Die BauPVo definiert ein Kabel dann als Bauprodukt, wenn Bauarbeiten für dessen Entfernung nötig sind. Einen Sonderfall nehmen dabei konfektionierte Produkte ein: Werden Kabel und Leitungen als unkonfektionierte Produkte auf die Baustelle geliefert und dauerhaft in Bauwerken verbaut, fallen sie im Normalfall unter die Norm hEN 50575 und als Bauprodukt unter die BauPVo. Hersteller müssen deshalb beim Inverkehrbringen eine Leistungserklärung erstellen und die CE-Kennzeichnung mit zusätzlichen Angaben entsprechend der Verordnung anbringen. Da weiterverarbeitende Hersteller Kabel und Leitungen auch als Komponenten oder Vorprodukte mit weiteren Bauteilen in andere Produkte einbauen oder konfektionieren, entsteht ein komplettiertes, neues Produkt, das nicht als Kabel oder Leitung gemäß hEN 50575 gilt. Dazu gehören unter anderem auch mit Steckverbindern konfektionierte Daten- und Steuerleitungen. Für solche Produkte ist eine Leistungserklärung und CE-Kennzeichnung als Bauprodukt nicht vorgesehen – selbst wenn konfektionierte Produkte dauerhaft in Bauwerken oder Teilen davon eingebaut werden oder die verwendeten Kabel und Leitungen zuvor vom Hersteller als Bauprodukt entsprechend der BauPVo in Verkehr gebracht wurden.
Verkabelung als zertifizierte Komponente
Das Kabel ist jedoch als zertifizierte Komponente über die aufgedruckte Brandklasse identifizierbar. Deshalb fallen Patch- und Trunk-Kabel auch nicht unter die BauPVo – zumindest bislang. Denn immer öfter fordern Unternehmen und Versicherungsgesellschaften Kabel mit bestimmten Brandklassen und wünschen explizit, B2ca-zertifizierte Patch- und Trunk-Kabel standardmäßig auch in Rechenzentren zu installieren. Für jedes installierte Kabel muss eine Leistungserklärung (Declaration of Performance, DoP) vorliegen, die im Zentralregister hinterlegt ist.
Zertifizierte Prüflabore
Zertifizierte Prüflabore bieten die Möglichkeit, diese Nummern zu überprüfen. Neben dem eindeutigen Kenncode des Produkttyps enthält die Leistungserklärung genaue Angaben zum Verwendungszweck, Hersteller, Bevollmächtigten, System zur Bewertung und Überprüfung der Leistungsbeständigkeit sowie zur notifizierenden Stelle. Außerdem nennt sie die harmonisierte Norm und listet unter dem Punkt „Erklärte Leistungen“ das Brandverhalten mit den dazugehörigen Brandschutzklassen auf. Schließlich müssen die Hersteller die Patch- und Trunk-Kabel eindeutig beschriften und die jeweilige Brandklasse klar erkennbar auf das Kabel drucken. Um diesen Anforderungen zu begegnen, zertifiziert TDE als einer der ersten Netzwerkspezialisten derzeit auch sein Patch-Kabelsortiment entsprechend dem B2ca-Standard. Bis Mitte 2021 will der Hersteller alle gängigen LWL-Patch- und Verlegekabel nach B2ca zertifiziert haben. Ab diesem Zeitpunkt sollen sie auch auf dem Markt erhältlich sein. Die Zertifizierung erfolgt jedes Jahr und stellt so sicher, dass die Kabel die höchsten Anforderungen an den Brandschutz erfüllen.
Sichere Gebäude
B2ca-Kabel finden vor allem in Gebäuden mit sehr hohem Sicherheitsbedarf Verwendung, also überall dort, wo viele Personen auf engem Raum zusammenkommen und im Brandfall Zeit für Evakuierungen zu schaffen ist (Krankenhäuser, Kindertagesstätten sowie auf Rettungswegen). Dies ist zwingend nötig, da sich das Zeitfenster für eine mögliche Flucht aus einem brennenden Gebäude seit 1950 um ein Fünftel auf nur noch rund drei Minuten reduziert hat.
Mehr Brandschutz ist also in Gebäuden dringend erforderlich, wo viele Menschen zusammenkommen. Er wird aber auch mit dem weiteren Anstieg der Installationsdichte in modernen Hyperscale-Rechenzentren weiter wachsen. Mit der freiwilligen Einhaltung der hEN 50575 und der Installation zertifizierter B2ca-Patch- und Trunk-Kabel zeigen sich Hersteller wie TDE schon heute für die höhere Brandsicherheit von Menschen, Tieren und Sachgütern verantwortlich.
André Engel ist Geschäftsführer von TDE - Trans Data Elektronik.