Energie sparen durch flüssiggekühlte Rechenzentren und IT-Systeme – David Hoeflmayr, CEO bei Thomas Krenn, gibt im funkschau-Interview einen Überblick zu den technischen Möglichkeiten und wirtschaftlichen Vorteilen.
funkschau: Mit Serverkühlung Gebäude zu heizen klingt im Zeichen der Energiewende und Energieeffizienz gut. Doch wie hoch sind die Einsparpotenziale tatsächlich?
David Hoeflmayr: Mit einem Hot Fluid-System lassen sich mehr als 50 Prozent des benötigten Stroms einsparen. Der Löwenanteil des Einsparpotenzials liegt in der nicht mehr benötigten externen Kühlung und Klimatisierung der Server. In heutigen Rechenzentren fließen bis zu 50 Prozent des Stroms, den die Computer selbst brauchen, noch einmal in die Klimaanlagen für die Kühlung der Technik.
Aber auch die Server selbst sind energieeffizienter als herkömmliche Systeme. Durch die Hot Fluid-Technik werden so noch einmal bis zu 15 Prozent im Computer selbst eingespart. Hinzu kommen die Wärmerückgewinnung und die Nutzung der Abwärme in der Gebäudetechnik. In der Summe wird schon ein relativ kleines System aus acht leistungsfähigen Dual-Socket-Servern, einem Infiniband-Switch, einem Ethernet-Switch und hocheffizienten Netzteilen über eine Laufzeit von fünf Jahren etwa 16.000 Euro an Energiekosten sparen.
funkschau: Wie funktioniert die Verbindung von Serverkühlung und Gebäudeheizung genau – über Wärmepumpen?
Hoeflmayr: Wir wollen es so einfach wie möglich machen. Der Kühlkreislauf kann über einen herkömmlichen Pufferspeicher geführt werden, der in der Gebäudetechnik heute schon vielerorts üblich ist, etwa bei der Nutzung von Solarthermie. Für die Verbindung sind kein spezialisiertes Know-how und auch keine spezielle Technik nötig.
funkschau: Hot Fluid-Computing an sich ist nicht neu. Was ist das Besondere an den jetzt vorgestellten Prototypen von Thomas-Krenn und DLR?
Hoeflmayr: Neu ist der ganzheitliche Ansatz. Bisher werden meist nur bestimmte Komponenten flüssig gekühlt, etwa CPUs oder GPUs. Unser Hot Fluid-Verfahren kühlt, oder besser gesagt „entwärmt“, das gesamte System einschließlich aller Mainboard-Komponenten, den Switches und den Netzteilen. Durch das geschlossene System und spezielle, tropffreie Konnek-toren wird dabei das Risiko von Leck-Bildungen minimiert.
funkschau: Können bestehende Rechenzentren nachgerüstet werden oder eignet sich das Verfahren nur beim Neubau von IT-Systemen?
Hoeflmayr: Am größten ist die Kosten-ersparnis natürlich, wenn neue Systeme angeschafft oder ein Rechenzentrum ganz neu geplant wird. Dann können die erheblichen Investitionskosten für externe Kühlung ganz entfallen oder stark reduziert werden. Vorhandene Serverräume oder Rechenzentren können aber auch zusätzlich mit Hot Fluid-Servern ausgestattet werden. Ein Mischbetrieb ist ebenfalls attraktiv, da auch dann die Stromkosten sinken, die Kühlung reduziert werden kann und eine dichtere Packung von Servern möglich ist. Eine Umrüstung einzelner vorhandener Server wird im Allgemeinen unwirtschaftlich sein.
funkschau: Wie schätzen Sie das Marktpotenzial ein? Ist die Verbindung von IT-Kühlung und Gebäudeheizung eher eine Lösung für große Anlagen in Unternehmen und kommunale Rechenzentren oder auch für Privathaushalte?
Hoeflmayr: Vorerst richten wir uns eher weniger an Privathaushalte, das Marktpotenzial sowohl bei kleineren Mittelständlern als auch in Rechenzentren von Providern oder größeren Unternehmen halten wir dagegen für sehr groß – zumal die hohen Strompreise in Deutschland zunehmend den Standort gefährden und Abwanderung in andere Länder provozieren. Deutsche Rechenzentren müssen sparsamer werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben.