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Noch kein Ende der Kreidezeit in Sicht

27. Oktober 2021, 14:41 Uhr | Lukas Steiglechner
© Peshkov / 123rf

Die deutsche Bildungslandschaft zeigt viele Schwachstellen: mangelnde Digitalisierung, fehlende Kompetenzen, schwache Infrastruktur. Doch ein paar Endgeräte reichen nicht. Es braucht vielmehr eine leistungsfähige Infrastruktur für die Digitale Transformation des Bildungswesens.

ifo Bildungsbarometer 2021
Eine Mehrheit der befragten Deutschen will, dass auch nach der Corona-Pandemie digitale Formate Teil des Unterrichts sind. Dazu gehört nicht nur der Einsatz technischer Endgeräte, sondern zum Beispiel auch Lernplattformen und Online-Sprechstunden.
© „ifo Bildungsbarometer 2021“ / ifo Institut

Digitalisierung im Bildungswesen ist, wie in Unternehmen, zukunftsentscheidend. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass nur wenige Schulen für digitalen Unterricht gewappnet waren. Doch das Ende des Homeschooling und die Rückkehr in den Präsenzunterricht bedeutet längst nicht das Ende der digitalen Schule, sondern erst ihren Anfang. Denn laut Bildungsbarometer 2021 des ifo Instituts wollen 77 Prozent der Deutschen, dass Schulen auch nach der Corona-Pandemie im Unterricht Computer oder Tablets verwenden. Zudem hat der Digitalverband Bitkom in einer Umfrage ermittelt, dass fast drei Viertel der befragten Deutschen Informatik als Pflichtfach an allen weiterführenden Schulen ab der fünften Klasse fordern.

Um diese neue Form der Bildung zu verwirklichen, sind Regierung, Schulträger und Lehrkräfte gefragt. Bislang musste das Homeschooling lediglich den analogen Unterricht in einen digitalen Raum ummünzen. Dafür reichte es in der Regel aus, alle Beteiligten mit Endgeräten auszustatten. Eine digitale Schule braucht aber mehr als ein paar Tablets – nämlich eine ganzheitliche Infrastruktur. Das ist schwierig, da bereits die Grundvoraussetzungen nicht stimmen.

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Probleme schon vor dem Startschuss

Digitales Lernen braucht eine passende technische Basis – unter anderem eine leistungsfähige Netzwerkinfrastruktur. Grundlage hierfür ist ein Breitbandanschluss mit ausreichender Geschwindigkeit. In Deutschland ist schnelles Internet aber nicht selbstverständlich – vor allem im ländlichen Raum. Der Glasfaserausbau in Deutschland zieht sich dabei nur schleppend voran. Schulen, in denen mehrere Schulklassen mit teilweise 30 SchülerInnen gleichzeitig im Internet aktiv sein sollen, brauchen jedoch eine starke Netzanbindung.

Schulen ohne einen leistungsstarken Breitbandanschluss können allerdings Förderprogramme nutzen. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) will deutschlandweit den Breitband- und Glasfaserausbau fördern, um alle Haushalte, Unternehmen und auch Schulen mit schnellem Internet zu versorgen. Das ist aber auch mit einem bürokratisch langwierigen Prozess verbunden – von Antragstellung über Ausschreibung bis zur Bauphase.

Wenn Digitalisierung zum bürokratischen Hürdenlauf wird
 Zwar gibt es mit dem „Digitalpakt Schule“ ein Förderprogramm, um Schulen zu digitalisieren, doch stehen die jeweiligen Verantwortlichen in der Regel vor einer bürokratischen Mammutaufgabe. Denn um Fördermittel aus dem Digitalpakt beziehen zu können, müssen LehrerInnen zusammen mit der Schulleitung ein Konzept für die Digitalisierung entwickeln. Dieser sogenannte Medienentwicklungsplan umfasst die pädagogische Strategie, die technischen Anforderungen sowie die Fortbildungsmaßnahmen der Lehrkräfte. Anschließend schickt die Schulleitung das Konzept an den Schulträger. Dieser sammelt die Konzepte seiner Schulen und leitet sie als Antragsteller an das Bundesland weiter. Das Bundesland prüft die Anträge und schickt sie eventuell wieder zurück, wenn sie nicht ausreichend ausgearbeitet sind. Erfüllt das Konzept die Anforderungen, wird der Antrag bewilligt. Anschließend werden die gewünschten Aspekte des Projekts ausgeschrieben und vergeben. Erst daraufhin wird ein Projekt umgesetzt und finanziert.

 


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  2. Ein digitales Rückgrat aufbauen
  3. Der ewige Traum vom deutschen Glasfasernetz

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