Die Applikationen können Privatpersonen ebenso herunterladen wie Ärzte, die die Anwendungen für ihre Patientenkommunikation nutzen. Aber auch als Teil des Lehrplans in der medizinischen Lehre an Universitäten, medizinischen Schulen oder in Kliniken werden die Apps genutzt. So arbeitet Anima Res unter anderem mit der Uniklinik Bonn zusammen. Dort kommt eine Version von Insight Heart zum Einsatz, bei der es speziell um den Aspekt des Elektrokardiogramms (EKG) geht. In der entsprechenden Lehrveranstaltung zum Thema stehen jährlich hunderte Medizinstudent:innen vor dem Problem, dass sie sich nicht vorstellen können, was die zweidimensionalen Kurven auf dem EKG wirklich bedeuten, umreißt Rodrigo Olmos das Problem. „Im Körper ist es ja ein dreidimensionaler Prozess. Mit dem EKG-Modul bieten wir verschiedene Ableitungen an und so können die Studierenden sehen, wie sich dieser Vektor – also ein elektrischer Impuls im Herzen – bewegt“, erläutert Rodrigo Olmos. Die letzte Version davon sei in der Lage, digitale EKGs aus einer Datenbank zu importieren. „Dort sind etwa 18.000 EKGs hinterlegt. Die Lehrenden können ihren Studenten dann sagen: ‚Laden Sie EKG Nummer XY von der Plattform herunter und erklären Sie, um welches Krankheitsbild es sich handelt und was die besonderen Merkmale davon sind‘“, erklärt Rodrigo Olmos einen konkreten Anwendungsfall in der Mediziner-Ausbildung.
Der Bedarf, neue Lösungen für ein sich veränderndes Lernverhalten bereitzustellen, ist dabei durchaus gegeben, wie Pablo Olmos aufzeigt: „Wir sprechen viel mit medizinischen Meinungsbildern, mit Ärzten und Professoren aus allen möglichen Ländern, die sagen: Die Art, wie wir lernen, die Art, wie wir Wissen verarbeiten, verändert sich. Extended-Reality-Technologien – also Augmented Reality, Mixed Reality, Virtual Reality, Metaverse-Anwendungen – sind Themen, die aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken sein werden.“
Wobei die beiden Brüder VR mit einer gewissen Zurückhaltung begegnen, da diese Technologie anfällig für Motion Sickness sein kann; diese äußert sich in Symptomen wie Schwindel oder Übelkeit. „Wir glauben mehr an Technologien wie Mixed Reality oder Augmented Reality. Mixed Reality, weil diese Technologie 3D-Inhalte in die physische Umgebung projiziert, ohne sie dabei aus dem Kontext zu nehmen. Durch das transparente Visier ist man nicht von der Außenwelt abgeschnitten und damit treten diese Probleme nicht auf“, erläutert Pablo Olmos.
Doch ein Holografie-Gerät findet sich bislang noch eher selten in Arztpraxen oder Kliniken. Am mächtigsten seien daher Geräte, die jeder bei sich trägt, wie ein Smartphone. Darüber lasse sich die größte Verbreitung erreichen (siehe Kasten).
Die wesentliche Herausforderung der Anwendungen ist es, medizinisch korrekt zu sein. Bei jedem Projekt sind medizinische Expert:innen an Board. „Es gibt wenige Unternehmen auf dieser Welt, die einen solchen Detailgrad in interaktiven Applikationen erreichen können wie Anima Res“, ist sich Pablo Olmos sicher. „Wir haben vor Kurzem als eines der ersten Unternehmen eine medizinische App für Vision Pro herausgebracht. Wir sind sehr stolz darauf, dass wir gemeinsam mit Apples Design-Team an einer medizinischen App für die Vision Pro arbeiten konnten. Das ist visuell das Ausgeklügelste, was es momentan auf dem Markt gibt.“
Rodrigo Olmos ergänzt, dass es dabei wieder um Insight Heart gehe, aber „diesmal basiert das Herz auf echten CT-Daten. Realistischer geht es im Prinzip nicht mehr.“
Und wovon träumen die Anima Res-Gründer noch? „Ein Wunsch wäre in jedem Fall, dass man CT- und MRT-Daten live übertragen kann. Das ging bis vor kurzen noch nicht, aber wir sind jetzt in dieser Richtung unterwegs. Wir hatten bereits vor einigen Jahren einen Prototypen entwickelt, mit dem man CT-Daten importieren kann. Aber es geht oft nicht so schnell, wie man es sich wünscht, weil es sehr, sehr große Daten sind“, sagt Rodrigo Olmos. Ein persönlicher Traum für die Brüder sei es zudem, den ganzen Körper nachzubilden. „Gerade arbeiten wir am Auge und es werden noch weitere Module folgen“, verrät Rodrigo Olmos.
Man wird sehen – plastisch und 3D-animiert.