Stepstone, Indeed, E-Mail, Jobmesse, Social Media und viele mehr: Es gibt einige Kanäle, über die Unternehmen und Jobanwärter zusammenfinden können. Doch welcher erweist sich dabei als zielführend und was gilt es darüber hinaus beim Recruiting oder der Arbeitssuche zu beachten? Workwise weiß Rat.
connect professional: Über welche Kanäle wird Ihrer Meinung nach heutzutage der Kampf um die besten Talente geführt?
Martin Trenkle: Der Druck auf Arbeitgeber ist extrem hoch. Es wird immer schwieriger, aus der Masse der Arbeitgeber herauszustechen. Deshalb müssen Unternehmen immer mehr in ihr Recruiting investieren. Dabei meine ich nicht nur Ressourcen, sondern auch Kreativität. Unternehmen müssen bereit sein, ihre bisherige Herangehensweise zu hinterfragen und neue Wege auszuprobieren. Welcher Kanal am besten funktioniert, hängt stark von der jeweiligen Stelle ab. Da muss man einfach testen, was die besten Ergebnisse bringt, und eigene Erfahrungen sammeln. Vor allem große Jobbörsen sind nach der eigenen Karriereseite von Unternehmen weiterhin der Ort, an dem die meisten Jobsuchenden nach Angeboten suchen. Es gibt allerdings nicht die eine Jobbörse, die sich hier klar absetzt und die besten Ergebnisse erzielt. Ein Kanal, den viele Unternehmen unterschätzen, sind die eigenen Mitarbeiter:innen. Tatsächlich belegen Mitarbeiterempfehlungen den dritten Platz, wenn es darum geht, über welchen Kanal die meisten Neueinstellungen gefunden werden.
connect professional: Sie haben gerade die großen Jobbörsen als Kanal erwähnt. Welche sind das genau?
Trenkle: Unserer Erfahrung nach wird eine Jobbörse ab 100.000 monatlichen Aufrufen interessant. Hierzu zählen in Deutschland zum Beispiel Indeed, Linkedin, Xing und Monster. Allerdings ist eine große, bekannte Jobbörse noch kein Erfolgsgarant für viele und passende Bewerbungen. Es kommt immer auf das Verhältnis von Seitenaufrufen zu gelisteten Jobangeboten an. Teilst du die Zahl der monatlichen Aufrufe durch die Gesamtzahl der Stellenanzeigen, siehst du, wie oft eine Stellenanzeige dort im Durchschnitt gesehen wird. Nimmst du dies als Maßstab, können sich auch kleinere, spezialisierte Jobbörsen lohnen, die aber in ihrer Branche gut vernetzt sind.
connect professional: Eine Mappe mit Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen: So sahen Bewerbungen noch vor zehn Jahren aus. Wie gestalten sich das Bewerbungsverfahren heute?
Trenkle: In wenigen Klicks zur erfolgreichen Bewerbung – das ist nicht nur unser Anspruch, sondern auch der vieler Jobsuchenden. Immer mehr suchen von unterwegs aus oder klicken sich am Smartphone auf der Couch durch verschiedene Jobangebote. Aber wenn sie dann erst ein Anschreiben abtippen oder verschiedene Dokumente zusammensuchen müssen, verlieren sie schnell die Lust und schicken die Bewerbung nicht ab.
Der Fachkräftemangel spitzt sich immer weiter zu. Deswegen müssen wir es insbesondere wechselwilligen Kandidat:innen so einfach wie möglich machen. Wenn sie bereits in einem Unternehmen angestellt sind, haben sie oft ihre Bewerbungsunterlagen nicht griffbereit und auf dem neuesten Stand. Deshalb braucht es vollständige Jobangebote, One-Click-Bewerbungen und die Rückmeldezeit der Unternehmen darf nicht mehr als vier Tage betragen – das sind keine Erfolgsgeheimnisse, sondern Erfolgsfaktoren.
connect professional: Inwiefern liefert Workwise vor diesem Hintergrund, sowohl Jobsuchenden als auch -anbietenden, Hilfestellung?
Trenkle: Workwise löst die Herausforderungen, die den Unternehmen im Recruiting begegnen, indem wir sie dabei unterstützen, die oben genannten Punkte anzubieten und so ultimativ ihre Job-angebote besetzen zu können. Wir vergleichen uns da gerne mit einem Fitnessstudio. Wir machen Recruiting-Verantwortliche fit, stehen ihnen beratend zur Seite und bieten ihnen die richtigen Geräte. In unserem Gym lernen sie, ihre Kräfte richtig einzusetzen, um die passenden Bewerber:innen zu erreichen und zu überzeugen.
Jobsuchende wiederum legen sich einmal ein Profil an und können sich ohne Anschreiben direkt auf mehrere Jobangebote bewerben. Anschließend können sie sich immer den aktuellen Status ihrer Bewerbung auf unserer Plattform anschauen. Durch den Kontakt zu beiden Seiten stellen wir sicher, dass der Prozess reibungslos abläuft.
„Ein Kanal, den viele Unternehmen unterschätzen, sind die eigenen Mitarbeiter:innen. Tatsächlich belegen Mitarbeiterempfehlungen den dritten Platz, wenn es darum geht, über welchen Kanal die meisten Neueinstellungen gefunden werden.“ |
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connect professional: Welche Kosten sind mit dem Recruiting-Service verbunden?
Trenkle: Im Fitnessstudio gibt es leider kein Trainingsprogramm, mit dem du in nur fünf Schritten topfit wirst, und dein Trainer kann dir die Arbeit nicht abnehmen, wenn du Muskeln aufbauen möchtest. Das ist bei uns zum Glück anders: Buchen unsere Kund:innen den Recruiting-Service, werden Sie in jeder Phase des Re-cruiting-Prozesses von unserem Team beraten und Workwise übernimmt außerdem die komplette Vermarktung der Stellenanzeige – ein Wunderwerkzeug sind wir trotzdem nicht. Es ist dennoch wichtig, dass die Unternehmen darauf achten, die eingegangenen Bewerbungen schnell zu bearbeiten und eine positive Candidate Experience zu bieten. Weil vor allem die Nutzung bekannter Jobbörsen mit hohen Kosten verbunden sein kann, arbeiten wir erfolgsbasiert. Das heißt, ein Unternehmen zahlt nur, wenn wir das offene Jobangebot auch besetzen. Die Kosten hängen von der Art des Jobs ab. Andere Angebote auf der Plattform von Workwise können Unternehmen komplett kostenfrei und auch unabhängig vom Recruiting-Service nutzen – wie etwa das Bewerbermanagementsystem. Hier-über können alle Bewerbungen verwaltet werden. Das spart Zeit und niemand muss sich mit einer Kombination aus Excel, E-Mail und verschiedener Dokumentation auseinandersetzen.
connect professional: One-Click-Bewerbungen – wie etwa über Xing oder LinkedIn – sparen Zeit und Nerven. Jedoch stechen sie auch nicht aus der Masse heraus. Was sollte man beherzigen, möchte man seine Bewerbung effizient mit maximalem Streueffekt, aber dennoch individuell, halten?
Trenkle: Wichtig ist immer zu beachten: Hat meine Bewerbung einen roten Faden? Erzählt sie stringent, warum ich zu dem Jobangebot passe? Auch ein Lebenslauf kann mit einigen Informationen oder einem persönlichen Statement mehr über mich erzählen.
Bei Workwise können Unternehmen mit jedem Jobangebot individuelle Fragen stellen. Diese müssen Bewerber:innen im Prozess beantworten. So haben beide Seiten die Möglichkeit, neben den bloßen Fakten noch weitere wichtige Informationen auszutauschen. Ein Profil für mehrere Bewerbungen – ergänzt mit individuellen Antworten pro Jobangebot. So bleibt der Prozess agil und es bleibt trotzdem Raum für Individualität.
connect professional: Wo fehlt es derzeit an Fachkräften? Welche Berufsfelder werden auch künftig davon betroffen sein?
Trenkle: Aktuelle Studien zeigen, dass nicht alle Branchen gleichermaßen betroffen sind und auch regional teils große Unterschiede bestehen. Im Baugewerbe und in der Land- und Forstwirtschaft ist der Fachkräftemangel besonders akut: Dort sind über 50 Prozent der ausgeschriebenen Stellen für Fachkräfte unbesetzt. In einer Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung wurde festgestellt, dass ein positiver Zusammenhang zwischen Fachkräfteengpässen und dem Einsatz von Leiharbeit, Arbeitszeitflexibilisierung sowie der Aus- oder Weiterbildungsbeteiligung eines Betriebes besteht. Das heißt: Unternehmen können durch diese Hebel die Auswirkungen des Fachkräftemangels abmildern.
connect professional: Der Fachkräftemangel in Deutschland hat laut Ifo Institut ein neues Allzeithoch erreicht: Im Juli seien 49,7 Prozent der Unternehmen beeinträchtigt gewesen. Was bedeutet das für die Personalpolitik der Firmen?
Trenkle: Die strategische Relevanz von HR und Recruiting nehmen in den Unternehmen immer mehr zu. Schon heute ist fehlendes Personal das Wachstumshemmnis Nummer 1 vieler Unternehmen. Die Personalabteilung muss also mit an den Tisch, wenn ein Unternehmen langfristig wachsen will. Die Suche nach neuen Mitarbeiter:innen sowie die Personalbindung muss in den Zielsetzungen des Unternehmens verankert sein und auch bei der Budget-Verteilung bedacht werden. Wie unser eigenes HR sagt: „Unterstützt uns, denn wir helfen euch.“ Konkret bedeutet das: Macht Mitarbeiter:innen-Befragungen und findet heraus, wo die Baustellen sind, die angegangen werden müssen, um das Team zu halten. Schaut euch an, welche Fähigkeiten und Rollen jetzt, künftig und auch in ferner Zukunft knapp werden. Gibt es Weiterbildungsprogramme oder arbeitet ihr mit eigenem Nachwuchs? Deshalb mein Appell an alle Arbeitgeber: Setzt auf die Entwicklung eurer Personalabteilung.