Mit der Zunahme von Bestimmungen und dem Wunsch der Verbraucher nach mehr Privatsphäre rücken für Unternehmen Lösungen in den Fokus, die Datenschutz und -zusammenarbeit vereinen. Synthetische IDs könnten einen Beitrag leisten, indem sie personenbezogene Daten durch temporäre Identitäten ersetzen.
Fast die Hälfte aller Datenlecks betrifft personenbezogene Daten (PII)1 wie Steueridentifikationsnummern, Privatadressen oder Kreditkarteninformationen. Angesichts immer komplexerer Datenschutzbestimmungen wird die Notwendigkeit eines verantwortungsvollen Umgangs von Unternehmen mit Daten immer deutlicher. Auch, weil rund 60 Prozent der Verbraucher:innen im E-Commerce einen stärkeren Schutz ihrer Daten fordern2.
Immer mehr Unternehmen erkennen, dass Datenschutzmaßnahmen nicht nur vor kostspieligen Verstößen schützen, sondern auch einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil bieten. Die IT-Branche hat eine der höchsten durchschnittlichen Gesamtkosten pro Datenschutzverletzung – 4,88 Millionen US-Dollar1, Tendenz steigend. Für vorausschauende Unternehmen ist es daher sinnvoll, eine stabile technische Infrastruktur aufzubauen, die datenschutzsichere Partnerschaften ermöglicht. Ein Bestandteil davon können synthetische IDs sein.
Die sichere Verarbeitung und Analyse von Daten über Unternehmensgrenzen hinweg wird immer wichtiger. Viele Unternehmen nutzen dafür unternehmenseigene First-Party-Daten, schöpfen ihr volles Potenzial aber oft nicht aus. Während Data Clean Rooms die End-to-End-Infrastruktur für den datenschutzsicheren Abgleich sensibler Daten bieten und derzeit vor allem für Werbezwecke genutzt werden, gehen synthetische IDs einen Schritt weiter.
Sie ermöglichen eine sichere Data Collaboration außerhalb traditioneller Data Clean Rooms und erweitern damit deren Infrastruktur. Anstelle von persistenten IDs oder verschlüsselten PII werden alle personenbezogenen Daten durch irreversible, temporär gültige synthetische IDs ersetzt. Diese ermöglichen die Verknüpfung und Analyse von Datenpunkten, ohne personenbezogene Informationen preiszugeben. Dadurch wird ein höheres Datenschutzniveau erreicht, indem beispielsweise die Erstellung von Profilen und die Nachverfolgung über mehrere Websites hinweg eingeschränkt wird, während Unternehmen weiterhin wertvolle Erkenntnisse aus den Daten gewinnen können.
Der entscheidende Unterschied liegt dabei in der Dezentralität. Mit synthetischen IDs behalten Unternehmen die volle Kontrolle über ihre First-Party-Daten, während sie gleichzeitig ihre Daten sicher mit anderen Unternehmen abgleichen und analysieren können, ohne sie an Dritte weiterzugeben. Der erste Datenabgleich findet häufig in einem Data Clean Room statt, anschließend können synthetische IDs in eigene Technologien überführt und dort weiter analysiert werden. Damit sind Unternehmen nicht an eine bestimmte Lösung gebunden, sondern können die Datensätze unabhängig auswerten. Dies beschleunigt die Prozesse, erhöht die Interoperabilität, maximiert den Wert der First-Party-Daten und ermöglicht eine nahtlose Anpassung an die bestehende Infrastruktur.
Viel zu lange haben sich Branchen wie das Online-Marketing auf Praktiken verlassen, die mit dem Datenschutz nicht vereinbar sind. Inzwischen hat die Werbebranche erkannt, dass Datenschutz ein Wettbewerbsvorteil ist. Vor allem im Bereich des Real Time Bidding und bei umfangreichen Kampagnenanalysen spielen synthetische IDs zunehmend eine zentrale Rolle. Sie vereinfachen komplexe Datenanalysen und beschleunigen die Zusammenarbeit. So können Unternehmen Performance-Messungen direkt mit ihren Measurement-Partnern analysieren und Kampagnen effizient skalieren.
Arbeitet beispielsweise ein Smartphone-Hersteller mit einer Media-Agentur zusammen, um Verkaufszahlen zu analysieren, dann können sie ihre Daten über einen Data Clean Room abgleichen. Synthetische IDs ermöglichen nun den datenschutzsicheren Transfer der sensiblen Informationen in die eigenen Systeme. Dort können sie nahtlos integriert und ausgewertet werden. Alle personenbezogenen Daten werden dabei vollständig durch synthetische IDs ersetzt, wodurch die Privatsphäre der Kund:innen gewahrt bleibt.
40 Prozent aller Sicherheitsvorfälle1 sind auf die Weitergabe sensitiver Daten in unterschiedlichen Umgebungen zurückzuführen. Wenn die Daten dagegen nur in einer Umgebung gespeichert werden, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie von Datenschutzverletzungen betroffen sind, geringer. Für Unternehmen bedeutet dies, dass der Schlüssel zu einem sicheren Datenmanagement in der dezentralen Nutzung und dem Schutz ihrer First-Party-Daten liegt. Eine sichere First-Party-Data-Strategie sollte dabei auf den folgenden vier Säulen basieren.
1. Systematische Datenerfassung
Der erste Schritt ist die systematische und sichere Erfassung von First-Party-Daten auf Basis von Kundeninteraktionen. Dies gelingt über Website- und App-Interaktionen, die Nutzer:innen beispielsweise Anmeldemöglichkeiten für Newsletter bieten. Auch Treueprogramme motivieren Verbraucher:innen zur Anmeldung und fördern langfristige Kundenbeziehungen. Eine transparente Kommunikation muss hierbei die Grundlage bilden, um die Einwilligung der Konsument:innen erhalten zu können.
2. Sichere Datenverarbeitung
Technologien zum Schutz der Privatsphäre unterstützen Unternehmen dabei, Daten sicher zu verarbeiten. Strategische Datenpartnerschaften bieten Unternehmen die Möglichkeit, den bestehenden Datenpool zu erweitern, Datenüberschneidungen abzugleichen und so ein breiteres Zielgruppensegment anzusprechen.
3. Aufbrechen von Datensilos
Der Tech Stack sollte darauf ausgerichtet sein, Daten aus unterschiedlichen Systemen wie CRM, CDP oder E-Commerce-Plattformen zu integrieren. Je vielfältiger und umfangreicher die Daten sind, desto differenzierter und individueller können Nutzersegmente identifiziert werden.
4. Nutzbarmachung der Daten
Die gewonnenen Erkenntnisse bilden den Ausgangspunkt für Unternehmen, um von First-Party-Daten zu profitieren. So können Verbraucher:innen etwa im Rahmen von personalisierten Marketingkampagnen über unterschiedliche Medienkanäle hinweg individuell angesprochen werden und Angebote erhalten, die auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sind.
Datenschutz ist ein Grundpfeiler zukunftsorientierter Unternehmen. Dabei stehen Data Collaboration und Datenschutz keineswegs im Widerspruch – im Gegenteil, sie ergänzen sich gegenseitig. Um Datenmissbrauch zu verhindern und Datenschutz zum Ausgangspunkt unternehmerischen Handelns in allen Branchen zu machen, bedarf es des gezielten Einsatzes von Technologien zum Schutz der Privatsphäre.
Data Clean Rooms im Allgemeinen und synthetische IDs im Besonderen sind eine Möglichkeit, das Potenzial wertvoller First-Party-Daten auszuschöpfen und dabei die Privatsphäre der Nutzer:innen zu wahren. Datenschutz und die Zusammenarbeit auf Grundlage von Daten werden so zu zwei Seiten derselben Medaille, die gemeinsam den Erfolg und die Sicherheit moderner Geschäftsmodelle fördern.
1 https://www.ibm.com/downloads/cas/OJLZOEMZ
2 https://www.postbranche.de/2024/07/31/datenschutz-im-e-commerce-63-prozent-der-verbraucher-wuenschen-sich-einen-besseren-schutz-ihrer-daten/