Digitalisieren für den Klimaschutz

Das grüne Potenzial von Technologie

5. Juli 2022, 8:00 Uhr | Autor: Wolfgang Hackenberg / Redaktion: Diana Künstler

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Showcase Siemens Campus Microgrid

Siemens Campus Microgrid
© Siemens

Der Showcase „Campus Microgrid“ von Siemens Österreich ist auf dem Firmenareal in Wien Floridsdorf in Betrieb. Das Projekt verbindet die Komponenten Photovoltaik, Batteriespeicher, Microgrid-Controller, Laststeuerung und optimierte Ladelösungen für Elektromobilität. Microgrids sind intelligente „Bereichsnetze“, die es ermöglichen, Herausforderungen bei der sicheren und zuverlässigen Bereitstellung elektrischer Energie zu meistern. Parallel dazu ist es möglich, den Energiehaushalt bei gleichzeitiger Reduktion des CO2-Footprints zu optimieren. Ein erhöhter lokaler Energiebedarf – beispielsweise hervorgerufen durch E-Mobilität – und die dadurch verbundenen Lastspitzen lassen sich mit solchen Mini-Netzen managen. Microgrids verringern die Notwendigkeit den Netzanschluss auszubauen, reduzieren den Energiebezug und bieten außerdem eine verbesserte Versorgungssicherheit bei Blackouts. Sie können sowohl netzgebunden als auch netzunabhängig betrieben werden. Der Showcase in Wien demonstriert das Verhalten und den Nutzen von Microgrid-Lösungen im Realbetrieb – und lässt dank umfassender Datensammlung und -analyse an Lösungen der Zukunft forschen.

  • Photovoltaikanlagen, insgesamt 1.600 m² und 312 kWp
  • Batteriespeicher-Kapazität: 500 kWh, Leistung: 500 kW
  • Elektromobilitätsladestationen von Siemens
  • Gebäudemanagementsystem Desigo von Siemens
  • Microgrid-Controller von Siemens
  • Brandschutz: Sinorix-Löschsystem von Siemens
  • Zusatzfeatures: Pre5G-Campus-Netzwerk und Kreislaufwirtschaftsprojekt

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Der Blick in die Zukunft: Digitale Zwillinge

Eine wichtige technologische Vision für die Klimaneutralität fußt auf der Idee der Digitalen Zwillinge (Digital Twins). Dabei arbeitet man mit einem digitalen Abbild eines realen Objekts. Diese in der Industrie bereits genutzte Anwendung integriert die physische und die digitale Welt und ermöglicht Entscheidungen aufgrund von äußerst realistischen Simulationen und Szenarioanalysen, zum Beispiel in Forschung und Entwicklung. Die Leistungsfähigkeit von 5G, 5G Advanced und schließlich 6G in den 2030er Jahren schafft eine sich ständig verbessernde Feedbackschleife zwischen der virtuellen und der physischen Welt. Menschen werden in der Lage sein, digitale Zwillinge von Städten und ganzen Ländern zu erstellen. Sie werden den Zustand von Wäldern oder des Polareises in Echtzeit sehen und die Folgen des CO2-Ausstoßes direkt analysieren. Damit lassen sich Energie-, Transport- und Versorgungsinfrastruktur über große Gebiete hinweg abbilden und Szenarien modellieren, um zu lernen, was sich wann wie ändern wird.

Spektrum freigeben, Märkte mobilisieren

Um all das zu realisieren, gibt es drei Voraussetzungen:

  1. Frequenzen: Die Telekommunikation entwickelt ständig neue Instrumente, um mehr Kapazität aus den vorhandenen Frequenzen herauszuholen. Um jedoch mit der Nachfrage Schritt zu halten, müssen erschwingliche neue Frequenzen in niedrigen, mittleren und hohen Ultrahochfrequenzbereichen freigegeben werden. Speziell für mobiles Breitband, damit die Industrie mehr Konnektivität bei geringeren Emissionen ermöglichen kann.
  2. Märkte mobilisieren: Staaten werden die hohen Investitionen in die grüne Transformation nicht alleine tragen können. Ein Positivbeispiel für die Mobilisierung der Marktkräfte ist der Emissionshandel der EU, ein einfaches, wirksames System, mit dem Europa von 2008 bis 2016 bereits rund eine Millarde Tonnen an Emissionen einsparen konnte.
  3. Das Richtige tun: Unternehmen sollten Technologie zu einer Kraft des Guten machen und einsetzen. Ökologische Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Teil davon. Aber es geht auch darum, Produkte zu entwickeln, die mit weniger Energie mehr erreichen, etwa durch KI in Netzen, oder moderne Chipsätze für Festnetz-Breitband, die nur etwa die Hälfte des Stroms verbrauchen.

Es ist folglich an der Zeit, digitale Netztechnologien als das zu sehen, was sie sind: die Chance für die Telekommunikation, nicht nur ihre eigenen Emissionen zu senken, sondern auch die ihrer Kunden. Damit kann sie viel dazu beitragen, den Klimawandel aufzuhalten. Bisher sind etwa 70 Prozent der globalen ITK-Investitionen der Welt in Branchen geflossen, die ohnehin bereits als digital gelten wie Computer, Kommunikation und Medien. Nun ist es wichtig, mit Hilfe der Netze die Digitalisierung auf die nächste Stufe heben, um den Klimawandel zu bekämpfen. Man sollte damit beginnen, auch die klassischen Industrien dieser Welt ernsthaft zu digitalisieren und die Technologien zu nutzen, um die Menschen wirklich voranbringen. Der Handlungsdruck ist größer denn je.

Wolfgang Hackenberg, Sprecher der Geschäftsführung, Nokia Deutschland

1 https://www.ipcc.ch/report/sixth-assessment-report-cycle/
2 https://new.siemens.com/at/en/company/topic-areas/siemens-campus-microgrid.html
3 https://www.lufthansa-technik.com/virtual-engine-inspections


  1. Das grüne Potenzial von Technologie
  2. Showcase Siemens Campus Microgrid

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