Entscheidend ist bei aller Automatisierung, dass die Unternehmens-IT als Steuerungszentrale für die gesamte IT-Infrastruktur und deren Sicherheit verantwortlich bleibt. Das Rückgrat einer Self-Healing-Strategie ist ein Werkzeug, das IT-Assets identifiziert und inventarisiert. Eine sich selbst reparierende IT-Umgebung lässt sich nicht ad hoc umsetzen. Mit diesen drei Schritten legen IT-Teams jedoch die Grundlage: Im ersten Schritt gilt es, sich einen genauen Überblick über vorhandene IT-Assets zu verschaffen. Dazu gehört die Erfassung von Endgeräten mit zugehörigen Softwarelösungen, Peripheriegeräten und Services. Der zweite Schritt besteht darin, die optimalen Konfigurations- und Performance-Einstellungen für eine gute und sichere Nutzererfahrung zu ermitteln. Idealerweise personalisiert für den Endanwender, um dessen individuellen Arbeitsbereich produktiv zu gestalten. Sobald die Einstellungen für eine sichere und produktive Arbeitsumgebung optimiert sind, ermittelt Software im dritten Schritt automatisiert, wenn das Gerät vom Soll-Zustand abweicht. Diese Abweichung korrigiert sie dann automatisch. Ein erweiterter Ansatz identifiziert über eine Self-Securing-Strategie die Schwachstellen autonom und beseitigt Sicherheitslücken. So bleiben Unternehmen flexibel gegen neue Angreifer geschützt.
Im Bereich der Endgeräteverwaltung entsteht immer mehr Autonomie durch entsprechende Management-Systeme, die eine Vielzahl an Störungen und Sicherheitsrisiken vorhersehen und ihr Auftreten frühzeitig verhindern. Der Schlüssel hierzu ist das Management von Vorfällen (Incident-Management) und die automatische Reaktion darauf (Incident Response). Denn letztlich ist keinem Administrator damit geholfen, eine unendliche Masse an Fehlernmeldungen zu erhalten, die er permanent überwachen muss, um in zeitraubender Arbeit diejenigen Alerts zu identifizieren, die tatsächlich sein Eingreifen erfordern.
Automatische Reaktionen entlasten Fachleute von Anfragen nach vergleichsweise einfachen, aber mitunter aufwendigen Routinearbeiten. Dabei verschiebt sich durch immer mehr smarte Self-Service-Abläufe der Systeme die Grenze dessen, was einfache Lösungen sind, stetig weiter nach oben. Gerade bei der Sammlung von Informationen zu Störungen oder Aufgaben ist das ein immenser Vorteil. Denn warum sollte eine gut bezahlte, qualifizierte und gefragte IT-Fachkraft mühsam Logs durchsuchen, wenn das ein Bot rund um die Uhr übernehmen kann? Den IT-Teams bleibt damit mehr Zeit, sich um die Themen zu kümmern, die unabdingbar menschliche Fähigkeiten erfordern. Denn es ist klar: Die Menschen bleiben die Steuerungszentrale für Innovationen, die Entscheidungen gemäß den Unternehmensanforderungen treffen.
Ein wichtiger weiterer Pluspunkt der IT-Automatisierung liegt darin, dass sich die Warnschwelle nach unten verschiebt. Bisher gelangen relevante Störungen meist erst dann zu den IT-Teams, wenn sie sich bereits zu einem massiven Problem entwickelt haben und dementsprechend umfangreiche Maßnahmen erfordern. Nicht ohne Grund ist die Ultima Ratio bei vielen Problemen am Endgerät die Neuinstallation – weil es schlicht zu aufwendig und damit unwirtschaftlich ist, einem Problem auf den Grund zu gehen.
Übertragen auf die Reparaturarbeiten bei Kraftfahrzeugen hieße das: Wenn ein Auto erst in die Werkstatt kommt, wenn der Motor mit einem Kolbenfresser bereits hoffnungslos verkeilt ist, hilft nur noch ein Austauschmotor. Hätte ein Bot täglich Öl nachgefült und die Temperatur anhand eines definierten Grenzwerts überwacht, wäre das Problem nicht entstanden. Hätte er per Messung die defekte Dichtung ermittelt, hätte man die Störung sogar frühzeitig beheben können. Die Selbstverwaltung von Endgeräten führt dazu, dass IT-Teams auf aggregierte Informationen zugreifen können, statt diese mühselig selbst zu erheben.
Die Arbeit von IT-Abteilungen wird zunehmend komplex und IT-Sicherheit immer mehr zur Herausforderung. Wollen IT-Teams mit dieser Entwicklung Schritt halten, gilt es, die Arbeitslast neu auszutarieren. Der kluge Einsatz von Automatisierung sichert den Regelbetrieb ab und entlastet die Belegschaft, um Kapazitäten für innovative und strategische IT-Projekte zu schaffen. Gleichzeit lässt sich so Schatten-IT vermeiden, was das Sicherheitsniveau zusätzlich steigert.
Johannes Carl ist Expert Manager PreSales UEM bei Ivanti.