funkschau: Den größten Anteil am Gerät macht jedoch das Gehäuse aus. Was ist daran das Besondere?
Riester: Das Gehäuse ist aus einem sogenannten Stamped Aluminium, das wird tatsächlich gestanzt. Dadurch haben wir eine hohe Materialreinheit, was wiederum bedeutet, dass wir im Recyclingprozess punkten können. Darüber hinaus machen wir das in einer Fabrik, die komplett auf Wasserkraft basiert. Zusätzlich bringt das Material viele Vorteile im Hinblick auf die Kühlung, denn Aluminium leitet die Hitze gut ab und dient somit der passiven Kühlung. Außerdem haben wir das Board auf der Rückseite des Displays angebracht.
funkschau: Was war hierfür der Grund?
Riester: Wenn das System aufgeklappt ist, dann sieht man: Das Board hinter dem Display und die Batterie unter der Tastatur haben den maximalen Abstand. Dadurch haben wir innen kein großes Hitzethema. In diesem Gerät finden Sie daher keinen Lüfter und das heißt wiederum: weniger Material, weniger Energie, die nötig wäre im Arbeitsablauf. Das sind alles Aspekte, die den CO2-Fußabdruck des Geräts reduzieren.
funkschau: Bleiben wir noch beim Board. Woraus besteht es?
Riester: Das Board selbst zeigt tatsächlich recht gut, wie weit man inzwischen mit Materialien gehen kann: Es besteht aus einer Art Leinenfaser. Die kleinen Module und Chips, die auf dem Board angebracht sind, werden – salopp gesagt – mit einer Art wasserlöslichem Kleber befestigt.
funkschau: Ließe sich das Board also nach einer Weile einfach nach Bedarf erweitern?
Riester: Genau. Wenn der Kunde beispielsweise mehr Leistung benötigt, dann packe ich einfach noch eine andere CPU drauf und noch ein bisschen mehr Speicher. Das heißt, ich muss – zumindest zu diesem Zeitpunkt – das Gerät nicht ausrangieren, sondern kann es fit für den nächsten Zyklus machen.
funkschau: Um wie viel ließe sich denn die CO2-Bilanz mit den Konzept-Notebook in etwa reduzieren?
Riester: Im Vergleich zu einem aktuellen Standard-Notebook würde die CO2-Bilanz dieses Konzept-Notebooks in Summe um 50 Prozent geringer ausfallen.
funkschau: Würde das Gerät, so wie es vorliegt, auch tatsächlich funktionieren?
Riester: Es gibt ein funktionierendes Sample davon, das wirklich arbeitet. Es ist nur die Frage, ob die Leistung schon ausreicht. Die momentane Technologie CPU-seitig gibt das in diesem passiven Verhalten noch nicht her. Wir sind aber an einer Weiterentwicklung von Concept Luna dran. Und da bin ich sehr positiv gestimmt, dass es wirklich in einer Serientauglichkeit mündet. Das ist aktuell das Hauptaugenmerk.
funkschau: Wann denken Sie, wird es soweit sein, dass es in die Serienfertigung gehen kann?
Riester: Ich gehe davon aus, dass wir nächstes Jahr zumindest sehr viele nächste Schritte sehen werden. Auf Basis dieser Weiterentwicklungen werden wir dann entscheiden, ob das System im Markt funktionieren würde und ob wir in die Serienproduktion einsteigen können.
funkschau: Sind denn einzelne Erkenntnisse aus dem Luna-Konzept bereits in die Produktentwicklung anderer Notebooks eingeflossen?
Riester: Ja, zum Beispiel im Hinblick auf Materialien. So haben wir in unseren Standard-Notebooks schon ein Material verbaut, das nennt sich Bioplastik. Das hört sich erstmal nach einem Widerspruch an: Bio und Plastik – das passt irgendwie nicht. Tatsächlich handelt es sich dabei um ein Produkt, das bei der Papiergewinnung als Abfallprodukt anfällt. Für uns weist dieses Material Strukturen auf, die einem Polymer relativ ähnlich sind. Das heißt, wir können das mit in den Gehäusen verbauen. Zwar noch nicht ausschließlich, das ist aus Kühlungs- und Stabilitätsaspekten noch nicht zu schaffen, aber doch schon zu relativ guten Prozentteilen.
funkschau: Wie sieht es mit der Nachfrage seitens Ihrer Kunden aus?
Riester: Viele unserer Kunden haben Nachhaltigkeit auf der Agenda oder wollen hier in naher Zukunft aktiv werden. Ich denke, um dieses Thema wird keiner mehr herumkommen. Bei vielen herrscht die Überzeugung, etwas ändern zu müssen. Ich habe in der jüngeren Vergangenheit keinen Kundentermin mehr gehabt, bei dem nicht über dieses Thema gesprochen wurde. Es beschäftigt die Menschen. Es sollte sich einfach jeder bewusst sein, dass Nachhaltigkeit mehr ist als ein hippes Trendthema oder Marketing.