Die effektive Bereitstellung von APM-Produkten und -Services ist, was IT-Operations betrifft, abhängig von vier grundlegenden Prämissen, die vielen traditionellen Praktiken widersprechen: Das Monitoring (tatsächlich sogar alle Aspekte des IT-Operations-Managements) muss primär die Applikation in den Mittelpunkt stellen, und zwar mit Schwerpunkt darauf, eine hohe Qualität der End-User-Experience zu gewährleisten. Das bedeutet nicht etwa, dass das Monitoring von Infrastruktur-Komponenten wie Server, Storage und Netzwerk unwichtig wird. Vielmehr sind Prozesse so umzugestalten, dass die im Verlauf des Monitorings dieser Komponenten gesammelten Daten immer auch daraufhin analysiert werden, was sie darüber aussagen, wie das Verhalten der Komponenten die End-to-End-Performance der Applikationen beeinflusst. Die Applikationen müssen die Fenster werden, durch die man die Infrastrukturkomponenten und deren Performance beobachten kann. Hier ist beispielsweise HP gut aufgestellt, denn dieser Hersteller kann insbesondere unter Verwendung seiner Sitescope-Technik Infrastruktur-Monitoring mit APM integrieren und seinen Kunden damit ein Bild liefern, das Applikations- und Infrastrukturverhalten vereinigt. Manage-Engine konzentriert sich mit ihrem Applications-Manager auch nicht ausschließlich auf APM, sondern offeriert außerdem Server-, Virtualisierungs- und Application-Instance-Monitoring.
Allzu häufig geht man davon aus, dass Systemereignisse innerhalb einer relativ statischen Infrastruktur ausgelöst werden, die man vor dem Monitoring zum Beispiel durch eine Topologie beschreiben könnte. Diese Annahme muss man durch die Vorstellung ersetzen, dass die Beziehungen zwischen Systemkomponenten hoch dynamisch sind und sich während der Ausführung einer Applikation ändern.
Die Konzentration auf das Einfangen vordefinierter, Fehler signalisierender Instanzen ist zu ersetzen durch die Konzentration auf ein kontinuierlich beobachtetes Systemverhalten. Natürlich mit dem Ziel (oder der Hoffnung), dieses Verhalten fortsteuern zu können von Situationen, die Endbenutzer oder Kunden negativ beeinträchtigen. Tatsächlich sollte das gesamte Konzept eines Events so modifiziert werden, dass es jede Abweichung vom normalem Systemverhalten deutet.
Die Mauern, die traditionell Anwendungsentwicklung und IT-Operations trennen, sind einzureißen oder zumindest zu perforieren. Diese als „DevOps“ bekannte Bewegung bringt die grundlegenden kulturellen Änderungen, die zur Durchführung dieser Änderung in Operations notwendig sind. Die durch APM-Technik gesammelten und analysierten Daten können die Aufgaben der Anwendungsentwickler und -tester hervorragend unterstützen – und die Expertise dieser Leute wird erforderlich sein, um die APM-Daten richtig und effizient zu interpretieren.
Selbst wenn diese vier Prämissen vollständig akzeptiert beziehungsweise eingehalten werden, ist es nicht empfehlenswert, alle eingangs erwähnten APM-Funktionsbereiche für das gesamte Applikationsportfolio zu implementieren. Unter Berücksichtigung der gegenwärtigen Kosten und der Komplexität von APM-Technologie ist ein Unternehmen sicher gut beraten, sich zunächst auf maximal zehn geschäftskritische Applikationen und dabei auf User-Experience-Monitoring zu konzentrieren. Hat das Unternehmen dies im Griff, kann es andere Funktionsbereiche angehen. Sobald das Unternehmen dann genügend mit APM vertraut ist, ist es überlegenswert, User-Experience-Monitoring und Application-Performance-Analytics auf die Top-40- oder Top-50-Applikationen auszudehnen. Eine noch größere Erweiterung, entweder der Funktionsbereiche oder der Applikationen, wird aber selten einen weiteren positiven Return on Invest liefern.