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Politik nutzt Twitter-Zombies als Bundeswahl-Helfer

18. September 2013, 11:46 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Wie viele Bürger sind wir wirklich?

Die meisten der Fake-Accounts sind laut Barracuda weiblich. (Bild: olly, fotolia.com)
Die meisten der Fake-Accounts sind laut Barracuda weiblich. (Bild: olly, fotolia.com)

Neben der Generierung von Followern durch die eigenen Mitarbeiter wird dabei inzwischen am häufigsten eine wesentlich einfachere und effektivere Methode angewandt. Professionelle Anbieter vermieten die Follower online in Tausenderpacks schon ab rund zehn US-Dollar. Je nachdem, ob diese Zombies auch anderen Feeds folgen, oder ob sie exklusiv sind, steigen die Kosten an. Wie professionalisiert diese Branche bereits ist, und wie hoch die Nachfrage von Unternehmen, Berühmtheiten und Politikern nach Likes und Follows als einer Art digitaler Werbung, zeigt sich auch daran, dass einige Anbieter sogar weltweite Botnetze dazu einsetzen, um die gekaperten Rechner Millionen neuer Facebook- und Twitter-Accounts generieren zu lassen.

Dass die deutschen Politgrößen bei ihren Account-Käufen offenbar sehr professionell vorgehen, zeigt sich laut Jason Ding, Research Scientist, Barracuda Labs, an der Schwierigkeit, die Fakes zu erkennen. Anders als noch Anfang des Jahres bei der FDP gesehen, sind auffällige Follower-Zuwächse von 20 Prozent und mehr innerhalb weniger Stunden heute kaum noch zu finden. »Wir konnten keine eindeutige Quelle für die Zombie-Accounts finden. Zudem ist der Follower-Zuwachs bei diesen Accounts recht stabil.«, erklärt Ding. »Das bedeutet, dass hier entweder die Zahl der Follower sehr geschickt und unauffällig durch gefälschte Profile aufgebaut wird oder aber, dass es sich um eine ausgesprochen hohe Zahl von verwaisten Accounts handelt, die kein Mensch mehr benutzt.«

--- forum[x] ---Als digital mündiger Bürger muss man sich jedenfalls nun umso mehr fragen, für wie dumm uns unsere Vertreter im Bundestag eigentlich verkaufen wollen und was ihre eigentliche Intention als Politiker ist: Dem Volk zu dienen, oder den eigenen Ruhm zu mehren – egal, mit welchen unlauteren und unschönen Mitteln, die man sonst selbst gerne mit gespaltener Zunge kritisiert. Und so schleicht sich denn angesichts solcher Zahlen-Tricksereien auch noch ein ganz anderer Verdacht auf: Vielleicht liegt die Wahlbeteiligung gar nicht bei den oft genannten mageren 60 Prozent. Wer weiß angesichts all der halben Wahrheiten im realen und virtuellen Wahlkampf noch, ob es die restlichen 32 Millionen Bundesbürger wirklich gibt, oder ob sie nur eine Erfindung der Politik sind, um sich selbst wichtiger zu machen?


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