ICT CHANNEL: Sehen Sie weitere Felder im ITK-Bereich, auf denen wiederaufbereitete Geräte und Produkte künftig zu einer festen Alternative werden könnten? Unterstützen die viel beworbenen Nachhaltigkeitsoffensiven der Hersteller die effiziente Verlängerung der Lebenszyklen?
Schweitzer: Ich sehe alle gebrauchten und aufbereiteten Produkte aus dem ITK Bereich als sinnvolle Alternative, sofern es keine IT Security Themen durch fehlenden Softwaresupport gibt, keine benötigten Service Level Agreements mehr angeboten werden oder letztendlich die technologische Entwicklung dafür sorgt, dass eine weitere Nutzung unmöglich wird.
Viele Hersteller im IT-Markt verhindern aber unabhängig von diesen Punkten auch heute schon eine ressourcenschonende Verwertung ihrer Produkte, indem zum Betrieb benötigte Lizenzen nicht übertragbar gemacht werden oder Ersatzteile verknappt und preislich unattraktiv gemacht werden. Leider ist auch Microsoft mit seinen Surface Produkten hier ganz vorne dabei, obwohl Nachhaltigkeit angeblich eines der großen Themen ist. Entsprechend erkennt man, dass der Lifecycle nicht zu Ende gedacht ist oder gebracht werden soll. Dünner und leichter ist nicht mehr wegzudenken und soll auch ein weiteres Zukunftsziel sein, aber das Wissen und die technischen Möglichkeiten für die Instandsetzung und Aufbereitung moderner, ultraflacher verklebter Geräte müssen dann auch verfügbar gemacht und in Nachhaltigkeitsberichte aufgenommen werden.
ICT CHANNEL: Die sofortige Verfügbarkeit war sicherlich ein unschlagbarer Trumpf, um gebrauchte Hardware ganz neuen Kunden näher zu bringen?
Schweitzer: Das war sicherlich ein Faktor. Ich bin aber eher der Meinung, dass Nachhaltigkeit für viele Menschen so in den Fokus gerückt ist, dass deswegen sogar explizit aufbereitete Geräte gekauft werden und nicht mehr nur als die preisliche Alternative. Ich persönlich freue mich sehr darüber, da wir jahrelang gegen die sinnlose Verschwendung von Ressourcen gekämpft haben. Ich denke, dass sich dieser Trend nur noch verstärken wird.
ICT CHANNEL: Spielt Nachhaltigkeit also inzwischen schon bei den Anfragen der Kunden zu Ein- und Verkauf gebrauchter Hardware eine nennenswerte Rolle?
Schweitzer: Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit wächst und da sind gerade IT-Produkte für konsumierende Unternehmen ein einfacher Ort, ihre Nachhaltigkeits- und Klimaziele zu erreichen. Folglich haben Unternehmen mittlerweile einen gesteigerten Fokus darauf, neue Arbeitsplätze mit Geräten aus nachhaltiger Produktion auszustatten, was das gesamte System im Positiven beeinflusst. In der Folge werden wir als Refurbisher künftig immer nachhaltiger produzierte Geräte einkaufen und diese dann nochmal in den Kreislauf bringen. Quasi ein Gewinn im doppelten Sinne.
ICT CHANNEL: Erwarten Sie sich von den neuen Vorgaben für Beschaffung und Ausschreibungen der öffentlichen Hand, die explizit eine Einbeziehung der Klimaziele fordern, einen Vorteil und weiteren Schub für den Gebrauchtmarkt? Halten Sie diese für ausreichend, oder sind sie noch zu weich?
Schweitzer: Wir wünschen uns, dass sowohl der Lifecycle bei der öffentlichen Hand verkürzt wird, als auch das generelle Verständnis für die Verwertbarkeit von ITK Produkten steigt. Der Digitalisierungsstau im öffentlichen Sektor zeigt sich doch auch massiv durch die noch verwendete Hardware. Die Produkte werden teils so lange genutzt, dass nur noch reines Recycling in Frage kommt. Das motiviert weder den Nutzer, noch ist es ökologisch und ökonomisch sinnvoll. Letztendlich wird die Auslegung der Vorgaben sein, die entscheidet ob nachhaltig beschafft und vor allem auch wieder verwertet wird und der nachhaltigen Digitalisierung einen Schub gibt.