Moderner Gebäudeschutz regelt rollenbasiert den Zugang zum Firmengelände, digitale Schließanlagen sorgen für Sicherheit. Doch was lässt sich von physikalischen Sicherheitslösungen auf die IT übertragen?
Wir leben in der sichersten Gesellschaft aller Zeiten. Auch wenn der Blick in die Tageszeitung ein anderes Gefühl vermittelt: Seit Jahrhunderten arbeiten Menschen daran, Risiken zu minimieren – mit Erfolg. Arbeitsschutz in Fabriken, Unfallschutz im Auto und Brandschutz im Gebäude sind die Resultate langer Prozesse und technischer Finesse. Doch der Preis der Erfahrung ist die Zeit, und in der Ära von Mikrochips und Software-Revolutionen ist gerade diese Ressource knapper denn je.
Während sich die Sicherheitslösungen für Werk- und Objektschutz auf einem sehr hohen Niveau bewegen und sich dem Ideal der vollkommenen Kontrolle und Beherrschbarkeit von Gefahr annähern, nimmt gleichzeitig das digitale Sicherheitsbedürfnis immer mehr zu. Die Nachrichten von großen Hacks reißen nicht ab und international ist längst „German Data Angst“ ein Begriff für unsere Angst vor der Cloud und die gefühlte Unsicherheit unserer Daten. Im Gegensatz dazu machen wir uns so gut wie keine Sorge um Einbrecher oder unsichere Verkabelungen. Warum ist die Gewährleistung von digitaler Sicherheit so viel schwieriger als die der sichtbar erzeugten physikalischen Sicherheit?
Ein Grund ist, dass wir uns mit Themen wie Gebäudesicherheit deutlich länger auseinandersetzen als mit der IT-Sicherheit. Das Internet ist gerade mal 26 Jahre alt. Technologien wie Tablets, Smartphones und Filesharing sind deutlich jünger. Während die IT-Sicherheit dem Teenageralter gerade erst entwachsen ist, weisen die klassischen Sicherheitsdisziplinen bereits jahrzehntelange Erfahrung auf. Eine Expertise, die sich durchaus für moderne digitale Sicherheitskonzepte nutzen lässt.
Digitale Sicherheit muss aufholen
Auf den ersten Blick erscheint es manchem vielleicht gewagt, eine Konvergenz zwischen der Gebäudesicherheit und der IT-Sicherheit erzeugen zu wollen. Aber bei der genaueren Betrachtung moderner Sicherheitskonzepte im Gebäudemanagement stellt man fest, dass die IT von dort eingesetzten Lösungen durchaus lernen kann. Warum sollten Unternehmen nicht einmal die IT-Sicherheit aus einem anderen Blickwinkel betrachten?
Sicherheit fängt beim Zutritt an – das gilt für Gebäude- und IT-Sicherheit. Schlüssel und Schließsystem entsprechen dabei der Kombination aus Passwort und Benutzername. Hier wird bereits der Fortschritt der Gebäudesicherheit deutlich: Jahrhunderte vertraute man auf mechanische Schließanlagen, heute setzt man zusätzlich auf Funksignale oder biometrische Zutrittskontrollsysteme. Elektronische Systeme können den Schlüssel mithin komplett ersetzen und erlauben es, Zutrittsrechte individuell automatisch zu regeln. Einzelne Mitarbeiter können so zentral Zugangsberechtigungen erhalten oder entzogen bekommen. Schlüsselkarte verloren? Kein Problem mehr, der enthaltene Code wird gesperrt und eine neue Karte kann kostengünstig ausgestellt werden.
Die Systeme zur physikalischen Absicherung wurden stetig verbessert. Für Unternehmen kommt es heute nicht mehr in Frage, uralte Technik einzusetzen. Anders sieht es in der IT-Sicherheit aus. Hier setzt man noch immer auf den schweren Eisenschlüssel der digitalen Welt – das Passwort. Längst bietet der Markt eine Vielzahl von sicheren und starken Multi-Faktor-Authentifizierungsverfahren auch für die IT-Infrastruktur, doch Unternehmen setzen diese Technik nur zögerlich ein. Hier müssen sie dringend aufholen.