Datendiebstahl, Hacking, Betrug

Cyberkriminalität fordert immer mehr Opfer

17. Dezember 2021, 9:30 Uhr | Elke v. Rekowski
„Angriffe fallen heute gravierender aus als noch vor wenigen Jahren.“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.
© Bitkom

Die meisten Menschen in Deutschland sind bereits Opfer von Cyberkriminalität geworden und ihre Zahl steigt stetig an, wie die Ergebnisse einer jetzt veröffentlichten Umfrage zeigen. Trotzdem sind längst nicht alle ausreichend gegen die Bedrohung gewappnet.

Allein in den vergangenen zwölf Monaten waren acht von zehn Personen (79 Prozent) von kriminellen Vorfällen im Netz betroffen. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Damals hatten noch 34 Prozent keine negativen Erfahrungen mit Online-Attacken gemacht, wie die Ergebnisse der Bitkom-Umfrage belegen. Lediglich 21 Prozent der Internet-Nutzer geben an, keine Erfahrungen mit Cyberkriminalität gemacht zu haben.

Extremismus im Netz nimmt zu

47 Prozent der Anwender haben sich den Umfrageergebnissen zufolge mit Schadprogrammen infiziert, im Jahr 2020 waren es mit 48 Prozent geringfügig mehr. 39 Prozent sind davon überzeugt, dass ihre persönlichen Daten ohne ihre Zustimmung Dritte weitergegeben wurden (2020: 33 Prozent). 19 Prozent der Befragten sind nach eigenen Angaben bei privaten Einkäufen betrogen und 15 Prozent sind zu Betrugsopfern beim Online-Banking geworden. Immer mehr Anwender fühlen sich im Internet von verbalen Angriffen und extremistische Aussagen belästigt: 21 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer geben an, in den vergangenen zwölf Monaten verbal massiv attackiert worden zu sein. Im Jahr 2020 lag der Anteil mit 13 Prozent noch deutlich darunter. 14 Prozent sahen sich im Internet mit extremistischen Inhalten konfrontiert– das sind siebenmal mehr als noch im Vorjahr.

Große Verunsicherung

77 Prozent der Anwender sind der Ansicht, dass ihre Daten im Internet nicht sicher sind. Gegenüber dem Vorjahr (68 Prozent) ist das ein deutlicher Anstieg. Lediglich 20 Prozent der Nutzer halten ihre Daten für sicher. „Angriffe fallen heute gravierender aus als noch vor wenigen Jahren. Statt einfach Viren im Netz zu verbreiten, setzen Kriminelle auf organisierte Attacken – auch auf Privatpersonen“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. Daher sei wichtig wie nie, die gesamte Bevölkerung für das Thema Internet-Sicherheit zu sensibilisieren.

Cloud-Backups auf dem Vormarsch

Um sich vor Angriffen im Netz zu schützen, setzen Nutzerinnen und Nutzer auf privaten Computern vor allem auf Virenschutzprogramme (86 Prozent) und Firewalls (71 Prozent). Der Einsatz beider Sicherheitsmaßnahmen bleibt im Zwei-Jahres-Vergleich stabil. Einen starken Anstieg gibt es hingegen bei der Nutzung von Cloud-Backups. Aktuell sichern 35 Prozent ihre PC-Daten im Netz (2019: 22 Prozent). Zudem nutzen 28 Prozent VPN-Verbindungen (2019: 19 Prozent). Sowie Passwort-Safes kommen bei 23 Prozent der Nutzer zum Einsatz. 2019 nutzen erst 13 Prozent die zentralen Speichermöglichkeiten für eigene Passwörter.

Smartphone-Virenschutz

Auf dem privaten Smartphone ist ein Virenschutz nach wie vor weniger oft zu finden als auf Computern. 43 Prozent der Anwender nutzen ihn und damit ebenso viele wie vor zwei Jahren. Häufiger kommt eine Lokalisierungsfunktion zur Anwendung (65 Prozent), die ein Smartphone bei Verlust aufspüren kann (2019: 58 Prozent).

Bei Backups verlassen sich auch Smartphone-Nutzerinnen und Nutzer immer öfter auf die Cloud: 38 Prozent sind es 2021, 2019 waren es erst 24 Prozent. Zudem haben 18 Prozent der Smartphone-Nutzer einen Passwort-Safe auf ihren Geräten im Einsatz, 2019 lag der Anteil noch bei acht Prozent. 14 Prozent decken ihre Handy-Kamera ab (2019: 13 Prozent).

Ausbaufähige Sicherheitsmaßnahmen

Zusätzlicher Sicherheitsmaßnahmen kommen weniger zum Einsatz. Nur 37 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer von Online-Diensten verwenden die Zwei-Faktor-Authentifizierung. Wer seine Konten entsprechend absichert, setzt in der Regel auf Bestätigungscodes per SMS (35 Prozent) oder E-Mail (32 Prozent) sowie TAN-Generatoren (31 Prozent). Authenticator-Apps haben lediglich drei Prozent im Einsatz. Für 58 Prozent der Smartphone-Nutzer sind solche Maßnahmen generell keine Option.

64 Prozent installieren regelmäßig Updates, sobald diese vorgeschlagen werden, 2020 waren es 56 Prozent. Sieben von zehn Nutzerinnen und -Nutzer (69 Prozent) sind der Ansicht, dass sie ein Ausspähen durch Fremde nicht bemerken würden. Nur 41 Prozent fühlen sich in der Lage, ihre Geräte vor Angriffen durch Kriminelle zu schützen. Im Vergleich zum Vorjahr (39 Prozent) ist dieser Anteil nur minimal gestiegen.

Die Anspannung bleibt

Nur sechs Prozent der Internet-Nutzer sind der Ansicht, dass Internetkriminalität in der öffentlichen Debatte übertrieben dargestellt wird. 98 Prozent (2020: 94 Prozent) sind hingegen davon überzeugt, dass die Bedrohung durch Cyber-Kriminelle immer größer wird. 92 Prozent (2020: 88 Prozent) wünschen sich deshalb, dass die Politik mehr Geld in spezielle Polizeieinheiten investieren, die gezielt gegen Kriminelle im Netz vorgehen. 91 Prozent (2020: 87 Prozent) wünschen sich mehr Polizeipräsenz im digitalen Raum.

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