Drei Digitalverantwortliche und ihre Sicht auf die Arbeitswelt
Was war im Zuge der Digitalisierung bisher die größte Herausforderung in Ihrem Unternehmen?
Jan Brecht: Zu den Anforderungen, die die Digitalisierung mit sich bringt, zählt sicherlich die hohe Veränderungsgeschwindigkeit. Und die stellt uns als Automobilkonzern vor Herausforderungen: In einigen Bereichen ticken wir noch stark im Lebenszyklus der Fahrzeugprodukte. Heute sind die Innovationszyklen jedoch deutlich kürzer. Das machen uns die jungen Digitalunternehmen vor, denen Wasserfallprojekte fremd sind und die stattdessen agil und mit digitalem Mindset unterwegs sind. Das sind Eigenschaften, die wir als Konzern erst lernen mussten und immer noch lernen müssen. Dazu gehört beispielsweise in der IT auch eine stärkere Produktorientierung. Heißt: Weg von einer reinen Budget- und Zeitverwaltung hin zu einer stärkeren Orientierung an messbarem Mehrwert für unsere Kunden. Die digitale Transformation sollte meiner Ansicht nach deshalb nicht nur unter technischen Aspekten betrachtet werden, sondern den Fokus vor allem auf Daten, Prozesse und die Menschen, die damit arbeiten, richten.
Tim Milde: Wir sind selbst ein Digitalisierungs-Enabler, indem wir beispielsweise Stahlhändlern dazu verhelfen, in die digitale Welt einzusteigen. Somit besteht die größte Herausforderung bei uns darin, andere von den Vorteilen der Digitalisierung zu überzeugen. Das ist im eher von langen Traditionen geprägten Stahlhandel nicht immer leicht, aber letztlich siegt die Vernunft. Schließlich steigern wir die Effizienz im gesamten Handelsprozedere, verbreitern den Kundenstamm und eröffnen neue Märkte.
David Armstrong: Als Unternehmen, das vor allem über Soziale Medien groß geworden ist, waren die Urlaubspiraten von Anfang an in der digitalen Welt zu Hause. Aber natürlich ist es auch für uns enorm wichtig, die richtigen Trends zur richtigen Zeit zu erkennen und auf der jeweiligen Welle mitzureiten. Die Reichweiten von Kanälen wie Facebook oder Google können sich durch angepasste Algorithmen von heute auf morgen ändern, andere Kanäle wie jüngst Whatsapp können für die kommerzielle Nutzung komplett wegfallen. Als Digitalunternehmen müssen wir extrem flexibel sein und uns schnell auf solche Neuerungen einstellen können.