Von gehackten Autos und lahmgelegter Produktion

McAfee: Cyberkriminalität und Industrie 4.0

19. Juni 2020, 9:00 Uhr |

Das produzierende Gewerbe bildet die Grundlage der deutschen Wirtschaft – und ist gerade deshalb ein besonders attraktives Ziel für Cyberkriminelle. Was aktuell der entscheidende Innovationstreiber für die Industrie ist und zahlreiche Vorzüge bietet, macht es cyberkriminellen Angreifern allerdings besonders leicht: die Digitalisierung des industriellen Sektors und die Verschmelzung von IT und OT. Hans-Peter Bauer, Vice President Central Europe bei McAfee, hat sich vor Kurzem zu gehackten Autos sowie lahmgelegten Produktionsumgebungen geäußert und Tipps gegeben, wie sich die Industrie am besten schützen kann.

Wer die Digitalisierung der Industrie verschläft, bleibt zurück – davon sind mittlerweile auch 94 Prozent der deutschen Industrieunternehmen überzeugt, so eine neue Studie des Branchenverbands Bitkom. Und hinter diesen Aussagen stehen auch Taten, denn 73 Prozent geben an, ihr Geschäftsmodell entsprechend der digitalen Transformation anzupassen. So verschwimmen die Grenzen zwischen operationeller Technologie (OT) und Informationstechnologie (IT) im Zuge der Industrie 4.0, dem IoT und Cloud Computing immer mehr. Diese Entwicklung bringt Unternehmen zahlreiche Vorteile: effizientere Produktionsprozesse, mehr Automatisierung, besseres Monitoring und eine Beschleunigung der Time-to-Market.

Leider gehe mit diesen neuen Infrastrukturen aber auch die Entstehung eines neuen Nährbodens für Cyber-Kriminalität einher, so Bauer. Maschinen, die direkt mit der Cloud verbunden sind gepaart mit hochkomplexer Vernetzung von Geräten, erzeugen angreifbare Ziele für Cyberkriminelle. Dabei haben sie es auf ganz unterschiedliche Ausbeute abgesehen: geistiges Eigentum oder persönliche Daten, die im Darknet für viel Geld verkauft werden können. Aber auch durch das Lahmlegen von Produktionsumgebungen und Einschleusen von Ransomware können Cyberkriminelle hohe Summen an Lösegeld fordern, die Unternehmen zahlen müssen, um Reputations- und auch langfristige finanzielle Schäden durch einen Produktionsausfall zu vermeiden.

Auch künstliche Intelligenz und IoT-Sensoren, die in der Industrie für verbesserte Automatisierung und schneller Prozesse verbaut sind, entwickeln sich laut Bauer zunehmend zur Zielscheibe für Cyberkriminelle. Das Advanced-Threat-Research-Team von McAfee konnte laut Bauer im Februar ein Fahrassistenzsystem austricksen, das unter anderem im aktuellen Tesla Modell S verbaut ist. „Model Hacking“ heißt die Methode, die testet, wie sich eine künstliche Intelligenz umgehen oder austricksen lässt.

Dafür hat das Forscher-Team von McAfee ein kurzes Stück Isolierband auf ein Verkehrsschild geklebt, das eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 35 Meilen pro Stunde anzeigt. Das im Fahrassistenzsystem eingesetzte Mobil-Eye-Kamerasystem las die Höchstgeschwindigkeit auf dem Schild dann als 85 Meilen pro Stunde, was natürlich verheerende Folgen für den Verkehr haben kann. Der Sichter im technischen Labor erkannte allerdings weiterhin die 35 Meilen pro Stunde. Die Forschungsergebnisse zeigen auf, dass Produkte und Maschinen zwar oft so funktionieren, wie Ingenieure und Designer sie entworfen haben, aber ohne einen „Security-(und Privacy)-by-Design-Ansatz“ besteht eine hohe Gefahr, dass sich potenzielle Schwachstellen von Cyberkriminellen finden und ausnutzen lassen. Deshalb sei es besonders wichtig, dass Industriefirmen eng mit IT-Sicherheitsfirmen und entsprechender Forschung zusammenarbeiten, um den Sicherheitsaspekt bereits während dem Produktionsprozess miteinzubeziehen. Nur dann können Schwachstellen rechtzeitig identifiziert und behoben werden, bevor sie ein größeres Problem darstellen, so Bauer weiter.

Der Einzug der Digitalisierung in den industriellen Sektor stellt einige Unternehmen also vor Herausforderungen im Bereich der IT-Sicherheit. Aber die gute Nachricht ist laut dem McAfee-Mann, dass man Cyberkriminellen durch bestimmte grundlegende Sicherheitsmaßnahmen die Arbeit schwer machen kann. Zu diesen gehört etwa die Absicherung der Cloud. Im Rahmen der Digitalisierung verschieben sich auch Teile der Produktion immer mehr in die Cloud. Dabei profitieren Unternehmen von Flexibilität und Transparenz. Aber Cyberkriminelle sind sich dessen bewusst und versuchen stets an der Schnittschnelle zwischen Maschine und Cloud anzudocken. Durch Cloud Access Security Broker (CASB) können die lokal geltenden Sicherheitsregulierungen auch auf die Cloud angewendet werden und der Datentransfer lässt sich somit besser überwachen und schützen.

Ein weiterer Punkt ist das Human Machine Security Teaming. Vernetzte Produktionsumgebungen erfordern eine ganzheitliche Sicherheitsstrategie, um potenzielle Gefahren rechtzeitig identifizieren zu können. Da diese Umgebungen allerdings extrem komplex sind, stellt die Automatisierung bestimmter Prozesse eine Entlastung der IT-Teams dar. Beim sogenannten „Human Machine Security Teaming“ (HMST) kommt künstliche Intelligenz zum Einsatz, die in einem engen Arbeitsverhältnis mit den Mitarbeitern steht. Die KI-Systeme können Bedrohungen in der Infrastruktur wesentlich schneller erkennen und diese anschließend dem IT-Team melden, welches dann fundierte Entscheidungen treffen kann.

Zudem sind laut Bauer regelmäßige Tests nötig. Eine Schwachstelle in IoT-Geräten oder –Maschinen, wie die im MobilEye-Kamerasystem, ist am besten durch regelmäßige Tests während der Produktion zu verhindern. In diesen Tests müssen die Beteiligten neue Szenarien und Grenzfälle berücksichtigen, für die die Technik ursprünglich nicht ausgelegt war, die aber durchaus im realen Fall eintreten können. Besonders Automobilhersteller sollten die Sicherheit ihrer Systeme in Bezug auf Model Hacking evaluieren.

Weitere Informationen stehen unter www.mcafee.com zur Verfügung.

 

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