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Noch kein Ende der Kreidezeit in Sicht

27. Oktober 2021, 14:41 Uhr | Lukas Steiglechner

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Der ewige Traum vom deutschen Glasfasernetz

Bericht zum Breitbandatlas
Gigabitnetze auf Basis FTTB/H sind für etwa 14,5 Prozent der Haushalte in Deutschland verfügbar. Das sind nur 3,7 Prozent mehr als im Vorjahr.
© „Bericht zum Breitbandatlas Teil 1: Ergebnisse (Stand Ende 2020)“ / Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur

Die Vorteile eines Glasfasernetzes, allen voran die höhere Übertragungsgeschwindigkeit, gegenüber einem Kupfernetz sind bereits seit mehreren Jahrzehnten bekannt. Und das nicht nur in IT-Kreisen. Bereits im Mai 1981 hat der damalige Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen, Kurt Gescheidle, dem Bundeskabinett unter Helmut Schmidt einen 30-Jahre-Plan für den Glasfaserausbau präsentiert. Dieser hätte vorgesehen, dass jährlich drei Milliarden Mark in Glasfaser investiert werden. Ab 1985 hätte so pro Jahr ein Dreißigstel des Bundesgebiets verkabelt werden sollen. Die 1982 folgende Bundesregierung unter Helmut Kohl stoppte diesen Plan jedoch und förderte stattdessen den Bau von TV-Kabelnetzen.

40 Jahre später ist der Glasfaserausbau in Deutschland weit von der 100-prozentigen Abdeckung entfernt. Laut eines Berichts zum Breitbandatlas Ende 2020 sind Gigabitnetze auf Basis FTTB/H (Fibre to the Building/Home) für circa 14,5 Prozent der deutschen Haushalte verfügbar. Der Gesamtanteil der Glasfaseranschlüsse an allen Breitbandanschlüssen in Deutschland belief sich im vierten Quartal 2020 auf 5,4 Prozent. Das zeigen die Berechnungen der OECD (Organisation für Economic Co-operation and Development). Von den 38 OECD-Mitgliedsstaaten steht Deutschland mit seinem Anteil an Glasfaseranschlüssen auf Platz 34. An erster Stelle steht Südkorea. Dort beträgt der Anteil der Glasfaseranschlüsse an allen Breitbandanschlüssen 84,8 Prozent. Der OECD-Durchschnitt beläuft sich auf 30,6 Prozent.

Bei den Gigabitnetzen, die auf allen Technologien basieren, sind in Deutschland 59,2 Prozent der Haushalte und 37,2 Prozent der Schulen versorgt. Um die Diskrepanz zwischen Breitbandbedarf und Glasfaserausbau zu verringern, hat der Bund sein Breitbandförderprogramm im Jahr 2018 erneuert. Seitdem sind nur noch FTT/B-Anschlüsse Ziel des Förderprogramms. FTT/C-Technologie (Fibre to the Curb) ist hingegen nicht mehr förderfähig. Das Ziel der Bunderegierung ist es, bis Ende 2025 ganz Deutschland über Gigabitnetze zu versorgen.

Eine solche Versorgung mit schnellem Internet ist auch für die Schulen von zentraler Bedeutung, wenn sie sich digitalisieren wollen. Die baden-württembergische Landesregierung hat darum am 31. August 2021 eine Förderung von weiteren 62 Breitbandprojekten mit 26 Millionen Euro verabschiedet. Damit erhalten unter anderem 100 Schulen Glasfaseranschlüsse bis ins Gebäude. Für diese Schulen ist der Grundbaustein für die Digitalisierung gelegt. Allerdings gibt es in Deutschland über 42.000 allgemeinbildende und berufliche Schulen.

Der BREKO positioniert sich in seinem „Glasfaser Journal Zweitausend20“ kritisch gegenüber dem Breitbandförderprogramm der Bundesregierung. Zwar begrüßt der BREKO die Umstrukturierung des Programms, so dass nur noch direkte Glasfaseranschlüsse zu BürgerInnen und Unternehmen förderfähig sind, jedoch wird gleichzeitig kritisiert, dass Engpässe in den Bereichen Kabelleitungstiefbau sowie fehlende Planungskapazitäten den Rollout von Glasfasernetzen verlangsamen. Eine uneingeschränkte Förderung in Gebieten, in denen bereits eine Breitbandversorgung vorliegt, würde diese Engpässe nur verstärken. Norbert Westfal, Präsident des BREKO und Sprecher der Geschäftsführung von Ewe Tel, sagt: „Staatliche Beihilfen müssen sich auf das absolut erforderliche Minimum beschränken und der durch die Förderung hervorgerufene Effekt muss in seinen negativen Auswirkungen begrenzt sein, um eine Verdrängung privatwirtschaftlicher Investitionen zu verhindern.“

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