IT-Systemhaus der Zukunft

So viel Chancen und so viele Mängel

28. März 2022, 11:49 Uhr | Martin Fryba

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Putin-Versteher und sonstige Idioten-Chefs

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Der Arbeitsmarkt für IT-Experten erlebt eine komplette Veränderung. Corona hat die Lage noch verschärft“. Ingo Lücker, Geschäftsführer des Systemhausverbunds ITleague
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Automatisierung hilft
Zwei von drei der über 700 von Synaxon befragten IT-Unternehmer sehen den Fachkräftemangel als größte Herausforderung in den kommenden Jahren, nach dem Faktor steigende Komplexität in den IT-Lösungswelten, die jedem zweiten Unternehmer Kopfzerbrechen bereitet. Beide Problembereiche ließen sich durch mehr Automation besser in den Griff bekommen. „Das ist der Weg zum Erfolg“, ist sich Rebecca Quinlan sicher, die bei Synaxon das MSP-Geschäft mit vorantreibt. „Durch Automatisierung ein wenig mehr Ordnung ins Haus bringen“, würde ihrer Ansicht nach schon helfen. Daher lohnt ein Blick in den Preisspiegel, der von Synaxon jährlich herausgegeben wird. Er verschafft nämlich auch Orientierung, welche Plattformen und Tools Systemhäuser und MSPs einsetzen, um mit RMM, ERP/CRM, Ticketsystem, Fernwartung, Backup, DMS oder IT-Security auch die eigenen Prozesse zu verbessern. Ein Ranking nach Noten zeigt, wie zufrieden die Techniker mit den Anwendungen sind, mit denen sie täglich zu tun haben.

Unsichere IT-Sicherheit
Zur Automatisierung ist es jedoch ein längerer Weg, und am Beispiel IT-Security zeigt sich leider viel zu oft, wie ein professioneller Anspruch in Richtung Absicherung von Kunden-IT und die eigenen IT-Sicherheitsanstrengungen bei IT-Dienstleistern bisweilen weit auseinander klaffen. So zeigt eine aktuelle Studie von RMM-Anbieter N-able, dass die 100 in Deutschland befragten MSPs zwar 98 Prozent ihrer Kunden mit einer Multifaktor-Authentifizierung ausstatten wollen, ihre eigenen Systeme allerdings schützt nur jedes dritte Systemhaus mit mindestens einer Zweifaktor- Authentifizierung. Ergo: Zwei von drei IT-Dienstleistern verzichten auf eine 2FA-Lösung, die sie ihren Kunden dringend ans Herz legen.

Muss immer erst etwas passieren, bevor sich hier das Bewusstsein ändere, fragt sich Datenschutz-Experte und Systemhaus-Chef Franz Obermayer von der Fox IT-Gruppe? Auch wenn einstweilen Mängel in der eigenen Security folgenlos bleiben sollten, rechnet Obermayer mittelfristig mit negativen Konsequenzen. „Viele Kunden gehen dazu über, in Ausschreibungen und  Beauftragungen verstärkt zertifizierte IT-Dienstleister mit einem hohen Bekenntnis zur Informationssicherheit  zu berücksichtigen“, sagt er. Kein 2FA-Einsatz wird zum Ausschlusskriterium.

Kreative Lösungen im IaaS-Portfolio
Angst vor einem Abbau von Arbeitsplätzen, weil automatisiert wird, sei übrigens in IT-Unternehmen unbegründet, beruhig Quinlan mögliche Bedenken, die man bei Technikern immer wieder hört. Eine Rationalisierung auf ihre Kosten finde nicht statt, meint die Managerin. „Es geht doch darum, die Effizienz und Kapazitäten zu steigern, Persona sinnvoller einzusetzen und ihnen befriedigende Aufgaben zu übertragen“. Gerade letzteres ist wichtig und auch notwendig für eine hohe Identifikation mit dem Arbeitgeber. Techniker wollen nicht nur IT verwalten, sie wollen das Systemhaus 4.0 und die Digitalisierung ihrer Kunden aktiv gestalten.

Dort, wo sie es in abwechslungsreichen und herausfordernden Projekten können, ist ihre Motivation besonders hoch. Beispielsweise beim Thema IaaS, dem Synaxon erstmals in seinem IT-Service-Preisspiegel 2022 ein eigenes Kapitel widmet. MSPs können hier „kreativ in ihrem Angebot sein“, sagt Dirk Macmillan, bei Synaxon zuständig für „Modern Workplace“ und zählt auf: „Database-as-a-Service (DbaaS), Desktop- und VDI-as-a-Service und weitere XaaS bei Backup, Kubernetes, Netzwerk und vieles mehr.

Der Putin-Versteher
Spannende Technologie und ein gutes Gehalt sind aber nicht alles im Kampf um die besten Köpfe. Möchte ein System Engineer oder ein Support-Mitarbeiter im Microsoft-Umfeld bei einem kleinen Systemhaus in Aschheim bei München arbeiten, dessen Chef Putin-ergebene Post in Facebook teilt? Und auch sonst macht der Trommler keinen Hehl daraus, mit extrem rechten wie linken Positionen zu sympathisieren – Hauptsache der Systemhaus-Chef  gefällt sich darin, politisch in Verantwortung stehende Mandatsträger und die angeblichen Mainstream-Medien mit populistischem Geschrei zu diskreditieren.  Ob ein Unternehmer mit patriarchalischem Geist von gestern, offene Stellen für IT-Lösungen von heute und morgen besetzen kann, muss jeder selbst für sich entscheiden.

Synaxon-Chef Frank Roebers, und nicht nur er, setzt auf das Gegenteil von autokratischer Gesinnung und extremistischer Haltung. Ihn, die Synaxon-Mitarbeiter, die Mitglieder und Partner der Verbundgruppe eint die Überzeugung, dass ein ethisches Werteleitbild die Basis für eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit bildet. Er sieht durchaus die Gefahr, dass auch im Business Populisten auf dem Vormarsch seien, die ihre immer stärkere Kraft aus dem betretenen Schweigen der guten Mehrheit zu ziehen verstehen.

Daher sein dezidiert politisches Engagement, das Eingang in eine positive Firmenkultur findet und gegen eine Erosion der freiheitlichen Demokratie gerichtet ist. „Ich möchte nicht in einer Idiotenrepublik aufwachen“, sorgt sich Roebers um den Zustand einer Gesellschaft, in der Hass, Hetze und Lügen salonfähig bis in die obersten Zirkel geworden sind. Ein Thema, vor dem auch das Systemhaus-Business nicht die Augen verließen kann.

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