Verfügen Schulen über einen passenden Anschluss, brauchen sie dennoch die technische Ausstattung für eine Infrastruktur. Die Planung hierzu ist entscheidend, denn „skalierbare und zukunftsfähige Netzwerkinfrastrukturen sind Voraussetzung für den digitalisierten Unterricht“, sagt Jan Moll, Geschäftsführer von dtm – Datentechnik Moll. „Die Vorgehensweise bei der Digitalisierung im Bildungsbereich ist dabei dieselbe wie im kommerziellen Umfeld.“ Verantwortliche müssen mit Plan vorgehen, um Projekte effektiv zu realisieren. Konkret gelingt das, „indem Schulen eindeutige Ziele definieren, Fachplaner involvieren und ein realistisches Budget festlegen“, erklärt Moll. „Außerdem sollten sich alle Beteiligten regelmäßig zum Projektverlauf austauschen – darunter die Lehrer, die für den Medienentwicklungsplan verantwortlich sind, die Bauabteilung und der Schulträger.“
Diesen Backbone aufzubauen, kann sich allerdings als langwierig und kostenintensiv gestalten. Vor allem in älteren Schulen ohne passende Vorarbeit. Verkabelung und Vernetzung erfordern dann Baumaßnahmen, die nur während der Ferienzeit stattfinden können. Schulen sollten sich deshalb zunächst auf die Grundlagen konzentrieren. Jan Moll sagt dazu: „Entscheidend bei schulischen Infrastrukturen sind eine Verkabelung nach aktuellem Standard, aktive Netzwerkkomponenten mit Managementfunktionen sowie die Präferenz auf ein leistungsfähiges WLAN.“
Finanziell werden die Schulträger von den Fördermitteln des „Digitalpakt Schule“ unterstützt. Mit dessen Beschluss stellt die Bundesregierung fünf Milliarden Euro für die Digitalisierung der Schulen bereit. Im Zuge der Corona-Pandemie hatte die Regierung zusätzlich je 500 Millionen Euro für Endgeräte für SchülerInnen, Endgeräte für Lehrkräfte und Förderung der IT-Administration zugesichert.
Wurde eine Infrastruktur aufgesetzt, benötigt sie weiterhin Aufmerksamkeit. Denn unabhängig vom Einsatzbereich braucht IT konstante Wartung, Monitoring und Reparatur. Fangen Schulen an, Technologien wie beispielsweise Virtual und Augmented Reality im Unterricht einzusetzen, erhöhen sie ihre Datenmengen und vermehren ihre technische Ausstattung und Anforderungen. So entwickeln die Schulen Bedürfnisse, die eigentlich ein Rechenzentrum erfordern. „Manche Schulzentren betreiben bereits eigene kleine Rechenzentren vergleichbar mit denen in kleinen und mittelständischen Unternehmen. Auch auf Länderebene existieren Rechenzentren für Schulen“, merkt Moll an.
Schulen können ihre IT jedoch nur selten allein verwalten. Lehrkräfte sind keine IT-Fachkräfte. Und auch engagierte InformatiklehrerInnen sollten sich wie ihre KollegInnen primär auf die pädagogische Wissensvermittlung konzentrieren können, statt den Tech-Support der Schule zu bilden. IT-Personal, das eine oder mehrere Schulen unterstützt, ist jedoch aufgrund des Fachkräftemangels schwer zu finden.
Schulen könnten allerdings auch „auf die Infrastrukturen von Dritt-anbietern zurückgreifen“, meint Jan Moll. „Denkbar ist auch das Hinzuziehen von Cloud-Anbietern in bestimmten Bereichen oder der Aufbau von Multi-Cloud-Strategien, um eine bessere Skalierbarkeit für das Digitalisierungskonzept einer Schule zu schaffen.“ Dass Schulträger diese Aufgaben an Dritte auslagern, ist also technisch möglich. Manche Systemhäuser und Dienstleister sind auch auf solche Anwendungsszenarien spezialisiert. Dabei ist jedoch wichtig, dass „der Betrieb wie bei klassischen Rechenzentren verwaltet und organisiert wird“, erklärt Moll. „Hier müssen die Verantwortlichkeiten genau geklärt und Datensicherungskonzepte sowie die Datensicherheit gewährleistet sein. Schließlich darf man nicht vergessen, dass Schulen nicht nur pädagogische Netzwerke, sondern auch Verwaltungsnetzwerke haben, die eine besondere Datensicherheit erfordern.“ Schulen haben wie Unternehmen ihre individuellen Anforderungen und Bedürfnisse. Darum müssen sie alle einzeln ihre Digitale Transformation durchführen. Wenn die Grundvoraussetzungen aber erstmal stimmen, rückt die digitale Schule in greifbare Nähe.