Grundsätzlich ist es selbstredend völlig fahrlässig und somit primär das Verschulden der Fahrer selbst, Autos der aktuellen Entwicklungsstufe (2) ohne eigene Eingriffsmöglichkeit fahren zu lassen. Umso mehr, wenn durch Manipulationen Sicherheitssysteme übergangen werden. Darauf weisen alle Hersteller einschließlich Tesla deutlich hin und durch die öffentlichen Diskussionen darüber sollte das nicht nur jedem Besitzer solcher Fahrzeuge bekannt sein. Dennoch ist es enorm wichtig, Probleme und Fehler solcher Assistenzsysteme auf technischer Ebene zu durchleuchten. Alleine schon im Sinne des Fortschritts auf dem Weg zu tatsächlich sicheren autonomen Fahrzeugen der Stufe 5.
Führt man die Informationen zusammen, gibt es nach Ansicht der CR-Experten mehrere mögliche Erklärungen für den Unfall. Der Autopilot könnte etwa veraltet gewesen oder schon vorab an einer Stelle aktiviert worden sein, an der es noch Fahrbahnmarkierungen gab, oder zumindest etwas, das die Kameras dafür hielten. Es ist bereits bekannt, dass entsprechende Assistenzsysteme in einigen Fällen beispielsweise von Regenwasser täuschen lassen und eine nicht vorhandene Markierung erkennen. Möglicherweise hat sich der Autopilot dann vor oder in der Unfallkurve wieder deaktiviert, wodurch das Fahrzeug von der Straße abkam. Somit würde er in den Daten vom Zeitpunkt des Unfalls tatsächlich nicht auftauchen. Somit darf mit Spannung erwartet werden, welche Ergebnisse die Ermittlungen am Ende tatsächlich zutage fördern und welche Lehren daraus gegebenenfalls zu ziehen sind.
Dass Tesla sich der Diskussion um die Sicherheit in besonderem Maße ausgesetzt sieht, hat sich das Unternehmen jedoch weitestgehend selbst zuzuschreiben. Dafür sorgen der Hersteller und sein umtriebiger Chef alleine schon mit äußerst euphemistischen Marketing-Aussagen sowie den leicht irreführenden Benennungen seiner Systeme, die in Deutschland inzwischen sogar teils gerichtlich verboten wurden. Hinzu kommt, dass Tesla bei der technischen Ausstattung entgegen der Bekundungen seiner eigenen Fortschrittlichkeit einige – zumindest aus Sicht einiger Experten faule – Kompromisse eingeht. Insbesondere verzichtet Tesla auf den Einsatz von Lidar-Lasersystemen, die die Umgebung in Form von 3D-Punkten abbilden. Damit nicht genug glauben Musks Ingenieure als einzige in der Branche daran, künftig sogar die Radar-Daten weglassen und sich alleine auf die Kameras verlassen zu können. Möglich machen soll das die vermeintlich überlegene KI des Unternehmens. Doch was taugt eine KI, die noch nicht einmal zuverlässig überprüfen kann, ob tatsächlich ein Fahrer im Sitz befindet?