Nullpunkt sinkt. Doch da sind wir alle gefragt, denn der digitale Nachwuchs an Schulen von heute ist der digitale Unternehmensnachwuchs von morgen und geht uns daher alle an! Am Gelingen der digitalen Bildung hängt nicht weniger als die Zukunft einer ganzen Generation.– Denn die Milliarden, die aktuell zur Bewältigung der Corona-Krise ausgegeben werden, wollen später wieder hereingewirtschaftet werden.
Ein Mathe- und Techniklehrer bestätigte mir kürzlich, dass die Digital Natives von heute zwar blitzschnell in der Nutzung ihrer Smartphones und Spielkonsolen, beim Social Media und Gaming sind. Allerdings sind sie völlig überfordert, wenn es um digitale Anwendungen von späterem wirtschaftlichem Nutzen geht, wie der Bedienung von Windows oder Programmen wie Office 365. Doch diese Standardprogramme fließend bedienen zu können und beispielsweise mittels Teams zu kommunizieren, Projekte anzulegen und in Arbeitsgruppen erfüllen zu können, ist weit mehr als digitale Spielerei. Es sind eben diese Anwendungen und Funktionen, die heute und in Zukunft auf dem Arbeitsmarkt als solide Basis-Skills gefordert sind. Kurz: Der Nachwuchs ist zwar gut aufgestellt für die Vergnügungswelt von heute, jedoch kann für die Arbeitswelt von morgen. Denn nur wer heute sinnvolle digitale Skills erlernt und festigt, ist optimal auf die spätere Arbeitswelt vorbereitet und hat im besten Fall einen deutlichen Vorsprung bei der Wahl seines Arbeitsplatzes von morgen. Wenn wir heute in Digitalisierung der Bildung investieren, können wir sicherstellen, dass auch morgen die zumeist im Digitalen fußende Innovationskraft der deutschen Marktwirtschaft gesichert bleibt.