Diese riskante Vorgehensweise bereitet auch dem Bundesdatenschutzbeauftragten Ulrich Kelber wachsende Sorgen. In einem Interview mit dem Handelsblatt warnt er jetzt Unternehmen, aber auch Behörden und Bildungseinrichtungen, eindringlich vor der weiteren Nutzung solcher Anwendungen. Aus Bequemlichkeitsgründen würden leider oft die bekannten Angebote genutzt, selbst wenn diese aus Datenschutzsicht mangelhaft sind, mahnt Kelber. Er erwarte von Behörden und großen Firmen, aber auch von Bürgerinnen und Bürgern, genau hinzusehen, wofür sie sich entscheiden. Zielsetzung müsse es sein, die Vertraulichkeit der Kommunikation zu sichern und die Nutzung der Anwendungen nicht mit seinen Daten oder Metadaten bezahlen zu müssen.
Zu Recht weist Kelber dabei darauf hin, dass es in fast allen Bereichen mehr als genug Alternativen gebe, die diese Punkte erfüllen – auch kostenlose. Im Falle von Zoom reicht die Palette von großen Anbietern wie Microsoft (Teams / Skype for Business), Cisco (Webex) und Google (Hangouts / Meet) bis hin zu kleineren Mitbewerbern wie der Schweizer Lösung Wire, dem aus dem Gaming-Bereich stammenden Discord oder dem teils etwas komplex aufgebauten Jitsi Meet. Sie alle bieten mehr Sicherheit, unterscheiden sich aber nicht nur in der Teilnehmerzahl, sondern auch in Aspekten wie der Integration in Systemumgebungen und fortgeschrittenen Kollaborations-Features wie dem Dateiaustausch sowie der Aufzeichnung und Transkription von Gesprächen.
Es ist deshalb höchste Zeit, dass die IT-Verantwortlichen endlich wieder das Heft in die Hand nehmen und die passende Lösung für die eigenen Sicherheitsvorgaben und Bedürfnisse suchen. Auch wenn damit unter Umständen Kosten verbunden sind. Datenschützer Kelber sieht dabei auch die Softwareanbieter und Dienstleister in der Pflicht nachzuarbeiten und den Anwendern Angebote bereitzustellen, um die aktuellen Anforderungen an Flexibilität und Leistungsfähigkeit zuverlässig und vor allem sicher zu erfüllen.