Seit Pierre-Pascal Urbon überraschend Uwe Bauer an der Spitze von Komsa abgelöst hatte, wird über einen Verkauf der Mehrheitsanteile der Gründer Gunnar Grosse und Jürgen Unger spekuliert. Er sei doch genau dafür geholt worden, fragte ICT CHANNEL den Komsa-Chef im Dezember 2021? Der wiegelte ab. Grosse hätte, wenn er wollte, längst verkaufen können. „Aber Komsa ist Grosses ‚Baby‘“. Urbon soll es „fit machen für die Zukunft – „mit einem Management-Team, das diesen Weg jetzt beschreitet“, so der Komsa-CEO vor einem Dreivierteljahr gegeüber ICT CHANNEL.
Währenddessen ist der Plan längst gefasst, Komsa zu verkaufen. Der CEO verhandelte mit der britischen Distributionsgruppe Westcoast. Zuvor hatte Urbon ausgefegt: insbesondere viele langjährige Komsianer mussten gehen. Die Stimmung war entsprechend im Keller. Gunnar Grosse wollte indes keine Zeit verlieren, sein Erbe zu regeln. 2013 hatte er seine Mehrheitsanteile an Komsa in eine Stiftung in Liechtenstein gelegt. Erst zehn Jahre später dürfe die Gunnar Grosse Foundation in Vaduz die Anteile verkaufen. So steht es in der Satzung, wie ICT CHANNEL über das Zerwürfnis zwischen den Komsa-Gründern Grosse und Jürgen Unger berichtet hatte.
"Größter Entwicklungsschritt der Firmengeschichte"
Nun werden also 2023 die Briten übernehmen. Komsa soll internationaler und vor allem für Hersteller attraktiver werden. Und profitabler. Mit gemeinsamer Einkaufsmacht wollen die beiden Distributoren bessere Konditionen bei ihren Verdoren herausholen. Im Umkehrschluss öffnet sich für Westcoast ab 2023 der deutsche Markt, auf dem die Briten bislang kaum vertreten sind. Gelingt es, die Schlagkraft der deutsch-britischen Teams für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit auf die Beine zu stellen, tritt hierzulande ein Ernst zu nehmender neuer IT-Distributor in den Wettbewerb ein - vor allem bei Cloud-Diensten. Da war Komsa bislang außen vor.
Organistorisch steht Komsa ein Kraftakt bevor, der viel verändern wird, deutet Kerstin Grosse, Komsa-Aufsichtsratsvorsitzende und Ehefrau des Gründers an. „Komsa steht der größte Entwicklungsschritt der Firmengeschichte bevor“, sagt sie. Einzig was sich unter der neuer Eigentümerschaft von Westcoast-Gründer Joe Hemani nicht ändern soll, ist die Wahrnehmung der Komsa im Markt.
Man hält in Hartmannsdorf am Begriff eines Familienunternehmens fest, wie der Teufel sich an die arme Seele klammert. Komsa bleibe ein Familienunternehmen, nur eben jetzt nicht mehr in den Händen eines Schweden mit deutschen Wurzeln (Gunnar Grosse), sondern eines Briten, übernimmt ein Fachmagazin den Komsa-Tenor. Ganz so, als sei 30 Jahre Verbundenheit eines ausscheidenden Gründers mit der Firma Teil des Übernahmepakets.