Die Festplatten-Allokation droht den Channel-Anbietern das Jahresendgeschäft zu verderben. Björn Siewert, Geschäftsführer des Komponentenspezialisten Siewert & Kau, analysiert im Gespräch mit Computer Reseller News die Situation.
CRN: Die Festplattenkrise trifft den Markt zum ungünstigsten Zeitpunkt: Im Jahresendgeschäft, für die meisten Anbieter die umsatzstärksten Saison. Wie stellt sich die Situation aktuell für Sie als ausgewiesenen Komponentenspezialisten dar?
Siewert: In der Vergangenheit haben wir auf Allokationsgerüchte meist nicht viel geben müssen, dahinter stak oft genug nur Geschäftemacherei. Diesmal ist es anders: Die Flutkatastrophe in Thailand und die anschließende Verknappung haben massiven Einfluss auf das Geschäft. Ich kann mich an keine ähnlich schwere Allokation erinnern. Betroffen sind davon keineswegs nur Festplatten, auch andere Produktbereiche, wie etwa Opticals. Und natürlich sind nicht nur die Einzelkomponenten betroffen, sondern alle Komponenten-basierten PC- und Server-Lösungen. Wir spüren die Auswirkungen, unterm Strich ergeben sich in dieser schwierigen Situation für alle Umsatzeinbrüche.
Gerade weil wir einen Geschäftschwerpunkt auf das Komponenten-Geschäft legen, stellt sich die Situation für uns allerdings nicht ganz so schlimm dar. Wir haben uns selbstverständlich gut auf das Jahresendgeschäft vorbereitet und sind in punkto Verfügbarkeit noch recht gut aufgestellt. Hinzu kommt, dass wir oftmals frei zukaufen können, an Direktverträge gebundene Distributoren tun sich mit der Bevorratung schwerer. Ich sehe insgesamt eher Lieferanten von der Situation betroffen, die keinen Fokus auf dem Komponenten-Business haben.
CRN: Die Preise für manche Produktgruppen haben sich im Zuge der Verknappung steil nach oben entwickelt, ebenso die Verdienstmöglichkeiten. Ist das nicht gewissermaßen ein Trostpflaster?
Siewert: In bestimmten Produktbereichen sehen wir eine Verteuerung von über 120 bis 150 Prozent. Grundsätzlich schadet solch ein Preisanstieg der Profitabilität natürlich nicht. Aber Preise müssen berechenbar bleiben, insbesondere in Projektgeschäften. Dort bestimmen sonst Abwertungen auf die Ware das Geschäft, die nun plötzlich ausbleiben. Händler laufen dort überdies Gefahr Verträge nicht erfüllen zu können, dann drohen Vertragsstrafen. Die Händler müssen also gerade jetzt sehr vorausschauend, schnell und flexibel agieren!