Verne Global ist Colocation-Anbieter mit Sitz in Island. Warum das Unternehmen von seiner Lage zwischen den Kontinenten profitiert und wie das Engagement im deutschen Markt ausgebaut werden soll, erklärt Birgit Kneschke, Director of Marketing, im funkschau-Interview.
funkschau: Gegründet von Amerikanern, unterstützt von britischen Geldgebern, hat sich Verne Global in Island angesiedelt. Was sind die Gründe dafür?
Birgit Kneschke: Energie war und ist ein wichtiger Kostentreiber im Rechenzentrum – besonders in Zeiten explodierender Datenmengen dank Internet of Things (IoT) und Big Data. Immer mehr Daten werden täglich von Unternehmen produziert, aber wo sollen diese kostengünstig und sicher gespeichert und verarbeitet werden? Stromkapazität und ein zuverlässiges Netz, das preisgünstigen Strom bereitstellt, sind daher wichtige Kriterien. Nordische Länder wie Island bieten einen idealen Standort für Rechenzentren: Island verfügt zum einen über ein konstant kühles Klima – die Durchschnittstemperatur liegt zwischen fünf bis 13 Grad Celsius. Dadurch lassen sich bei der Kühlung Kosten sparen. Außerdem ist ausreichend Energie aus 100 Prozent erneuerbaren Energiequellen wie Geothermie und Wasserkraft vorhanden. Zusätzlich besitzt Island ein unabhängiges Stromnetz. Aktuellen Reports zufolge zählt Island neben Norwegen und Schweden zu den Ländern mit dem zuverlässigsten Stromnetz. Und: Das Land liegt zwischen den zwei wichtigsten Rechenzentrumsmärkten Nordamerika und Europa und kann mit einer hervorragenden Datenanbindung an beide Kontinente aufwarten. Last but not least fördern die Regierung und offizielle Stellen Island als Rechenzentrumsstandort.
funkschau: Für hiesige Unternehmen bedeutet ein Colocation-Anbieter mit Standort Island erst einmal eine große Distanz. Was sind Ihre schlagenden Argumente für potenzielle Kunden?
Kneschke: Das kommt auf den Kunden an – woher er kommt, was ihm wichtig ist. Möchten die Verantwortlichen den CO2-Footprint des Unternehmens verringern, ist das Argument der Nachhaltigkeit essenziell: Länder wie Island mit Stromerzeugung aus CO2-niedrigen Quellen wie Wasserkraft und Geothermie eignen sich besonders, weil die Stromerzeugung nachhaltig ist. Viele treibt neben dem grünen Gewissen auch der Strompreis um. Island kann eine Strompreisgarantie von vier Cent pro Kilowatt für zehn Jahre geben – kein unerheblicher Kostenfaktor, denn es kommen noch die Einsparungen im Bereich der Kühlung hinzu. Diesen Energiekostenvorteil können wir als Datacenter-Betreiber direkt an unsere Kunden weitergeben. Daneben gibt es natürlich auch sehr vorsichtige IT-Verantwortliche, die sich um ihre Daten sorgen, sobald das Rechenzentrum nicht in Deutschland steht. Auch diese Bedenken können wir ausräumen: Island gehört zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR), das sorgt für Datensicherheit nach europäischem Recht. Es ist also gleichgültig, ob das Rechenzentrum in Regensburg oder Reykjavik steht.