Vollbremsung bei Vollgas

Dunkle Wolken im Gaming-Paradies

22. August 2022, 17:50 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 3

Trübe Aussichten

Gaming Softwareumsätze 2021
Spiele werden immer öfter als Teil von Abo-Diensten bezogen, statt gekauft
© game

Im Software-Bereich schlugen sich die fehlenden Stückzahlen bei den Spielkonsolen hingegen deutlicher nieder, sodass der Umsatz mit den in diesem Bereich besonders wichtigen Online-Diensten insgesamt nur um vier Prozent, und damit am schwächsten unter den drei großen Segmenten, zulegte. 719 Millionen Euro gaben die Spieler in Deutschland dafür im vergangenen Jahr aus. Während die reinen Plattformen und die Cloud-Gaming-Dienste hier sogar etwas Umsatz verloren, legten die Gaming-Abos mit integrierter Spielebibliothek um rund 20 Prozent zu.

Deutlich besser war die Situation bei den Spielen selbst. Mit 30 Prozent Zuwachs auf gut 5,4 Milliarden Euro waren sie der stärkste Treiber des Umsatzwachstums im hiesigen Markt. Anders als bei der Hardware ist das für den Handel jedoch kein Grund zur Freude, wie ein Blick auf die Unterkategorien zeigt. Denn dort hat sich die Abkehr von klassischen Spielen weiter beschleunigt, sodass der Umsatz mit dem einmaligen Kauf von Games um 9 Prozent auf rund 1,1 Milliarden Euro eingebrochen ist. Auch der Umsatz mit den monatlichen Abonnement-Gebühren für einzelne Spiele, die besonders häufig bei Online-Rollenspielen verbreitet sind, ging um 11 Prozent auf 145 Millionen Euro zurück.

Stattdessen wird das große Geld heute mit Transaktionen innerhalb der meist kostenlos angebotenen Spiele verdient. Über 4,2 Milliarden Euro gaben die Deutschen im vergangenen Jahr für Einkäufe direkt in Apps und Spielen aus, ein Plus von 30 Prozent. Distribution und Handel drohen damit langfristig aus dem inzwischen lukrativsten Gaming-Segment herauszufallen.

Und auch kurzfristig sind die Aussichten nicht gerade rosig. Nach einem guten Jahresanfang, der die Erfolgsgeschichte zunächst fortzuschreiben schien, wurde der Aufschwung durch den russischen Angriff auf die Ukraine jäh gestoppt. Die von der Energiekrise und den Sanktionen befeuerte Inflation führt zu einer spürbar sinkende Kauflaune bei Konsumenten und verschobenen Investitionen in den Unternehmen. Dadurch wird die eigentlich sehnlichst erwartete Entspannung bei den Produktverfügbarkeiten jetzt plötzlich zu einer Belastung.

Gerade bei den Grafikkarten hat sich die Situation durch den parallelen Mining-Crash fast schlagartig ins Gegenteil verkehrt. Laut des Elektronikgeräte-Preisindexes von Grover sind die durchschnittlichen Preise für Grafikkarten von November 2021 bis Juni 2022 teils um mehr als 50 Prozent gesunken und befinden sich weiterhin auf Talfahrt. Ähnlich ist die Situation bei den Konsolen, wo Microsoft trotz gestiegener Verfügbarkeit gerade erst einen Umsatzrückgang von sieben Prozent im Gaming-Geschäft rund um die Xbox verkraften musste. Und auch der PC-Markt ist seit Kriegsbeginn spürbar eingebrochen.

Auf einmal gibt es viele Geräte und Komponenten im Überfluss und die Lager sind dem bis zuletzt hohen Nachfragevolumen entsprechend voll. Nur fehlen jetzt die Kunden. Das führt schon jetzt zu einem Preiswettbewerb unter den Herstellern, der den Handel mit sinkenden Margen und Online-Abverkaufsaktionen zusätzlich unter Druck setzt. Dieser dürfte sich im Laufe des Jahres weiter vergrößern, insbesondere wenn im Herbst der Launch neuer CPU- und GPU-Generationen bei AMD, Intel und Nvidia ansteht. Dann werden einige der lange Zeit für den doppelten bis dreifachen UVP gehandelten aktuellen Modelle im Handumdrehen zum Sonderangebot. Die fetten Gaming-Jahre sind für den Handel damit vorerst schon wieder vorbei und es wird spannend, wie nachhaltig sich die Begeisterung der Kunden aus der Pandemie-Zeit halten kann.

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