Sieben Maßnahmen

IT-Modernisierung trotz Fachkräftemangel umsetzen

12. Juli 2022, 12:51 Uhr | Autor: Gautam Khanna / Redaktion: Lukas Steiglechner
© Duncan Andison - 123RF

Die Aktualität einer IT-Umgebung ist in manchen Fällen maßgebend für den Geschäftsbetrieb. Dafür braucht es allerdings entsprechende Talente, um die Modernisierung voranzutreiben. Doch es gibt auch Wege, die IT trotz Fachkräftemangel aktuell zu halten.

Die Modernisierung der IT fällt zahlreichen Organisationen schwer. Gründe, warum die Erneuerung der IT scheitert, sind oftmals eine nicht ausgereifte Roadmap sowie Mitarbeiter, die noch nicht über die technischen Fähigkeiten verfügen, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Mit dieser Talent- und Qualifikationslücke sehen sich sowohl Unternehmen als auch Systemintegratoren konfrontiert.

Bisher wurde angenommen, dass das Risiko einer Unterbrechung des Geschäftsbetriebs sowie Kosten die größten Hindernisse für Modernisierungsprogramme darstellen. Der aktuelle „2022 Modernization Report“ von Infosys zeichnet allerdings ein anderes Bild: Die im Rahmen der Studie befragten Führungskräfte gaben fehlende Skills und Talente als wichtigsten Grund an. Budgets für Modernisierungsprogramme bewegen sich meist im hohen siebenstelligen Bereich und werden über einen Zeitraum von mehr als drei Jahren geplant – ein effizienter Einsatz des Budgets ist hier entscheidend. Dabei sollte ein Teil dieses Modernisierungsbudgets im Rahmen des Transformationsprogramms in Weiterbildungsmaßnahmen, Zusammenarbeit mit Partnern und die Nutzung plattformbasierter Automatisierung fließen. Ebenso entscheidend: Solution Architects mit umfassendem Fachwissen über den gesamten Software-Stack, der die Digitale Transformation unterstützt, um die geschäftliche Innovation sowie die Potenziale des digitalen Zeitalters auszuschöpfen.

Sieben Maßnahmen können Organisationen ergreifen, um ihre Modernisierungsinitiativen trotz des Mangels an Talenten umzusetzen.

1. Managed Cloud Services: Cloud-Plattformen bieten eine Reihe von Technologiekomponenten im Rahmen eines As-a-Service-Modells. Von Datenbanken bis hin zu Container-Laufzeiten – die meisten Layer des Anwendungs-Stacks lassen sich ohne spezielle Mitarbeiter für die Verwaltung des Betriebs betreiben. Verwenden Unternehmen solche As-a-Service-Komponenten in ihren Architekturen, muss der Cloud-Anbieter die notwendigen Nischenqualifikationen für deren Implementierung und Verwaltung bereitstellen und entlastet damit die Firma selbst.

2. „Low Code No Code” (LCNC)-Plattformen: In den vergangenen Jahren sind zahlreiche Plattformen entstanden, die die Entwicklung umfassender Anwendungen mit vorgefertigten Drag-and-Drop-Modulen unterstützen. Unternehmen sind so in der Lage, in kürzester Zeit Applikationen zu entwickeln, die Funktionen wie „Mobile Readiness“, eine standardisierte Benutzeroberfläche und solide Integrationen umfassen. LCNC eignet sich für die Entwicklung kleiner bis mittelgroßer Anwendungen, die nicht differenzierte Funktionen einer Organisation abdecken, ohne dass IT-Experten für deren Aufbau und Wartung erforderlich sind.

3. Plattformbasierte Automatisierung: Ein plattformbasierter Automatisierungsansatz zur Anwendungsmodernisierung ermöglicht es Unternehmen, Routineaufgaben auf standardisierte und wiederholbare Weise zu automatisieren. So sind erfahrene Architekten bereits im Vorfeld in der Lage, über die im Programm zu verwendenden Komponenten und Frameworks zu entscheiden. So nehmen sie Entwicklern einen Großteil der Arbeit ab, für die sie sonst wertvolle Zeit aufwenden müssten. Dies beschleunigt die Entwicklung und stellt sicher, dass die besten Lösungen vorhanden sind.

4. Modernisierungs-Architekten: Modernisierungs-Architekten verstehen die komplexen Kompromisse, die sowohl aus technischer als auch aus wirtschaftlicher Sicht erforderlich sind. Sie betrachten den gesamten Lebenszyklus eines Systems und verfolgen einen Ansatz, bei dem die Architektur im Vordergrund steht, um die am besten geeigneten Technologiekomponenten zu ermitteln. Dies reduziert darüber hinaus die Anzahl der Testzyklen mit Nischenkomponenten, die wiederum spezialisierte Talente und Skills erfordern würden.

5. Partnerschaften mit Independent Software Vendors (ISV): Organisationen sollten mit globalen Systemintegratoren (Global System Integrators, GSI) kooperieren. Diese sind in der Lage, mehrere ISVs und deren technische Fähigkeiten zusammenzubringen, um komplexe Probleme zu lösen. IT-Organisationen haben so die Möglichkeit, das Produktwissen und die Best Practices der ISVs nutzen, um passende Lösungen zu entwickeln.

6. Einsatz von geschlossenen Agile Pods: Agile Pods sind kleine, autarke Teams, die alle Phasen des Lebenszyklus ausführen können, die für die Erstellung eines Moduls erforderlich sind. Von Business Analysten, die die Anforderungen zusammenstellen, bis hin zu Testern, die die korrekte Entwicklung validieren, stellt die Agile-Pod-Struktur sicher, dass eine einmal begonnene Arbeit auf agile Weise abgeschlossen wird. Unternehmen sind in der Lage, die Anzahl der Pods je nach Verfügbarkeit von Fähigkeiten und Talenten flexibel zu skalieren und so die Geschwindigkeit der Bereitstellung an die vorhandenen Kapazitäten anzupassen.

7. Künstliche Intelligenz (KI): Künstliche Intelligenz macht in Bereichen wie der Sprachübersetzung schnell Fortschritte und bietet damit einen Hebel bei der Modernisierung von Legacy-Systemen. KI-basierte Experimente sind zwar noch nicht ganz ausgereift, sollten aber erprobt werden, damit Unternehmen bereit sind, sie zu nutzen, sobald sie ausgereift sind.

Unternehmen mit Legacy-Systemen müssen in der IT-Modernisierung auf dem Laufenden bleiben. Andernfalls laufen sie Gefahr, von den Digital Natives – die Digitalität und Kundenorientierung zu ihrem Mantra des 21. Jahrhunderts gemacht haben – aus dem Geschäft gedrängt zu werden. Derzeit investieren Organisationen Milliarden in die Modernisierung. Sicher zu stellen, dass Talente effektiv und effizient sind und langfristig an Bord bleiben, ist somit nicht länger nur „nice to have“, sondern vielmehr ein wesentlicher Bestandteil jeder Unternehmensmodernisierung.

Gautam Khanna, Vice President and Global Head Modernization Practice, Infosys

Anbieter zum Thema

zu Matchmaker+

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu connect professional

Weitere Artikel zu Künstliche Intelligenz

Weitere Artikel zu Public Cloud

Matchmaker+