Vom VPN bis zur KI

Wie Opera auf Sicherheit, Transparenz und Nutzerhoheit setzt

19. Mai 2025, 13:00 Uhr | Interview: Matthias Metzler (PCgo/PC Magazin)
Präsentation des Opera Browser Agents auf dem Opera Browser Day 2025 in Lissabon
© Opera

Was kann ein Browser aus Europa, was Google & Co. nicht können? Eine ganze Menge. Vom eingebauten VPN bis zum KI-Agenten mit Datenschutz-Garantie – Opera will mehr sein als nur ein schneller Weg ins Netz. Erkenntnisse vom Opera Browser Day 2025.

Opera positioniert sich als europäische Alternative zu den US-Browser-Giganten und setzt dabei konsequent auf Datenschutz, nutzerzentrierte Innovation und technologische Eigenständigkeit. Beim Opera Browser Day 2025 in Lissabon sprachen Hans Metsoja (Information Security Manager), Kseniia Sycheva (Senior Global Communications Manager) und Jan Standal (SVP Product Marketing) über Strategien, Technologien und Visionen des Unternehmens.

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Hans Metsoja, Opera
Hans Metsoja, Information Security Manager bei Opera: „Wir betreiben ein eigenes KI-Cluster in Island, das zu den Top 100 der leistungsstärksten Supercomputer weltweit zählt. Das ermöglicht uns, KI-Anwendungen mit hoher Performance zu entwickeln.“ 
© Opera

connect professional: Welche mobilen Lösungen bietet Opera speziell für Geschäftsanwender oder Enterprise-Kunden an?
Hans Metsoja: Wir bieten keine speziell für Geschäftskunden entwickelte Business-Software an. Andere Unternehmen vermarkten oft eine modifizierte Konsumentenversion ihrer Produkte als Business-Version – das tun wir bewusst nicht. Unsere mobilen und Desktop-Browser richten sich in erster Linie an Endnutzer, an Privatanwender. Wenn unsere Lösungen auch den Anforderungen von Unternehmen entsprechen, ist das großartig. Aber wir entwickeln keine dedizierten Unternehmenslösungen.

connect professional: Gibt es trotzdem dedizierte B2B-Angebote?
Kseniia Sycheva: Ja, wir haben B2B-Lösungen, allerdings konzentrieren sie sich primär auf Opera Ads – unsere Werbeplattform. Sie funktioniert ähnlich wie Google Ads oder Facebook Ads und richtet sich an Partnerunternehmen. In diesem Kontext bieten wir auch spezielle Unterstützungsleistungen in puncto Sicherheit und Datenschutz. Unsere Browser hingegen bleiben klar auf die breite Endnutzer-Zielgruppe fokussiert. Trotzdem gibt es Funktionen wie VPN oder Adblocker, die natürlich auch in Unternehmenskontexten sinnvoll sein können.

connect professional: Wie unterstützt Opera Nutzer bei Sicherheitsfragen?
Metsoja: Wenn es um sicherheitsrelevante Anliegen geht, bieten wir mehrere Möglichkeiten. Unsere Kontaktinformationen sind auf opera.com öffentlich zugänglich. Jeder, der eine Sicherheitslücke vermutet oder einfach Fragen hat, kann unser Security-Team direkt kontaktieren. Darüber hinaus betreiben wir ein bezahltes Bug-Bounty-Programm: Wer ein Problem meldet, das wir verifizieren und beheben, wird finanziell belohnt. Einen dedizierten Geschäftskunden-Support gibt es hingegen nicht.

connect professional: Was zeichnet Opera im Vergleich zu anderen Anbietern aus, wenn es um mobile VPNs und Tracking-Schutz geht? Wie gewährleisten diese Funktionen die Privatsphäre der Nutzer?
Metsoja: Unser kostenloser VPN-Dienst ist sowohl für Mobilgeräte als auch für Desktop verfügbar. Die Technologie wurde öffentlich durch Penetrationstests überprüft, und die Ergebnisse sind transparent einsehbar. Darüber hinaus haben wir kürzlich ein unabhängiges Audit unserer No-Log-Policy durch Deloitte durchführen lassen. Das Ergebnis: Wir respektieren unsere Zusage, keinerlei persönliche Daten zu erfassen oder zu speichern. Der Bericht ist öffentlich in unserem Blog einsehbar. Zusätzlich gab es eine Sicherheitsbewertung unserer Android-App, die Aspekte wie Datensammlung, Privatsphäre, Berechtigungen und Sicherheit nach anerkannten Standards geprüft hat.

Kseniia Sycheva; Opera
Kseniia Sycheva, Senior Global Communications Manager bei Opera: „Wir wenden die DSGVO nicht nur in Europa an, sondern weltweit – auch in Märkten wie Afrika oder Asien.“
© Opera

Sycheva: Aktuell bieten wir auf Android zwei VPN-Varianten an. Zum einen das integrierte, kostenlose Browser-VPN, zum anderen eine kostenpflichtige Pro-Version, die den gesamten Datenverkehr des Geräts schützt. Diese Pro-Version funktioniert plattformübergreifend – dieselbe Lizenz gilt für Desktop und Mobile. Auf iOS bieten wir derzeit nur das kostenlose VPN an, aber wir arbeiten bereits an einer bezahlten Variante.

connect professional: Als europäisches Unternehmen unterliegt Opera anderen Datenschutzbestimmungen als US-amerikanische Konkurrenten. Welche Vorteile ergeben sich daraus für die Nutzer hinsichtlich Datensicherheit und -souveränität?
Metsoja: Die DSGVO ist der weltweit strengste Datenschutzrahmen. Sie verpflichtet uns zur Datensparsamkeit, also dazu, nur das absolut Notwendige zu erfassen. Außerdem brauchen wir stets die aktive Zustimmung der Nutzer zur Datenverarbeitung. Ein weiterer Vorteil: Nutzer haben das Recht auf Löschung ihrer Daten – wenn wir sie nicht mehr brauchen, müssen wir sie löschen.
Sycheva: Besonders wichtig ist: Wir wenden die DSGVO nicht nur in Europa an, sondern weltweit – auch in Märkten wie Afrika oder Asien. Das bedeutet: Auch dort profitieren unsere Nutzer von denselben hohen Standards, obwohl es in vielen dieser Länder keine vergleichbaren Regelungen gibt. In gewisser Weise exportieren wir europäische Datenschutzprinzipien in andere Teile der Welt.

connect professional: Opera hat kürzlich den KI-Assistenten Aria eingeführt, der direkt in den Browser integriert ist. Wie unterscheidet sich Aria von anderen KI-gestützten Assistenten, und welchen Mehrwert bietet er den Nutzern?
Metsoja: Wir betreiben ein eigenes KI-Cluster in Island, das zu den Top 100 der leistungsstärksten Supercomputer weltweit zählt. Das ermöglicht uns, KI-Anwendungen mit hoher Performance zu entwickeln. Unser KI-Assistent Aria ist direkt im Browser integriert – und arbeitet, je nach Anwendung, lokal. Wenn Nutzer beispielsweise eine Aria-Anfrage stellen, wird diese an unser Backend gesendet, das wiederum eine Art Rezept an den Browser zurückliefert. Die eigentliche Ausführung passiert lokal – die Daten verlassen also nicht das Gerät. Das ist in Sachen Datenschutz ein enormer Vorteil.
en.

Jan Standal, Opera
Jan Standal, SVP Product Marketing bei Opera: „Wir erleben aktuell einen fundamentalen Wandel – durch KI verändert sich das gesamte Ökosystem des Webs.“
© Opera

connect professional: Gibt es in diesem Zusammenhang strategische B2B-Kooperationen?
Jan Standal: Unsere Lösung kombiniert Technologien von Google und OpenAI – wir sind eines der wenigen Unternehmen, das diese Dienste mischt und kombiniert, abhängig davon, was für den Nutzer die beste Lösung ist. Das gibt uns eine hohe Flexibilität. Andere Anbieter sind da stärker gebunden: Google arbeitet mit Gemini, Microsoft mit OpenAI. Wir hingegen wählen je nach Kontext. Unser übergeordnetes Ziel ist es, den Browser im Sinne von Web 4.0 weiterzuentwickeln – zu einem Agenten, der im Auftrag des Nutzers mit anderen Agenten im Netz kommunizieren kann.

Ein anderes aktuelles Beispiel ist unsere Partnerschaft mit Spotify: Wir haben den Spotify-Player direkt in unseren Browser integriert. Zusätzlich erhalten Opera-Nutzer besondere Angebote, etwa ein kostenloses Onboarding zu Spotify Premium.

connect professional: Inwieweit arbeitet Opera mit Mobilfunkbetreibern oder Geräteherstellern zusammen?
Sycheva: Innerhalb Europas derzeit nicht. In den Märkten, in denen wir mit Opera Mini arbeiten, also in Afrika und auch in Brasilien, haben wir Partnerschaften mit lokalen Telekommunikationsanbietern, wie MTN oder AirTel in Nigeria und Kenia. Wir haben mit ihnen Vereinbarungen getroffen, die es den Nutzern ermöglichen, kostenlose Daten zu verwenden. Wir gewähren bis zu drei Gigabyte kostenloses Datenvolumen pro Monat. Wenn Nutzer unseren Browser und diesen Telekommunikationsanbieter verwenden, erhalten sie drei Gigabyte Daten pro Monat. Das ist wichtig für Länder, in denen Daten sehr teuer sind, wie Brasilien, Kenia, Nigeria und so weiter.

Was die Geräte betrifft, so tun wir nichts innerhalb der mobilen Browser. Wir arbeiten jedoch mit vielen Spieleanbietern zusammen, zum Beispiel mit Herstellern von Tastaturen und Monitoren, und wir verwenden dort den Hauptbrowser von GX und die GX-Farbpalette. Die Spielebranche hat da also ein großes Mitspracherecht.

connect professional: Gibt es auch OEM-Partnerschaften?
Standal: Früher haben wir viel im OEM-Bereich gemacht, also etwa Browser auf neuen Smartphones vorinstalliert. Heute konzentrieren wir uns stark darauf, Produkte zu entwickeln, die Nutzer aktiv selbst auswählen. Unsere über 300 Millionen Nutzer weltweit haben sich bewusst für Opera entschieden und den Browser selbst heruntergeladen – das ist für uns der nachhaltigere Weg.

connect professional: Wird der Browser bald Verträge für uns abschließen, wie es hier auf der Veranstaltung demonstriert worden ist?
Standal: Noch nicht. Der aktuelle Stand des Webs ist für agentische Browser nicht ausgelegt. Viele Mechanismen – etwa Captchas – wurden ja gerade entwickelt, um automatisierte Interaktionen zu verhindern. Unsere Idee ist, den Nutzer so weit wie möglich zu begleiten – aber beim finalen Schritt, also dem Vertragsabschluss, soll der Mensch die Kontrolle behalten. Wir arbeiten an Lösungen, aber es gibt noch nichts Spruchreifes.

connect professional: Wie entwickelt sich das mobile Browsing in den kommenden zwei bis drei Jahren?
Standal: Wir erleben aktuell einen fundamentalen Wandel – durch KI verändert sich das gesamte Ökosystem des Webs. Der klassische Browser als passives Fenster zum Internet war jahrzehntelang unverändert. Nun bricht eine neue Ära an: Der Browser wird zu einem aktiven Agenten, der Nutzerintentionen versteht, Aufgaben übernimmt und autonom handeln kann. Zukünftig könnte ein Amazon-Agent direkt mit einem Browser-Agenten verhandeln – und so die beste Lösung im Sinne des Nutzers finden.


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