TPM und Refurbishing

„Engpässe werden den Markt noch eine längere Zeit bestimmen“

3. März 2022, 11:11 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Halbierte Kosten durch verdoppelte Lebensdauer im Datacenter

ICT CHANNEL: In Ihrem Geschäftsmodell spielt die Wartung eine besonders große Rolle. Sind auch hier signifikante Verschiebungen zu beobachten?
Müller: Unser größter Geschäftsbereich ist Third-Party Maintenance. Wir stellen bei den Unternehmen eine verlängerte Betriebszeit der vorhandenen Hardware fest. Dies hat drei Hauptursachen. Zum einen, dass viele IT-Abteilungen der Überzeugung sind, dass Hardware ohne Probleme über den End of Service Life der Hersteller hinaus genutzt werden kann. Bereits in einer Technogroup-Studie von 2019 gaben lediglich drei Prozent der Befragten an, dass die herstellerseitig vorgegebenen Produktlebenszyklen von maximal fünf Jahren eine verbindliche Angabe zur Lebensdauer von Hardware sind. Fast zwei Drittel sahen darin entweder ein Verkaufsargument für neue Hardware oder nahmen die Angabe gar nicht ernst.
Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie haben den zweiten Grund für TPM verstärkt: die Kostenreduktion. Wir haben im Sommer 2020 eine Studie durchgeführt, in der die Unternehmen ihre Reaktionen auf die Wirtschaftskrise äußerten: 60 Prozent gaben an, Investitionen zu verschieben, 67 Prozent optimierten ihre Prozesse und die Hälfte kürzte die Budgets. Laut den Analysten von Gartner bietet TPM ein Einsparpotenzial von bis zu 70 Prozent gegenüber der Herstellerwartung. Das ist in wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten ein triftiges Argument.
Ein dritter Grund ist der Fachkräftemangel. Vielen IT-Abteilungen fehlt schlicht das Personal, um großangelegte Migrationen durchzuführen.
Der Einsatz von refurbished Hardware steht in Zusammenhang mit TPM, da hier die Herstellerwartung entfällt, und dem Wunsch der Kostenreduktion. Immerhin sind refurbished Komponenten bis zu 50 Prozent günstiger als Neuware.

ICT CHANNEL: Entwickelt sich gebrauchte Hardware damit also auch im Rechenzentrum zu einer ernstzunehmenden Alternative? Welche Produkte sind hier besonders gut für eine Wiederaufbereitung oder Aufrüstung und den Weiterbetrieb geeignet?
Müller: Wir bieten refurbished Hardware als Komplettsystem, Upgrade oder Einzelteile an. Allgemein gesprochen sind hier Libraries, Server, Storages und Komponenten der Netzwerktechnik wie zum Beispiels Switches geeignet.
Die Möglichkeit, refurbished Hardware im Rechenzentrum zu nutzen, ist seit Jahren bekannt. Dennoch taten sich in der Vergangenheit viele Unternehmen schwer mit den generalüberholten und qualitätsgesicherten Produkten. In unserer Studie aus dem Jahr 2020 gaben lediglich 15 Prozent der Befragten an, refurbished Hardware in ihrem Rechenzentrum zu verwenden. Gleichzeitig sahen aber fast 80 Prozent von ihnen – uneingeschränkt oder teilweise – in refurbished Hardware eine sinnvolle Alternative zu Neuware, um Budgets und Umwelt zu schonen. Was diese Diskrepanz verursacht, lässt sich nur vermuten. Möglicherweise hat es mit Unsicherheiten bezüglich der Wartungsmöglichkeiten und Garantiefragen zu tun. Oder die Unternehmen waren durch Firmenrichtlinien und Herstellerverträge an neue Geräte gebunden. Ich denke, was jetzt für eine Änderung des Vorgehens der Firmen sorgt, ist der gestiegene Zwang, wirtschaftlich zu handeln und die Offenheit, hierbei neue Wege zu gehen.

ICT CHANNEL: Welche Vorteile können Sie Kunden im Rahmen der Third-Party Maintenance bieten? Was gehört zu diesem Angebot und wie lange lassen sich beispielsweise Lebenszyklen teurer Geräte im Datacenter verlängern?
Müller: Die Vorteile von Third-Party Maintenance gegenüber der Herstellerwartung sind vielschichtig: Mit TPM können Hardware-Komponenten ohne Einbußen bei Security oder Performance zehn Jahre und länger im Einsatz sein. Das reduziert die benötigten Investitionen und verbessert den ROI der eingesetzten Hardware. Wir können unseren Kunden Verträge zu flexiblen und günstigen Konditionen anbieten. Wie bereits erwähnt beziffert Gartner das Einsparpotenzial von TPM auf bis zu 70 Prozent gegenüber der Herstellerwartung.
Ein weiterer Vorteil ist, dass wir als herstellerunabhängiger Dienstleister die Wartung aller Geräte der bekannten Hersteller aus einer Hand übernehmen. Bei allen Fragen der Wartung und im Störfall sind wir der Single Point of Contact für unseren Kunden. Das heißt, egal welche Komponente betroffen ist, er ruft unserer 24/7-Servicehotline an und seine Störung wird innerhalb der vertraglich vereinbarten Service Level Agreements behoben.
Zudem haben wir die gesamte IT-Landschaft unseres Kunden im Blick und können in unserem Support TPM mit Value added Services wie Netzwerktechnik, IMAC/R/D oder Monitoring kombinieren.
Last but not least fördert TPM die ökologische Nachhaltigkeit in der IT. Durch den längeren Einsatz performanter Hardware lassen sich ganze Gerätegenerationen einsparen – und mit ihnen die entsprechenden Materialien und Emissionen, die bei der Produktion der Hardware und den Lieferketten entstehen. Das ist ein enormer Vorteil für Unternehmen und für die Umwelt.

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