Während der Massenmarkt für günstige Kompaktkameras unter dem Druck von Smartphones und Actioncams erodiert, verzeichneten hochwertige Kompaktkameras auch 2014 eine starke Nachfrage. Diese »Edelkompakten« wie die G-Serie aus der Powershot-Reihe von Canon versuchen, gute Bildqualität bei gleichzeitig kompakten Ausmaßen und ausgefeilte Bedienung durch viele Schnellzugriffe auf wichtige Parameter wie ISO-Wert, Blende und Belichtungskorrektur zu vereinen. Oft haben sie größere Sensoren für Aufnahmen bei schwierigen Lichtverhältnissen und hochwertige Optiken integriert, müssen dafür aber leichte Abstriche bei der Kompaktheit gegenüber der Einsteigerklasse hinnehmen. Während der Transport in der Jackentasche oft noch möglich ist, können sie im Gegensatz zu Smartphones nicht einfach in der Hosentasche verstaut werden. Gleichzeitig warten sie dafür mit hohen optischen Zoom-Reichweiten (größer als 20-fach) auf und erfüllen so den Wunsch vieler Konsumenten nach einer kompakten Kamera mit guter Bildqualität, die in allen Situationen ohne Objektivwechsel einsetzbar ist. Allerdings hat Qualität und Nutzerfreundlichkeit auf vergleichsweise engem Raum auch ihren Preis: Für sein aktuelles Top-Modell »Powershot G3X« in diesem Segment gibt Canon einen UVP-Preis von 899 Euro aus.
Einen Kompromiss zwischen Kompakt- und DSLR-Segment bietet das relativ neue Segment der Systemkameras. Diese Modelle verzichten auf einen Spiegel, wie er bei DSLRs nötig ist und können somit kompakter konstruiert werden. Gleichzeitig aber erlauben sie einen Wechsel der Objektive je nach Aufnahmesituation und können somit weitaus flexibler als Kompaktkameras eingesetzt werden. Ein Rezept, das erfolgreich ist: Kompakte Systemkameras schlossen 2014 dank einer um 17,4 Prozent lebhafteren Nachfrage mit 26,2 Prozent gestiegenen Erlösen gegenüber dem Vorjahr ab. Die positive Umsatzentwicklung ist laut dem Photoindustrie-Verband nicht zuletzt auf einen Anstieg des Durchschnittspreises zurückzuführen. Auch in diesem Segment geht also der Trend hin zu weniger, aber dafür teureren hochwertigen Modellen. Auch für das aktuelle Jahr geht der Verband von weiter steigenden Verkaufs- und Umsatzzahlen aus: »Hochwertige Modelle, die in 2014 auf dem Markt eingeführt wurden, haben die Attraktivität des Segments für Hobbyfotografen deutlich erhöht und für Absatzimpulse gesorgt.«
Ein Unternehmen, das den Markt für kompakte Systemkameras exzessiv bespielt, ist Olympus. »Wir haben früh erkannt, dass sich die kompakten Systemkameras durchsetzen werden und sind hier mit der »OM-D« und der »PEN«-Serie hervorragend aufgestellt«, erklärt Olaf Kreuter, Leiter Consumer Marketing bei Olympus in Deutschland und Österreich, gegenüber CRN. Das Unternehmen hat deshalb erst in diesem Jahr mit der »E-M5 Mark II OM-D« für Prosumer nachgelegt und will damit weitere Marktanteile für sich vereinnahmen. Bei seinen Kameras setzt Olympus bei Sensor und Objektivbajonett auf eine Kooperation mit Panasonic. Ein Vorteil für Kunden als auch Händler: Kunden können auf Objektive beider Hersteller zurückgreifen, wenn sie ihren Kamerapark erweitern wollen. Händler dagegen können für ihr Angebot aus dem Line-Up zweier Hersteller wählen und bei ähnlichen Objektiven entscheiden, welches sie ihren Kunden lieber anbieten wollen. Gegenüber CRN gibt sich Kreuter für die Zukunft ausgesprochen optimistisch: »Wir gehen davon aus, dass sich Systemkameras weiterhin positiv entwickeln und DSLRs irgendwann den Rang ablaufen.«
Doch ein paar Nachteile gegenüber anderen Systemen hat auch die aufstrebende Klasse der Systemkameras. Im Vergleich zu Kompaktkameras wird die erhöhte Flexibilität mit mehr Platzverbrauch erkauft, schließlich müssen die verschiedenen Objektive auch mitgenommen und bei Bedarf gewechselt werden. Gegenüber DSLRs fallen die Systemkameras vor allem bei der Batterielaufzeit zurück. Der Sensor sowie der Bildschirm (entweder im elektronischen Sucher oder auf dem rückwärtigen Display) müssen auch dann mit Strom versorgt werden, wenn gerade kein Foto geschossen wird. Zudem können aufgrund der kleineren Abmessungen nur Akkus mit geringerer Kapazität verbaut werden. Dafür lassen sich Änderungen bei Blende und Belichtung gleich auf dem Display nachvollziehen. Bei Spiegelreflexkameras ist das aufgrund des Spiegels, der das Bild in den Sucher projiziert, unmöglich.