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Politik nutzt Twitter-Zombies als Bundeswahl-Helfer

18. September 2013, 11:46 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Peer Steinbrück: Kanzler der Karteileichen

Nur jeweils etwas über die Hälfte der Follower sind echt. (Grafik: Barracuda Networks)
Nur jeweils etwas über die Hälfte der Follower sind echt. (Grafik: Barracuda Networks)

Meist lassen sich die falschen Twitter-Follower relativ leicht bei einem Blick auf ihr eigenes Profil identifizieren. Ein Großteil von ihnen wurde mit einem offensichtlich gefälschten Namen wie »pw239vdsspd« und geklautem Bild angelegt und weist keine andere Aktivität auf, als dem jeweiligen Unternehmen oder Politiker zu folgen. Weitere Interessensgebiete, ein eigenes Profil oder gar eigene Posts weisen sie nicht auf. So haben etwa über 20 Prozent aller Follower der CDU-Online-Redaktion noch keinen einzigen Tweet oder auch nur eine Antwort verfasst, seit dem Microblogging-Dienst beigetreten sind. Doch nicht nur die CDU schmückt sich gerne mit solchen Karteileichen. Auch bei den anderen etablierten Parteien fand Barracuda ähnlich hohe Werte an Fake-Freunden. Insgesamt verhält sich laut Barracuda der prozentuale Anteil der echten Follower indirekt proportional zur absoluten Zahl der Follower. Verallgemeinert bedeutet das: Je mehr Follower ein Politiker auf Twitter hat, desto weniger davon sind anteilig echt.

Das gilt auch für den König der gesamten und falschen Follower, SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück. Erst 2012 auf Twitter gestartet, hat Steinbrück, der meist sowieso zwitschern lässt statt selbst zu schreiben, seither rund 50.000 Follower auf seinem Twitter-Account versammelt. Nach den Recherchen von Barracuda sind davon mindestens 30 Prozent sicher gefälscht, weitere 18 Prozent stehen zumindest in diesem Verdacht. 16 Prozent von Steinbrücks Followern sind rein passiv und haben selbst noch nie einen Tweet verfasst. Auch beim Grünen-Kandidaten Jürgen Trittin vermehren sich die Follower alles andere als natürlich. 26 Prozent seiner Twitter-Follower wurden von Barracuda als technisch generiert entlarvt, noch einmal 16 Prozent weisen ebenfalls typische digitale Gen-Tech-Merkmale auf. Der ehrlichste unter Spitzenkandidaten für die aktuelle Bundestagswahl ist nach dieser Analyse Gregor Gysi. Doch auch beim Parteichef der Linken hat Barracuda noch 29 Prozent der Follower als Zombies identifiziert, plus 11 Prozent Wackelkandidaten.

Bei den beiden Regierungsparteien CDU und FDP sind die Spitzenkandidaten auf Twitter zwar nur über allgemeine Kanäle wie CDU_News und FDP_Fraktion präsent. Doch auch hier ist das Bild das gleiche wie bei der politischen Konkurrenz: Mit einer Fälschungsquote von 32 Prozent und 12 Prozent verdächtigen Followern liegt die Partei der Bundeskanzlerin Angela Merkel nur knapp hinter Peer Steinbrück. 22 Prozent ihrer Follower sind stumme Zuhörer. Die FDP bringt es laut Barracuda auf 25 Prozent Zombie-Follower und weitere 14 Prozent mögliche Fake-Accounts.


  1. Politik nutzt Twitter-Zombies als Bundeswahl-Helfer
  2. Peer Steinbrück: Kanzler der Karteileichen
  3. Wie viele Bürger sind wir wirklich?
  4. Jede Stimme zählt – auch die frei erfundene

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