Nachhaltigkeit im Innovationsprozess

Am Anfang steht ein Top-Down-Engagement

12. Mai 2023, 11:00 Uhr | Autor: Ralf Klädtke / Redaktion: Diana Künstler
© Rungtiwa Anuwetee-Adobe fotolia

Regierungen, Unternehmen und Verbraucher suchen nach neuen Wegen, um die natürlichen Ressourcen für eine bessere Zukunft zu erhalten. Fortschritte in der industriellen Technologie werden eine wesentliche Rolle dabei spielen – durch Produktentwicklungen und die dazu genutzten Herstellungsmethoden.

Der Artikel liefert unter anderem Antworten auf folgene Fragen:

  • Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit für Unternehmen?
  • Wie können Unternehmen Nachhaltigkeit am besten priorisieren?
  • Welche Beispiele gibt es für Unternehmen, die auch auf Führungsebene Nachhaltigkeit unterstützen?
  • Wie lässt sich am besten eine klare Strategie für Nachhaltigkeit im Unternehmen definieren?
  • Welche Aspekte sind für die Implementierung nachhaltiger Innovationen wichtig? (Stichwort Produktmaterialien, Lieferanten etc.)

Trotz des Bedarfs an nachhaltiger Innovation wird im 2023 Industrial Technology Index (ITI) von TE Connectivity1 festgestellt, dass es bei Ingenieuren und Führungskräften in den Unternehmen zu Abweichungen bei der Priorisierung von Nachhaltigkeit kommt. Bemerkenswert ist, dass die Mehrheit der Führungskräfte und Ingenieure Nachhaltigkeit befürwortet. Allerdings hebt der Report ebenfalls hervor, dass ein nicht unerheblicher Anteil (elf Prozent) der Führungskräfte Nachhaltigkeit als „nicht wichtig“ einstuft, während nur zwei Prozent der Ingenieure diese Ansicht für ihr Unternehmen teilen.
Eine bessere Abstimmung zwischen Ingenieuren und Führungskräften hinsichtlich der Innovationsziele ist ein nachhaltiges Erfolgsrezept. Wenn es darum geht, Nachhaltigkeit im Unternehmen zu priorisieren, kann eine bessere Anpassung den Unternehmen dabei helfen, wichtige Wachstumsbereiche wie

  • erneuerbare Energien,
  • Elektromobilität
  • und den Bedarf an effizienteren Rechenzentren für das Internet der Dinge zu verfolgen.

Tatsächlich sind dies drei der fünf innovativen Technologien, die von mehr als 75 Prozent der Befragten in der ITI-Umfrage als Priorität genannt wurden. Die im Rahmen des Reports befragten Unternehmen setzen sich alle mit der Rolle der Innovation und der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen auseinander. Durch die Arbeit mit nachhaltigen Praktiken lassen sich einige wichtige Schritte identifizieren, die dazu beitragen, eine gesamte Organisation auf gemeinsame Ziele auszurichten und Nachhaltigkeit in den Innovationsprozess einzubinden.

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Von oben vorleben

Auf die Frage, warum Nachhaltigkeit für ihre Unternehmen keine hohe Priorität hat, war die häufigste Antwort der Führungskräfte, dass sie zuerst andere Innovationsziele erreichen müssen. Demgegenüber steht die Auffassung von Unternehmen, die im Bereich Nachhaltigkeit eine Vordenker-Rolle einnehmen: Diese gehen davon aus, dass Innovation und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen. Die Fortschritte, die eine bessere Zukunft schaffen, sollten auch die Umwelt schützen und positive Auswirkungen auf Gesundheit, Sicherheit und Gesellschaft haben. Dieses Engagement muss von den obersten Ebenen einer Organisation ausgehen und sollte die „Köpfe“ und „Herzen“ des Innovationsteams erreichen. In Unternehmen, in denen die Führungsebene bereits Nachhaltigkeit implementiert, bestimmen die Mitarbeiter und die Motivation der Teams den Erfolg der Nachhaltigkeit.
 
Unternehmen, die auch auf Führungsebene Nachhaltigkeit unterstützen, haben sich diese Mission zu eigen gemacht. Ein Beispiel ist die Implementierung einer One Connected World-Strategie von TE Connectivity, die Nachhaltigkeit in den verschiedenen Säulen des Unternehmenszwecks verankert: eine sicherere, nachhaltige, produktive und vernetzte Zukunft zu schaffen. So hat TE Connectivity diese Verpflichtung mit konkreten Zielen untermauert, darunter eine 40-prozentige Reduzierung der Treibhausgasemissionen aus Quellen, die vom Unternehmen kontrolliert werden (Scope 1), und der indirekten Emissionen aus eingekaufter Energie (Scope 2) bis 2030, eine 15-prozentige Reduzierung des Wasserverbrauchs an 30 Standorten bis 2025 und Partnerschaften mit wichtigen Lieferanten zur Verbesserung der Nachhaltigkeit der Lieferkette.

Eine klare Strategie definieren

Obwohl die überwiegende Mehrheit der im Rahmen des Reports befragten Ingenieure der Meinung ist, dass Nachhaltigkeit für ihre Unternehmen Priorität hat, sehen sie auch eine gemeinsame Herausforderung: 21 Prozent der Ingenieure gaben an, dass es in ihrem Unternehmen keine klare Strategie für die Umsetzung nachhaltiger Praktiken gibt. Deshalb ist es entscheidend, ein Top-Down-Engagement, also ein Engagement von oben nach unten, mit spezifischen Methoden zu kombinieren, die Nachhaltigkeit in den Innovationsprozess einbetten.
 
Etwa 80 Prozent der Treibhausgasemissionen während des gesamten Produktlebenszyklus werden in der Designphase festgelegt.2 Diese Erkenntnis hat beispielsweise TE Connectivity dazu inspiriert, die Initiative „Design for Sustainability“ ins Leben zu rufen, die als Richtlinie für die Produktentwicklungsstrategie dient. Zu dieser Initiative gehört ein Product Stewardship Committee, das Unternehmen dabei unterstützt, Nachhaltigkeit über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg ganzheitlich zu betrachten – von den Rohstoffen und der Fertigung über die Verwendung des Produkts bis hin zu den Optionen für Wiederverwendung oder Recycling am Ende des Lebenszyklus. Nachhaltigkeitsschulungen, die allen Ingenieuren offenstehen und eine so genannte Engineering Toolbox mit Daten, Ressourcen und Prozessen, bieten den  Mitarbeitenden Orientierung, um Nachhaltigkeit zu einem grundlegenden Bestandteil jedes neuen Designs zu machen.

Wahl der Materialien und Lieferanten

Die für die Fertigung eines Produkts verwendeten Materialien spielen eine wichtige Rolle für seine Nachhaltigkeitseigenschaften. Unternehmenseigene Erhebungen haben festgestellt, dass 70 bis 90 Prozent der gesamten THG-Emissionen eines Unternehmens indirekte Emissionen sind, die in der Wertschöpfungskette entstehen (Scope 3). Darüber hinaus stammen die meisten Scope 3-Emissionen aus der Materialbeschaffung. Die Wahl der Materialien und Lieferanten ist daher eine entscheidende Stellschraube zur Verbesserung der Nachhaltigkeit. Eine sogenannte Engineering Toolbox enthält Ressourcen, die Ingenieuren bei der Auswahl aus einer genehmigten Liste von nachhaltigen Materialien und Lieferanten unterstützen. Nachhaltig agierende Unternehmen verwenden zum Beispiel viele Kunststoffharze in Steckverbinderprodukten und haben festgestellt, dass nachhaltigere Harze im Vergleich zu herkömmlichen Harzen eine Reduzierung der gesamten CO2-Emissionen um 35 Prozent–55 Prozent ermöglichen.

Ein weiterer wichtiger Schritt besteht darin, das Gewicht der verwendeten Materialien zu reduzieren, indem eine Konzentration auf Produktinnovation und Miniaturisierung erfolgt. Mit hochentwickelten Simulationswerkzeugen können Ingenieure die Leistung kleinerer, leichterer Designs effektiv modellieren und so innovative Ideen testen.

Doch nachhaltige Innovation ist nicht auf das Produktdesign beschränkt. Unternehmen können ihre Teams dazu inspirieren, die Nachhaltigkeit kontinuierlich zu verbessern und neue Produktionsprozesse zu erforschen, welche die Treibhausgasemissionen ihres Betriebs reduzieren. Abfallreduzierung kann beispielsweise als Bestandteil in einer Engineering Toolbox aufgenommen werden, wie es beispielsweise TE Connectivity zeigt. Diese Einstellung hilft eine Methode zu entwickeln, mit der überschüssiges Harz, das bei der Herstellung von Steckverbindern anfällt, wieder zerkleinert und für die Herstellung weiterer Komponenten verwendet wird – und so den Abfall auf nahezu Null reduziert wird. Innovative neue Prozesse können auch Produkte zur Folge haben, mit denen die Positionierung als Thought Leader im Wettbewerb möglich wird.

Nachhaltigkeit ist Teamleistung

Wie die Innovation selbst wird auch die Verbesserung der Nachhaltigkeit von Teams und insbesondere von der Motivation der Mitarbeiter eines Unternehmens vorangetrieben. Folglich werden Unternehmen, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben, wahrscheinlich mehr Talente anziehen und innovativer, wettbewerbsfähiger und dementsprechend erfolgreicher sein.
 
Ein Bekenntnis zur Nachhaltigkeit von der obersten Führungsebene und die kontinuierliche Verbesserung der Nachhaltigkeit durch motivierte Teams sind der Schlüssel für die Einbettung der Nachhaltigkeit in jeden Schritt der gesamten Wertschöpfungskette, einschließlich des Betriebs. Diese enge Zusammenarbeit sollte sich auch außerhalb des Unternehmens fortsetzen, indem Lieferanten und Kunden einbezogen werden, um sich auf Innovationen zu konzentrieren, die den Anforderungen des Marktes in Bezug auf Leistung, Nachhaltigkeit und Preis entsprechen. Mit diesem gemeinsamen Ansatz in puncto Nachhaltigkeit können Industrietechnologie-Unternehmen ein gemeinsames Ziel verfolgen – nachhaltige Innovationen zu liefern, die die Welt verbessern.

Ralf Klädtke, VP & CTO, Transportation Solutions bei TE Connectivity

1 https://www.te.com/content/dam/te-com/documents/about-te/marketing/global/news-center/te-industrial-tech-report-2023-DE.pdf
2 „Product Sustainability: Back to the Drawing Board“, McKinsey & Company, Februar 2022


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