Vor etlichen Jahren hatte Larry Ellison den Software-Anbieter CA wegen der vielen Zukäufe und des geringen Anteils der neuen Lizenzen am Umsatz noch als Heim für Software-Hersteller im Ruhestand verspottet. Demnach müsste er sich heute in seinem eigenen Unternehmen wie in einem Altersheim fühlen. Denn inzwischen stammt, ohne Berücksichtigung der Sun-Umsätze, weniger als ein Drittel der Einnahmen aus neuen Lizenzen. Mehr als die Hälfte hingegen kommt aus Updates und Wartung, der Rest aus Beratungsdienstleistungen. Die Wahrheit dahinter: Datenbanken, Middleware und Applikationen sind ausgereifte Software-Produkte und die meisten Unternehmen sind gut damit versorgt. Bei Innovationen wie In-Memory-Datenbanken, die Echtzeitverarbeitung unterstützen, oder hochskalierbaren Plattformen für das Extreme Transaction Processing nimmt Oracle eine konservative Haltung ein.
Beim Hardware-Support hat Oracle indes einschneidende Änderungen verfügt: Kunden, die künftig Reparaturarbeiten des Herstellers in Anspruch nehmen wollen, müssen dies dann für alle ihre Geräte von Sun tun, und sie müssen dafür maximal mögliche Dienste bezahlen. Im Gegenzug ist der Preis für diesen Premium Support allerdings bis zu 50 Prozent niedriger als bei Wettbewerbern. Ob die Anwender diese Kombination aus Zuckerbrot und Peitsche goutieren werden, bleibt abzuwarten.
Wesentliche Veränderungen in der IT-Welt könnte das Cloud Computing herbeiführen und die Nutzung von Software, die andere Anbieter in ihren Rechenzentren nach Bedarf zur Verfügung stellen (Software as a Service). Versprochen hat Ellison immerhin schon, dass die Fusion-Applikationen die Kluft zwischen Sofware on Premise und as a Service überbrücken sollen. Doch in diesem Bereich muss Oracle seine Strategie erst noch ausarbeiten und mit Leben füllen – wie die meisten anderen Branchengrößen freilich auch.