Interview

NSA-Skandal - "Das Umdenken hat gerade erst begonnen"

22. Oktober 2014, 12:22 Uhr | Ralf Ladner, Chefredakteur funkschau

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Goldene Zeiten für die deutsche IT-Branche?

funkschau: Also „goldene Zeiten“ für die deutsche IT-Branche?

Ralf Koenzen: Die Zukunftsaussichten für deutsche Anbieter sind in der Tat sehr gut. Es wäre jedoch naiv zu glauben, dass Unternehmen und Verwaltung wegen des NSA-Skandals jetzt ganz eilig dazu übergingen, ihre IT radikal umzubauen. Alles rauszuschmeißen, was heute nicht mehr wirklich als vertrauenswürdig angesehen werden kann. Ein solcher Umbau braucht Zeit, viel Zeit. Und in vielen Fällen wurden geplante Neuinvestitionen auch erst einmal gestoppt, bis sich der größte Schock gelegt hat und mit klarem Verstand neu geplant werden kann. Das wissen wir aus vielen Gesprächen mit Partnern und Kunden. Es wird also noch dauern, bis sich der NSA-Skandal in einer deutlichen Verschiebung des Marktes niederschlägt. Das Umdenken hat gerade erst begonnen.

Rainer Koppitz: Wir müssen die Anliegen der Unternehmen ernst nehmen, diese mit Gold aufwiegen zu wollen ist der falsche Weg. Und natürlich muss auch die Lösung an sich die beste am Markt sein, eine mittelmäßige aber sichere Lösung ist nicht unser Anspruch. Wir müssen beobachten, zuhören und handeln. Was wollen unsere Kunden, was wollen die deutschen Unternehmen über alle Größen und Branchen hinweg? Wir können die Selbstverständlichkeiten schon jetzt liefern und wir sind mit der Entwicklung weiterer elementarer Sicherheits-Funktionen beschäftigt. Wenn dies unter anderem zum starken Wachstum beiträgt müssen wir ja etwas richtig gemacht haben! Wir sehen ganz klar, dass mit zunehmender Intensität der Nachrichtenlage rund um die NSA-Abhöraffäre unsere Kundenanzahl wächst. Demnach machen wir also was richtig. Insbesondere stellen wir auch eine erhöhte Nachfrage aus dem europäischen Ausland fest.

funkschau:  Zieht die Politik aus Ihrer Sicht ausreichend Konsequenzen aus dem NSA-Skandal?

Ralf Koenzen: Es gibt viel Kritik am Umgang der Politik mit dem NSA-Skandal. Wenn wir aber den Blick auf die IT werfen, hat sich schon wirklich viel getan. Es fing an mit der „No-Spy-Klausel“ für Aufträge der Bundesbehörden und der Kündigung von Verträgen mit US-amerikanischen Internet-Anbietern. Dann kam der Entwurf für das IT-Sicherheitsgesetz, das erstmals gezielte Sicherheitsüberprüfungen von IT-Produkten in der Verwaltung vorsieht. Ein ganz wichtiger Schritt! Und schließlich die digitale Agenda, in der die Bundesregierung ganz deutlich sagt, dass sie die Kommunikation der Bundesbehörden nur noch unter „Verwendung vertrauenswürdiger Komponenten“ routen wolle. Dass damit nicht unbedingt amerikanische Produkte gemeint sein dürften, sollte klar sein.

Rainer Koppitz: Ich kann mich da Ralf Koenzen nur anschließen. Die intensive Zusammenarbeit der Politik und Wirtschaft ist wichtiger denn je und wenn man bedenkt, was in etwas mehr als einem Jahr auf die Beine gestellt worden ist, muss man dem schon Respekt zollen. Wir dürfen uns aber auch nicht von rein politischen Interessen auffressen lassen und darauf achten, dass wir ein Gleichgewicht herstellen – eine Einigkeit geprägt vom Willen zur sicheren Innovation, die wir dem deutschen Unternehmer anbieten. Wenn sich aus dem politischen und wirtschaftlichen Konsens ein neues Qualitätsleitbild formen lässt, sind wir auf dem richtigen Weg.

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