Plattformoffensiven der Broadliner

Distributoren werden zu Cloud-Zentralen

11. August 2015, 17:07 Uhr | Samba Schulte

Fortsetzung des Artikels von Teil 4

Momentum bei den Großen

Sasa Viro (Bild: Also)
Sasa Viro (Bild: Also)
© Also

Andererseits hat Experton ja recht, wenn sie feststellen: Das Momentum in der Cloud-Distribution liege bei den Broadlinern. Nicht nur, dass sie mit entsprechenden Getöse ihre Cloud-Lösungen an den Start brachten. Darüber hinaus sei auch vielversprechend, dass sie die verschiedenen strategischen Ansätze kombinierten. So bauten alle Broadliner um eine attraktive Cloud-Lösung von Microsoft (zum Start Office 365 und Intune) herum sukzessive ein attraktives Ökosystem auf, diagnostiziert Experton. Hier überlagerten sich der Multi Cloud Provider- und der Single Cloud Provider-Ansatz auf geschickte Weise.

Also Deutschland sieht Experton derzeit in der Führungsposition, weil der Broadliner zuerst mit seinem Marktplatz am Start war und den Zeitvorteil beim Werben um Kunden aggressiv nutze. Also-Manager Viro durfte bereits zur Channel Trends & Visions-Hausmesse im Frühjahr herausstellen: »Unsere Kompetenz in der Cloud haben wir mit unserem Microsoft Cloud Business eindrucksvoll unter Beweis gestellt.« Laut Viro ist Also in Deutschland der Microsoft-Partner mit der größten Partnerbreite sowie den meisten Partnern in der Cloud. Der Marktanteil im Microsoft Cloud Business läge bei 41 Prozent, das Wachstum gegenüber dem Vorjahr bei 300 Prozent. Aber nicht nur Microsoft-Produkte, auch Services von Acronis, Carbonite, der Deutschen Telekom, Mitel, Secucloud oder Swiftpage lassen sich über den kürzlich gestarteten Cloud Marketplace beziehen. Zusätzlich zu den Produkten will der Distributor die Fachhandelspartner mit dem nötigen Know-how unterstützen. »Dieses zeitintensive Investment in unsere Partner sehen wir als wichtige Erfolgsstrategie und Investition in die Zukunft«, erklärt Viro.

Ingram Micro startete seinen Marktplatz im Sommer mit Cloud-Angeboten der Hersteller Microsoft, Acronis und den Sync- und Filesharing-Lösungen des SaaS-Spezialisten Nomadesk. Noch bis Ende dieses Jahres sollen die Dienste von Cisco, IBM, Intel Security, Trend Micro und Webex hinzukommen. Ingram Micro folgt hier, anders als der Wettbewerb, dem Top-Down-Ansatz: Sowohl bei der Auswahl der Hersteller als auch der Anwendungen zählt zunächst die Marktbedeutung und die derzeit am häufigsten genutzten Cloud-Lösungen aus den Anwendungen Infrastruktur, Sicherheit, Kommunikation und Collaboration. Spezielle Branchenlösungen und Applikationen von regionalen Anbietern sollen aber folgen. So können beispielsweise auch Systemhäuser ihre Cloud-Dienste über die Plattform von Ingram Micro vertreiben. Aus kaufenden Resellern werden so Lieferanten des Broadliners. Ingram Micro-Chef Ernesto Schmutter kommentierte die Premiere: »Unser Cloud Marketplace hilft Systemhäusern bei ihrer Transformation hin zu Cloud-basierten Angeboten durch standardisierte Prozesse, beispielsweise bei der Abrechnung von Cloud-Leistungen, Aggregation verschiedener Dienste diverser Hersteller, sofortige und garantierte Verfügbarkeiten und Support.« Solche herstellerunabhängigen Transaktions- und Business-Plattformen seien die Antwort der Distribution auf den Trend, dass Anwender verstärkt auf gehostete ITK-Dienste zurückgreifen. »Systemhäuser brauchen Angebotskonzepte, um diesem geänderten Nutzungsverhalten gerecht zu werden. Mit dem neuen Cloud Marketplace von Ingram Micro steht ihnen nunmehr eine weitere Alternative zur Verfügung«, meint Schmutter.

Auch Tech Data wird in Kürze seinen Marktplatz launchen: Stefan Müller, Business Manager für Cloud Services, gewährte Presse und Partnern auf verschiedenen Treffen und Veranstaltungen bereits erste Einblicke in das Tool und hebt hervor, dass die lange und mühevolle Vorarbeit am System sich der eigenen Einschätzung nach ausgezahlt habe, da man eine im Wettbewerbsvergleich besonders ausgereifte Lösung vorstellen werde. »Eine der zu bewältigenden Herausforderungen ist, dass die Nutzung von Cloud Services sehr dynamisch ist, über unseren Cloud Solution Store können Nutzer beispielsweise Lizenzänderung im laufenden Prozess verändern«, erklärt Müller. Da das Ziel sei, Transaktionen End-to-end abzuwickeln, investierte Tech Data viel Mühen in die Kommunikation mit den Hersteller-Sytemen. Eine ganz neue Herausforderung für alle Distributoren, wie Tech Data-Chef Michael Dressen feststellt: »Unsere Systeme und die der Hersteller müssen ganz neu verknüpft werden und auf eine andere Art kommunizieren.« Hier müssten auch viele Hersteller noch nacharbeiten. Auch Tech Data wird mit dem Kernangebot von Microsoft starten und dieses sukzessive ergänzen.


  1. Distributoren werden zu Cloud-Zentralen
  2. Von deutschen Skeptikern
  3. Aus Systemhäusern werden MSPs
  4. Unterschiedliche Ansätze
  5. Momentum bei den Großen
  6. Verschärfter Wettbewerb

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+