Der strukturelle Fokus der Mikro-RZs auf den Upload lässt bereits Rückschlüsse auf ihre Funktion und mögliche Anwendungsbereiche zu. Beim Edge Computing findet die Datenverarbeitung möglichst nahe beim Benutzer statt. Die Daten werden dazu direkt im Edge-RZ zwischengespeichert.
Damit ist etwa zur Nutzung einer Smart-Home-Applikation eine direkte Verbindung ins Core-Netzwerk überflüssig, was die Latenzzeiten teilweise erheblich senkt. Zugleich spielt eine schnellstmögliche Datenverarbeitung auch in der Industrie eine entscheidende Rolle, etwa bei Sensortechnik zur Überprüfung und Steuerung von Arbeitsprozessen, der Nutzung von IIoT oder beim maschinellen Lernen. Die Verarbeitung der dabei anfallenden Daten erfolgt idealerweise direkt vor Ort im firmeneigenen Netzwerk. Und nicht zuletzt werden perspektivisch auch 5G-Anwendungen das Datenaufkommen am Netzwerkrand in die Höhe treiben. Um schließlich sogar flächendeckend ein gefahrloses autonomes Fahren zu ermöglichen, müsste deutschlandweit ein lückenloses 5G-Netz entstehen – anders ließen sich die zur Kollisionsvermeidung notwendigen Latenzen von maximal 0,1 Millisekunden nicht einhalten.
Stromversorgung, Zugangssicherung und Monitoring
Trotz verschiedener Funktionen innerhalb des Datennetzwerks ähneln sich klassische und Edge-RZs in ihrer Ausstattung. So sind in Edge-RZs ebenso wie in großen Datacentern eine eigene (möglichst) unterbrechungsfreie Stromversorgung, Zugangssicherung sowie Monitoring- und Management-Tools unerlässlich.
Unterschiede ergeben sich lediglich in den Details der Umsetzung. Allerdings gilt für kleine RZs nicht die in anderen RZs übliche Einteilung nach Verfügbarkeitsklassen, die beispielsweise für ein Datacenter der Verfügbarkeitsklasse 4 redundante Stromversorgung sowie Verkabelung vorschreibt. Ebenso wenig gibt es aktuell in Deutschland verbindliche Standards für den Bau von Edge-Rechenzentren, lediglich die DIN EN 50600 kann als Orientierung dienen. Zwar ermöglicht dieser Umstand ein Höchstmaß an Flexibilität bei der Umsetzung, zugleich bedarf es jedoch auch einer umsichtigen Planung seitens Bauherren und Planern.
Zudem bringt die teils abgelegene Lage ihre eigenen Herausforderungen mit sich. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit müssen Betreiber im Edge-Bereich andere Maßstäbe hinsichtlich Zugangssicherung sowie Management und Monitoring anlegen. In diesem Umfeld lassen sich beispielsweise nicht überall umfassende Sicherheitssysteme wie Wärmebildkameras, Stacheldraht oder gar Panzersperren installieren, wie sie teilweise bei größeren Rechenzentren zum Einsatz kommen. Anstatt einer Ausstattung mit Kontrollräumen und Personal, das im Störfall größere Schäden vermeidet, kommen in Edge-RZs oft DCIM- und AIM-Tools zum Einsatz (Data Center Infrastructure Management, Automated Infrastructure Management), mit deren Hilfe sich die komplette RZ-Infrastruktur remote überwachen und verwalten lässt. Diese Systeme lösen nicht nur in Echtzeit Warnmeldungen aus, wenn sich Personen unbefugt Zugang verschaffen (DCIM), sondern auch, wenn etwa ein Kabel unautorisiert angeschlossen oder getrennt wird (AIM).