ICT CHANNEL: Microsoft hat im vergangenen Jahr das Halten der On-Premises-Lizenzen zur Vorbedingung für rabattierte Microsoft-365-Angebote »From SA« gemacht. War das aus Ihrer Sicht ein zu erwartender und legitimer Schritt?
Reiner: Ja, die Veränderungen der Lizenzbestimmungen waren zu erwarten und haben uns nicht überrascht. Das Angebot wurde ja ursprünglich in Amerika entwickelt. An eine Zweitverwertung der frei gewordenen Altlizenzen hatte dort vermutlich bei der Angebotsentwicklung keiner gedacht, da es in Amerika keinen Gebrauchtsoftwaremarkt gibt. Inwiefern der Besitz einer Kauflizenz mit der Verknüpfung einer Mietlizenz legitim ist, müssen Juristen beurteilen. Wir waren darauf vorbereitet und konnten unseren Kunden Alternativen aufzeigen, die einen Weiterverkauf der frei gewordenen Gebrauchtlizenzen weiterhin ermöglichten.
ICT CHANNEL: Hatte das auch Auswirkungen für die U-S-C und ihre Kunden?
Reiner: Für unsere Kunden hatte das keine Auswirkungen, weil wir generell bereits vor Abschluss solcher Verträge auf mögliche Veränderungen der Vertragsbestimmungen hinweisen und entsprechend auch andere Lizenzierungsmodelle anbieten. Wir sind seit bald 20 Jahren als unabhängiger SAM- und Lizenzberater tätig, da entwickelt man ein sehr gutes Gespür für den Markt. Keiner unserer Kunden war von den Änderungen der Microsoft Vertragsbestimmungen betroffen. Und auch jetzt bieten wir Lizenzierungsmodelle ohne "Wiederverkaufs-Auflagen à la from SA" an, die beim Umstieg auf Microsoft 365 den Weiterverkauf großer Mengen gebrauchter Softwarelizenzen ermöglichen. Denn die gibt es ja.
ICT CHANNEL: War dadurch ein Rückgang der verfügbaren Microsoft-Lizenzen im Einkauf zu verzeichnen?
Reiner: Nein, zumindest nicht für uns. Wir haben beispielsweise Ende Juni 2020 von einem global agierenden Mittelstandsunternehmen Lizenzen im siebenstelligen Bereich gekauft, die im September schon wieder weiterverkauft waren. Auch kurz vorm Jahreswechsel haben wir erst wieder einen ähnlich guten Deal abgeschlossen.