RPA (Robotic Process Automation) soll das nächste große »Ding« werden. Nur wenige Tage nach seinem fulminanten Börsendepüt, rollt RPA-Spezialist UiPath seinen Vertrieb weltweit aus. Broadliner Ingram Micro soll Türen im Channel öffnen.
1,3 Milliarden US-Dollar spülte der Börsengang Softwarehersteller UiPath in die Firmenkasse. Am ersten Handelstag am Mittwoch vor zwei Wochen schloss die Aktie fast ein Viertel über dem Ausgabepreis. Die 80 US-Dollar-Marke übersprang UiPath danach locker, gestern schlossen die Papiere an der Wall Street knapp über 70 Dollar. Firma und Papier des auf einen Wert von 36 Milliarden Dollar taxierten Software-Unternehmens bleiben »hot«. Der Umsatz stieg im letzten Jahr um 81 Prozent auf 607,6 Millionen Dollar. Der Verlust von Uipath sank 92,4 Millionen von zuvor fast 520 Millionen Dollar in 2019.
Robotic Process Automation ist ein großer Hoffnungsträger. In Firmen sollen die smarten Softwareanwendungen viele manuelle Tätigkeiten automatisieren und Kosten sparen. Bei Kunden leicht zu verargumentieren und ohne großen Projektaufwand zu implementieren öffnet sich hier für IT-Dienstleister, Berater und Systemintegratoren ein Milliarden-Markt, dessen Wachstum Analysten auf 40 Prozent jährlich in den nächsten Jahren schätzen.
UiPath kann nun nach dem IPO viel Geld in den indirekten Vertriebskanal stecken. Broadliner Ingram Micro steht in den Startlöchern, die 2018 in Indien und China gestartete Partnerschaft mit UiPath nun global auszurollen. »Eine Wachstumschance, die wir mit UiPath durch unsere wachsende und globale Advanced-Solutions-Organisation nutzen können«, sagt Sabine Howest, Vice President, Global Partner Engagement and IoT bei Ingram Micro.
Ingram Micro unterhält ein UiPath-Expertenteam, das Partnern »während des gesamten Verkaufszyklus unterstützt, einschließlich Opportunity-Identifizierung, Design Thinking, Beratung, Lizenzierung und Schulung«, hebt der Broadliner auf seine »Center of Excellence« ab. Man gewähre »umfassende Support-Services« und könne »die unterschiedlichen Anforderungen des Marktes auf lokaler, regionaler und globaler Ebene« bedienen.
RPA-Hersteller setzen auf erfahrene IT-Manager
Die teils noch jungen Anbieter von Robotic Process Automation haben nicht nur den Channel als entscheidenden Vertriebskanal erkannt. Sie holen sich auch erfahrene Manager aus der IT-Branche an Bord. Ex-Google Cloud-DACH-Chefin Annette Maier, zuvor lange Jahre in Spitzenposition bei Vmware, wechselte diesen Februar zu UiPath, wo sie das Zentral- und Osteuropageschäft leitet und nun enger mit Ingram Micro zusammenarbeiten wird.
Anfang des Jahres stieg Matthias Höfelmeyer, Ex-Partnermanager beim DMS-Anbieter Easy Software, bei UiPath-Wettbewerber Automation Hero ein. Er soll beim US-Hersteller einen Channel aufbauen, vorerst ohne Distribution.