Zwischenhandel unerwünscht

Amazon kappt Geschäfte mit Distributoren

22. März 2023, 14:11 Uhr | Martin Fryba

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Befreit aus Amazons Würgegriff

Ob aber der Ausfall des Kunden Amazon die Distribution hart trifft, darf bezweifelt werden. Denn viele Großhändler haben schon vor einigen Jahren Amazon freiwillig den Rücken gekehrt und die Belieferung eingestellt. Sie waren mit dem Geschäftsgebaren von Amazon nicht einverstanden und berichteten connect channel gegenüber von willkürlichen Rechnungskürzungen bis hin zu unbeglichenen Rechnungen teils in sechs- und siebenstelliger Höhe. Fast alle IT- und TK-Distributoren, mit den connect channel unter Zusicherung ihrer Anonymität damals sprach, haben in Folge die Amazonbelieferung eingestellt. Anders als Hersteller wollen und können sie bei sehr niedrigen Handelsspannen das Risko eines Zahlungsausfalls nicht tragen.

Ein Distributor, dessen hohe Forderungen Amazon nicht beglichen und der den aufwendigen und nervenauftreibenden Klageweg in Luxembourg nicht gescheut hatte, spricht heute noch von „Erpressung“. Amazon habe ihm klargemacht: „entweder bucht ihr eure Forderungen aus oder wir kaufen bei euch nichts mehr“, berichtet der Geschäftsführer. „Wir hatten uns, wie immer bei solchen Fragen, für die Alternative ‚oder‘ entschieden.“ Denn „langsam aber sicher sein eigenes Grab zu schaufeln“, wollte er nicht.

Höhere Logistik- und Vertriebskosten für Hersteller
An den von connect channel Ende 2017 beschriebenen Risiken der Amazon-Belieferung hat sich nicht wirklich viel geändert, wie IT-Distribution sechs Jahre nach dem Artikel berichten. Auch Herstellern gegenüber ist Amazon nicht zimperlich. Jene, die Amazon heute schon direkt beliefern, würden Rechnungskürzungen von vorneherein in ihren Angeboten einpreisen. „Dieser Schwund wird mit zu bis fünf Prozent als Vertriebsnebenkosten kalkuliert“, so ein Manager gegenüber connect channel.

Hinzu kommt, dass viele IT-Hersteller keine oder nur eine sehr kleine eigene Lagerhaltung haben, weil aus Kostengründen ein Großteil ihrer Waren bei mehreren Distributoren lagert, die die Waren an Reseller und Etailer verkaufen. Herstellern entstünden hohe zusätzliche Kosten für eine eigene Warenlogistik und zusätzliches Vertriebsmanagement, würde Amazon drauf pochen, nur direkt bei ihnen einkaufen zu wollen.

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