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Von hybriden Architekturen und globalen Wechselwirkungen
Rechenzentrums-Trends 2020
Von hybriden Architekturen und globalen Wechselwirkungen
16. Januar 2020, 8:36 Uhr |
Sabine Narloch
Wo geht es im Jahr 2020 hin für Rechenzentren? Vertiv, Anbieter für IT-Infrastruktur- und Continuity-Lösungen, hat fünf Rechenzentrums-Trends identifiziert.
Unternehmen haben einerseits sensible Daten, über die sie die Kontrolle behalten wollen. Andererseits müssen sie die wachsenden Anforderungen an Kapazität und Rechenleistung auf Kundenseite erfüllen. Hybrid-Architekturen sind hier ein gangbarer Weg. Das ist einer der fünf wichtigsten Rechenzentrums-Trends 2020, die Vertiv, identifiziert hat. Hier die Entwicklungen im Einzelnen.
Hybride Architekturen werden Mainstream, so Vertiv: Während Cloud-Computing auch weiterhin ein wichtiger Bestandteil in den IT-Strategien der meisten Unternehmen sein werde, sieht Vertiv einen Wandel der Strategie dahingehend, dass Unternehmen ihren IT-Mix und ihre Ausgaben auf die Anforderungen ihrer Anwendungen anpassen. Dies führe zu einem Mehr an hybriden Architekturen und zeige, dass das hauseigene Rechenzentrum nach wie vor sehr wichtig sei – auch wenn sich seine Rolle ändere und einen Mix reflektiere, der modernen Unternehmen das Beste zweier Welten bietet.
Bereitstellungsgeschwindigkeit ist das neue Wettrüsten: Die Leistung von Technologien und Systemen pendelt sich langsam auf einem hohen Level ein, große Veränderungen seien laut Vertiv hier nicht mehr zu erwarten. Das bedeute, dass die IT- und Rechenzentrums-Entscheider verstärkt andere Kriterien ansetzen bei der Auswahl des Equipments. Der Kostenfaktor sei dabei nach wie vor ein wichtiges Kriterium, aber mehr und mehr werde die Entscheidung davon abhängen, wie hoch die Bereitstellungsgeschwindigkeit tatsächlich ist. Wenn alle anderen Faktoren eng beieinander liegen, könne jeglicher Geschwindigkeitsvorteil bei der Bereitstellung und Aktivierung von IT-Ressourcen entscheidend sein. Das gelte besonders dann, wenn die Rechenleistung in den verteilten Netzwerken von heute immer stärker Richtung Edge wandert, wo Verzögerungen bei der Bereitstellung gleichzusetzen sind mit dem Ausfall einer Anwendung – und damit fehlendem Umsatz.
Die durchschnittliche Rack-Dichte bleibt gleich, so Vertiv, aber…: Auch wenn sich die durchschnittliche Rack-Dichte vermutlich nur minimal verändern werde – zunehmend anspruchsvollere Anwendungen und immer mehr Workloads mit Bezug zu künstlicher Intelligenz (KI) wie beispielsweise Machine Learning oder Deep Learning erfordern immer mehr High-Performance-Computing (HPC)-Komponenten. Die Experten von Vertiv erwarten, dass hier gerade zu Beginn des Jahres vor allem in den Bereichen Verteidigung, Advanced Analytics sowie Fertigung aufgerüstet wird, was den Grundstein legt für eine breitere Implementierung von HPC-Racks im Jahr 2021 und darüber hinaus. Diese Racks machen laut Vertiv aktuell nur einen Bruchteil aller Racks aus, aber sie können nichts desto trotz außergewöhnliche Herausforderungen bei Kühlung und Stromversorgung mit sich bringen. So sei beispielsweise die wachsende Nachfrage nach direkten Flüssigkühlsystemen eine Konsequenz dieser Anforderungen.
Batterien machen sich bezahlt lautet der vierte Trend, den Vertiv identifiziet hat: Bereits 2016 sagten Vertiv-Experten voraus, dass Lithium-Ionen (LI)-Batterien ihren Platz in Rechenzentren finden würden. Dies habe sich mittlerweile bewahrheitet und LI-Batterien haben einen signifikanten Anteil am Markt der unterbrechungsfreien Stromversorgungen. Dieser Marktanteil wachse immer weiter und werde sich auch auf den Edge-Einsatz ausdehnen, wo vor allem die geringere Größe und der geringere Wartungsbedarf zum Tragen komme. Im nächsten Schritt gehe es nun darum, dass die Flexibilität der LI- und anderer kommender Batteriealternativen wie beispielsweise TPPL (Thin plate pure lead – übersetzt: Dünnplatten-Reinblei) ihre im Vergleich höheren Kosten ausgleiche. 2020 werde laut Vertiv das Jahr sein, in dem immer mehr Unternehmen gespeicherten Strom zurück an die Stromanbieter verkaufen und so zur Stabilisierung der Netze und dem Ausgleich von Spitzenlasten beitragen werden. Das werde ein wichtiger Bestandteil weitreichender Diskussionen rund um die Nachhaltigkeit in der Rechenzentrumsbranche sein.
Globale Wechselbeziehungen: Die USA – vor allem das Silicon Valley – waren lange das Epizentrum der digitalen Welt und der aktuellen Generation der Rechenzentrums-Entwicklungen. Nun entstehe aber in China ein paralleles digitales Ökosystem mit entscheidenden Unterschieden. Rechenzentren in ganz Europa und in anderen asiatischen und südpazifischen Märkten wie zum Beispiel Australien, Neuseeland oder Singapur entwickeln sich weiter und rücken aufgrund von regionalen Gegebenheiten von traditionellen Praktiken ab – vor allem wegen der Herausforderungen bei Datenschutz und Nachhaltigkeit. So sorge beispielsweise die EU-Datenschutzgrundverordnung weltweit dafür, dass überall schwierige Entscheidungen zur Datenhaltung getroffen werden müssen. Solche und ähnliche Herausforderungen seien laut Vertiv der Grund dafür, warum die Bedeutung von Hybrid-Architekturen und On-Premise-Computing beziehungsweise -Datenspeicherung überdacht werde.