Made in Germany

Zeit für einen neuen Anlauf

4. Juli 2019, 10:43 Uhr | Diana Künstler

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Handlungsempfehlungen und Bedeutungsverschiebungen

Handlungsempfehlungen
Da die internationale Konkurrenz insbesondere durch Produkte aus China in den letzten Jahren zugenommen hat, müssen die Unternehmen landesspezifisch ihre Marketingmaßnahmen verstärken. „Made in Germany“ reicht in vielen Ländern als einziges Argument nicht mehr aus. Landeskenner raten daher mit verschiedenen Maßnahmen gegenzusteuern, die auf die Situation vor Ort abzustimmen sind. So stellt sich beispielsweise in Mexiko und Südkorea die Frage, wie sinnvoll es überhaupt ist, mit dem Label zu werben. Hier wird „Made in Germany“ mit „teuer“ assoziiert. Auch scheint die Sinnhaftigkeit des Labels immer stärker mit der Größe des Unternehmens und seinem Bekanntheitsgrad zusammenzuhängen. In Kanada, Schweden und Finnland beispielsweise nutzen Firmen das Label häufig nicht. Bei ihnen ist der Name der Firma ausschlaggebend, mit dem teilweise „Made in Germany“ in Verbindung gebracht wird. Dieser Trend könnte sich laut GTAI in Zukunft noch verstärken.

Hilfreich könnte die Nutzung des Labels als Verkaufsargument hingegen für KMUs sein, deren Markenname noch nicht so bekannt ist – unter Umständen in Kombination mit dem Firmennamen. Produkte, die zur Gänze „made in Germany“ sind, werden allerdings seltener. Das Vertrauen in das Label basiert darauf, dass entscheidende Wertschöpfungsprozesse in Deutschland stattfinden. Andernfalls sind abweichende Charakterisierungen wie „Designed oder Engineered in Germany“ oder „German Engineering“ zu verwenden.Anderswo empfehlen die Befragten bessere Marketingmaßnahmen, integrierte Konzepte, mehr Präsenz bei öffentlichen Veranstaltungen und bessere Öffentlichkeitsarbeit. Auch Finanzierungen der Vertriebsbemühungen seien förderlich. 

In zahlreichen Ländern besteht zudem ein erheblicher Fachkräftemangel. Deutsche Produkte würden Arbeitskräfte mitunter technisch überfordern. Hier seien unter anderem gezielte Ausbildungsprogramme anzudenken. Auch die Anpassung der Produkte an örtliche Gegebenheiten sei anzuraten. Beispiel Ghana: Dort gibt es nur wenige ausgebildete Fachkräfte, geringe Verfügbarkeit von Ersatzteilen und ein feucht-heißes, tropisches Klima. „Weniger Elektronik, robustere Motoren mit höheren Emissionen, einfachere Handhabung“, empfiehlt daher GTAI-Auslandsmitarbeiter Carsten Ehlers. Als besonders wichtig erachten viele der Befragten zudem einen umfassenden Aftersalesservice, um Kundenkontakte nachhaltig aufbauen und pflegen zu können. 

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Die Nützlichkeit des Labels “Made in Germany” wird je nach Branche sehr unterschiedlich bewertet.
© Germany Trade & Invest

Bedeutungsverschiebung
Auch in Zukunft sehen viele der Befragten die Verwendung des Labels als Absatzinstrument vielerorts – insbesondere für deutsche mittelständische Firmen – als effektiv an. Allerdings treten aufgrund der zunehmenden Internationalisierung der Wertschöpfungsketten andere Label wie „Designed in Germany“ oder „German Engineering“ an seine Stelle. Außerdem nutzen international aufgestellte Unternehmen zunehmend ihren Firmennamen als Werbeinstrument. Andreas Lier, Präsident der AHK in der Ukraine, dazu: „In einer globaler werdenden Welt, in der auch die Digitalisierung weiter zunimmt, wird es wahrscheinlich weniger wichtig sein, wo etwas produziert wird, sondern wer dahinter steht und wie etwas hergestellt wird, also beispielsweise nachhaltig. Die Welt hat sich geändert, ist schneller, komplexer, dynamischer, globaler. Nicht Länder, sondern Unternehmen gestalten die Welt zunehmend. Und die bestehen aus internationalen Talenten, die überall zu Hause sind.“


  1. Zeit für einen neuen Anlauf
  2. Handlungsempfehlungen und Bedeutungsverschiebungen
  3. Agfeo-Kommentar: Mehr als nur ein Marketingtool
  4. Leitz-Kommentar: Diskrepanz zwischen Erwartungen und Kaufbereitschaft

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