Was zu den Kernkompetenzen eines Architekten zählt, kann den Normalbürger schnell überfordern: sich die Ausmaße oder gestalterischen Lösungen einer Immobilie visuell vorzustellen. Das beginnt bei der Frage der Wandfliesen im Badezimmer und endet bei der Gesamtkonzeption eines Gebäudekomplexes. Hier kann der Einsatz von Virtual Reality einen hohen Mehrwert bieten, weil sich unästhetische oder fehlerhafte Konstruktionen bereits vor dem Bau erkennen lassen. Durch die virtuelle Darstellung kann der Bauherr ein Gefühl dafür entwickeln, wie das Gebäude wirkt und ob seine Vorstellungen optimal umgesetzt werden.
Dennoch ist Virtual Reality in der Baubranche derzeit noch ein Randphänomen, das nach Ansicht von Innovationstreibern zu wenig Beachtung findet. Dabei liegen im Vergleich zu anderen Branchen die Daten über Gebäude und die installierte Gebäudetechnik sehr oft bereits als CAD-Modelle vor. Doch diese Daten werden nur sehr selten zur Visualisierung genutzt, weil die Kommunikation zwischen den einzelnen Gewerken oft nicht ausreichend vorangetrieben wird und Schnittstellen fehlen.
Genau an diesem Punkt setzt das Allgäuer Startup Element an, das Anfang des Jahres aus dem Zusammenschluss von zwei Handwerksbetrieben entstanden ist. Das Unternehmen entwickelt individuelle technische Lösungen in den Bereichen Gebäudeautomation, Sicherheitstechnik und erneuerbare Energien. Dazu setzt Element auf intelligente Steuerungssysteme, die flexibel an die Anforderungen der Nutzer angepasst werden. Vor allem jedoch treibt das Unternehmen die Kommunikation mit allem am Bau beteiligten Gewerken voran und speist deren Datensätze in eine gemeinsame Softwareplattform ein. So lasse sich ein Bauprojekt erst umfassend und schnell in die virtuelle Welt übertragen, erläutert Gründer Johannes Bär im Gespräch mit CRN. »Für uns ist es entscheidend, dass sich die unterschiedlichen Daten einfach, effizient und sicher bündeln lassen. Dadurch wird die VR-fähige Visualisierung erst wirklich vollständig und kann schnell erstellt werden.«
Element verwendet die Virtual Reality-Brille Oculus Rift, deren OLED-Display mit 2.160 x 1.200 Pixeln auflöst und über ein großes Sichtfeld verfügt. Die virtuellen Inhalte generiert Element aus dem bestehenden 3D-Datensatz der Architekten oder erstellt sie alternativ aus einem 2D-Grundriss. Dazu hat sich die Kombination aus einem CAD-Programm aus dem Bereich der Elektrotechnik (DDS-CAD) und Google Sketch Up bewährt. So kann der Kunde eine VR-fähige Visualisierung erhalten. Es gibt jedoch noch einen weiteren bautechnischen Vorteil, da der 3D-Datensatz auch zur Kollisionsprüfung mit anderen Gewerken nach dem BIM Standard (Building Information Modeling) genutzt werden kann.
Der Kunde kann sein Bauvorhaben somit schon im Vorfeld über die Brille emotional erleben. Er bekommt ein Gefühl für Proportionen und kann sich unterschiedliche Versionen des Gebäudes zeigen lassen – gleich ob es um die Ausgestaltung der Fassade, die Positionierung der Sicherheitskameras oder die Inneneinrichtung geht. Ja selbst verschiedene Einrichtungsgegenstände, Fliesen oder Dekorationen können so vorab visualisiert werden. Einen besonderen Benefit sieht Bär in der gewerkeübergreifenden Zusammenarbeit der Unternehmen. »Der Wintergartenbauer zeichnet seinen Wintergarten, wir die Beleuchtung dazu und der Kunde kann sich das gesamt Paket bei uns im VR-Raum ansehen. Das Feedback der Kunden ist sehr positiv und für uns ist diese Visualisierung schon kaum mehr wegzudenken.«