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HD+ und CI Plus: Geräte-Chaos ist vorprogrammiert

Im Laufe der nächsten Wochen starten die öffentlich-rechtlichen Sender einen Probebetrieb für die Ausstrahlung von HD-Programmen. Es droht jedoch ein gewaltiges Geräte-Chaos in der schönen neuen HD-Welt, vor dem die Verbraucherzentrale NRW eindringlich warnt.

Autor:Joachim Gartz • 22.7.2009 • ca. 1:25 Min

Die Einführung des hochauflösenden Fernsehen könnte in Deutschland zu einem für Handel, Hersteller und Endkunden verheerenden Chaos führen, da die Privatsender ihr HDTV-Angebot nicht wie bislang unverschlüsselt, sondern über die geschützte HD+-Plattform vorerst ausschließlich via Satellit verbreiten wollen. Zugang zu der Plattform erhalten die Kunden, indem sie entweder gegen eine einmalige oder jährliche Gebühr entsprechende Smartcards freischalten.

Die dabei verwendete CI-Plus-Verschlüsselungstechnologie ist jedoch mit den bisherigen Receivern nicht kompatibel. Kunden, die bereits jetzt in den Kauf eines teuren HD-Receivers investiert haben, dürften dann im Regen stehen. Zudem haben sich bereits zahlreiche Hersteller ganz offen gegen CI Plus ausgesprochen, wie digital living berichtet hat.

Die Verbraucherzentrale NRW empfiehlt angesichts der Tatsache, dass bisher kaum Geräte auf dem Markt erhältlich sind, die HD+ und CI-Plus unterstützen, mit dem Receiverkauf noch zu warten.

Alpaslan Karasu, Geschäftsführer des Settop-Boxen-Herstellers Dream Multimedia kritisiert dagegen den Aufruf zur Kaufzurückhaltung der Verbraucherzentrale NRW. HD-Receiver ohne CI Plus würden auch in Zukunft sämtliche frei empfangbaren HDTV-Sender darstellen können, meint Karasu, der ein entschiedener Gegner des neuen CI-Plus-Standards ist. Karasu meint, man solle die Verbraucher nicht unnötig beunruhigen, da CI-Plus ohnehin ein zum Scheitern verurteilter Standard sei. Ob Karasu mit dieser Einschätzung im Endeffekt richtig liegt, lässt sich derzeit allerdings kaum mit Sicherheit voraussagen.

»Einen solchen Aufruf gäbe es nicht, wenn in der Diskussion um CI Plus mehr an die Bedürfnisse des Verbrauchers als an die Wünsche der Inhalteanbieter gedacht würde. Ich bin mir sicher, dass der Kunde diese Haltung quittieren wird. CI Plus ist kein Standard und wird auch keiner werden, wenn der Verbraucher merkt, dass mit CI Plus seine Mediennutzung beschnitten wird«, so Karasu.

Durch den CI-Plus-Standard ist es für die Inhalteanbieter möglich, den Zugriff auf Inhalte in jeglicher gewünschten Form einzuschränken. In der Praxis könnte dies zum Beispiel bedeuten, dass bestimmte Sendungen überhaupt nicht mehr oder nur noch für einen sehr kurzen Zeitraum vom Zuschauer digital archiviert werden können.