AR und VR im Vormarsch

Reale Geschäfte mit virtuellen Welten

4. Juni 2018, 8:08 Uhr | Jona van Laak

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Maschinenbau und Logistik

Schaltschrank-Szenario (Foto: Epson)
Schaltschrank-Szenario (Foto: Epson)

Eine Datenbrille, die Hörbehinderte in der Logistik visuell mit relevanten Informationen versorgt – dank einer Kooperation mit der TU München ist das bei der Firma Schmaus bereits Realität. Seit Ende letzten Jahres ist das neue Kommunikationssystem bereits im Einsatz und die »hörbehinderten Mitarbeiter sind mit Feuer und Flamme dabei, weil sie jetzt einfach Teil der ganzen Mannschaft sind«, freut sich Matthias vom Stein, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TUM. Mit der Datenbrille werden die für den Arbeitsprozess relevanten Informationen ins Gesichtsfeld eingeblendet und so sind die Logistikmitarbeiter nicht mehr auf sprachliche Anweisungen, Ausdrucke oder Displays angewiesen. Beim Kommissionieren, d.h. der Warenverschiebung von A nach B, haben die Mitarbeiter so die Hände frei und werden visuell ans Ziel geführt. Diese Technologie ist unter dem Begriff Pick-by-Vision als Warenzeichen eingetragen.

Dadurch, dass das System sowohl von hörbehinderten und hörenden Mitarbeitern verwendet wird, bauen sich Kommunikationshürden von alleine ab. Dazu führten die Wissenschaftler viele Befragungen durch, um die Bedürfnisse und Anregungen der Angestellten in die Entwicklung einfließen zu lassen. So stellte sich etwa heraus, dass es besser verständlich ist, Informationen durch Symbole zu verdeutlichen als mithilfe von Text. Auch müssen die Brillengestelle individuell an jede Benutzerin und jeden Benutzer angepasst werden, damit diese sich nicht durch die Brille gestört fühlen. »Es gibt auch einige Funktionen, die wir zusätzlich implementiert haben. So ist es möglich, vorformulierte Kurznachrichten mit anderen auszutauschen«, erklärt vom Stein,. Damit wurde eine Kommunikationsplattform geschaffen, die ohne gesprochene Sprache funktioniert.

Das entwickelte System umfasst die Datenbrille mit der darauf installierten Kommissionier-App, einen Handscanner, mit dem die Barcodes der Waren abgelesen werden, und eine Lagerverwaltungssoftware. »Wir haben eine offene Schnittstelle zu der Kommissionier-App auf Android-Basis definiert«, erklärt vom Stein. Damit kann das System auch von anderen Firmen oder Institutionen genutzt werden. Ein weiterer Vorteil: Die Software ist auf zukünftige Datenbrillen anwendbar, wenn diese ein Android-Betriebssystem besitzen.

Für das Maschinenbau-Unternehmen Wafios hat das Systemhaus Inosoft beispielsweise eine AR-Anwendung entwickelt, die einem Arbeiter den Wechsel von Werkzeugen erläutert und Hilfestellungen gibt. Eine weitere industrielle Anwendung ist der »digitale Zwilling«, den Inosoft in Zusammenarbeit mit VDE entwickelt hat. Dabei geht es um die finale Abnahme eines realen Schaltschranks. Während des gesamten Entwicklungsprozesses entsteht auch ein digitales Modell – ein sogenannter digitaler Zwilling. Der Prüfer kann nun unter Einsatz einer Augmented-Reality-Datenbrille das reale Produkt mit dem digitalen Abbild vergleichen und erkennt unmittelbare Abweichungen, zum einen in der Installation von Komponenten, aber auch Abweichungen aus Normprüfungen gegenüber Normanforderungen. Die Produktionskontrolle wird damit vereinfacht und beschleunigt, die Kosten sinken.


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  4. VR für die Gebäudesimulation

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