Analyse: E-Ladekarten für Vielfahrer

Geld sparen mit der richtigen Ladekarte

26. Juni 2025, 7:00 Uhr | Autor: Dirk Waasen / Redaktion: Hannes Rügheimer
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Die beste Maßnahme, um beim Elektroauto Geld zu sparen: E-Fahrer sollten mehrere Ladekarten und Apps bunkern. connect professional erklärt, warum.

Ob Amex, Aldi, Visa, Master, Rewe, Payback, Krankenversicherungskarte, Führerschein oder Personalausweis – Geldbörsen platzen inzwischen unter der Last scheckkartengroßer Plastikkarten aus den Nähten. Fahrer von Elektroautos sollten tatsächlich noch ein wenig Platz freiräumen – oder ein eigenes Etui im Auto deponieren. Warum? Weil das Laden über die Ladepunktbetreiber, also die, deren Namen auf der Säule steht, oftmals günstiger ist als das Laden über Ladeverbundkarten, die im Hintergrund mit vielen Betreibern kooperieren. Gerade Vielfahrer werden autobahnnah häufig an Ladesäulen von Ionity, EnBW oder EWE Go laden. Denn die beiden Erstgenannten betreiben Ladeparks mit meist etlichen Ladesäulen. Und EWE Go wartet oftmals auf dem Parkplatz von McDonalds-Restaurants auf Ladekunden.

Besonders relevant sind die Lade-Angebote dieser und anderer Betreiber für Fahrer, die sich auf öffentliches Laden beschränken müssen – die also keine eigene Wallbox besitzen und auch nicht beim Arbeitgeber laden können.

connect professional ist am Beispiel dieser drei Betreiber der Frage nachgegangen*, ab wann sich Ladekarten beziehungsweise Ladetarife mit Grundgebühr grundsätzlich rechnen und welche von ihnen für E-Auto-Fahrer empfehlenswert sind. Dabei haben wir uns auf das für Langstreckenfahrten wichtige Schnellladen beziehungsweise DC/HPC-Laden (HPC = „High Power Charging“) konzentriert. An den deutlich langsameren öffentlichen AC-Säulen empfiehlt sich Laden nur zur Überbrückung etwa eines Einkaufs oder über Nacht, zum Beispiel in einem Hotel. Während der Fahrt ist nur Schnellladen sinnvoll, weil es die Unterbrechung der Reise auf rund eine halbe Stunde reduziert.

EnBW

E-Ladekarten für Vielfahrer, Siegel Empfehlung der Redaktion, EnBW Tarif M, Juni 2025
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EnBW verfügt über viele Stationen entlang der Autobahn und ist so in den allermeisten Fällen Garant für einen freien Ladeplatz. Das macht diesen Anbieter erst einmal grundsätzlich interessant. Den Ladetarif S gibt es hier ohne Grundgebühr, wer mit der EnBW-App oder der Ladekarte lädt, bezahlt 59 ct pro Kilowatt-Stunde. Wenn wir die Ladegebühren für ein langstreckentaugliches E-Auto mit 80 kW Batteriekapazität zugrunde legen, das wir von 10 Prozent auf 80 Prozent Kapazität aufladen, laden wir (Ladeverluste nicht eingerechnet) 56 kW nach und bezahlen dafür 33,04 Euro. Bei einem mittleren Verbrauch von 20 kW/100 km bedeutet dies Kosten von 11,80 Euro auf 100 km. Im Ladetarif M stellt EnBW 49 ct pro kWh in Rechnung, bei 56 kW geladenem Strom beträgt die Ersparnis beim ersten Ladevorgang also 5,60 Euro. Allerdings verlangt EnBW im Tarif M eine monatliche Grundgebühr von 5,99 Euro. Deshalb rechnet sich der Umstieg von Tarif S auf Tarif M erst ab einer monatliche Lademenge von 59,9 kW. Im skizzierten Beispiel mit Laden von 10 Prozent auf 80 Prozent Kapazität entspricht dies etwa 300 km Fahrstrecke pro Monat.

E-Ladekarten für Vielfahrer, Siegel Empfehlung der Redaktion, EnBW Tarif L, Juni 2025
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Und ab wann kommt dann das Upgrade auf den größten „EnBW-Ladetarif L“ mit 17,99 Euro monatlicher Grundgebühr in Frage? Bezogen auf den Basistarif beträgt die Ersparnis 20 ct/kWh, womit sich Tarif L ab geladenen 90 kW besser als der Tarif S darstellt. Unter Vernachlässigung der Grundgebühr kosten 100 km dann nur noch 7,80 Euro. Umgerechnet: Der Tarif L ist ab 450 km pro Monat die bessere Variante als S und ab 650 km pro Monat die bessere Variante als M. Für Vielfahrer, die bei Ladestationen von EnBW nachladen, zeichnet connect professional den Tarif M als empfehlenswert, den Tarif L als sehr empfehlenswert aus.

Ionity

E-Ladekarten für Vielfahrer, Siegel Empfehlung der Redaktion, Ionity Motion, Juni 2025
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Wie EnBW punktet auch Ionity mit einem dichten Netz an Ladestationen nahe der Autobahn. Hinzu kommt, dass hinter diesem Betreiber ein Joint Venture der Autohersteller BMW, Ford, Hyundai, Mercedes Benz und Volkswagen samt der Marken Audi und Porsche steht. Wer ein E-Auto dieser Marken fährt, kommt in der Regel in den Genuss einer Ionity-Ladekarte mit markenspezifischem Sondertarif – häufig allerdings begrenzt auf das erste Jahr nach Anschaffung des Fahrzeugs. Diese Rabatt-Situation haben wir bei unserer Betrachtung ausgeklammert und das Tarifangebot nach Ablauf der Sonderkonditionen beziehungsweise für Fahrer von Joint-Venture-fremden Marken analysiert.

Wichtig ist allerdings, dass gerade das Laden an Ionity-Säulen mit Ladekarten von Drittanbietern beziehungsweise Ladeverbünden sehr teuer werden kann. Eigentlich immer – aber ganz besonders an Ionity-Säulen – gilt daher: Vor einer bedenkenlosen Nutzung einer solchen Fremd-Ladekarte sollte man unbedingt prüfen, welcher Tarif für den genutzten Ladepunktanbieter gültig ist. Dies lässt sich üblicherweise auf der Website oder in der App des jeweiligen Kartenanbieters nachschauen. Auch das sogenannte „Ad-hoc-Laden“ – also direktes Bezahlen an der Ladesäule ohne vorherige Anmeldung – ist bei Ionity mit 75 ct/kWh relativ teuer.

E-Ladekarten für Vielfahrer, Siegel Empfehlung der Redaktion, Ionity Power, Juni 2025
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Um die günstigeren Ionity-Kundentarife zu nutzen, steht neben einer Ladekarte des Anbieters auch die Ionity-App zur Verfügung. Wer sie allerdings ohne Anmeldung und somit ohne monatliche Grundgebühr einsetzt, bezahlt fürs Laden recht happige 70 ct pro kWh. In unserer Beispielrechnung ergeben sich damit Kosten von 14 Euro pro 100 km. Das Bild ändert sich, sobald man auf die Tarife „Motion“ für 5,99 Euro monatliche Grundgebühr oder „Power“ für 11,99 Euro Grundpreis zugreift. Bei Motion kostet die Kilowattstunde dann 49 Cent, bei Power 39 Cent. Im ersten Fall hat sich das Lade-Abo bereits nach 30 Kilowatt geladenem E-Auto-Strom amortisiert, im zweiten Fall nach 40 kW. In unserem oben skizzierten Beispiel also sofort. Das Upgrade von Motion auf Power rechnet sich ab 60 kW monatlich – umgerechnet also etwa ab 300 km pro Monat. Das führt zu einer klaren Aussage: Ionity Power ist sehr empfehlenswert für Vielfahrer, die nach dieser Kilometerzahl ihr Fahrzeug an einer Ionity-Ladesäule aufladen wollen.

EWE Go

E-Ladekarten für Vielfahrer, Siegel Empfehlung der Redaktion, EWE Go, Juni 2025
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EWE Go gestaltet seine Tarife anders als die Mitbewerber EnBW und Ionity. Statt Staffelpreisen und diversen Monatsabos gilt für Nutzer der EWE Go-App an eigenen Ladestationen ein Preis von 52 ct pro kWh und an Partner-Ladestationen wie beispielsweise denen von EnBW 62ct pro kWh. Für eine Berechnung, welche Variante unterm Strich günstiger ist, müssen wir deshalb den EWE Go-Preis gegen EnBW und Ionity pitchen. Dies ist auch praxisgerecht, weil alle drei hier analysierten Anbieter meist nah beieinander Ladestationen betreiben.

Gegenüber den Basistarifen der Mitbewerber gewinnt EWE Go klar. Das heißt: Wer kein Abo der beiden Betreiber hat, lädt bei EWE Go immer günstiger. Mit den Ladetarifen EnBW M und Ionity Motion entsteht ein Preisvorteil von 3 ct/kWh. Da dauert es schon satte 200 kW, entsprechend rund 1000 km pro Monat, bis sich das Laden bei EWE Go nicht mehr lohnt. Das Bild ändert sich allerdings im Vergleich zu den Mitbewerber-Tarifen EnBW L respektive Ionity Power. Den monatlichen Grundgebühren von 17,99 Euro beziehungsweise 11,99 Euro steht in diesem Vergleich ein Preisvorteil von 13 ct/kWh gegenüber. Dementsprechend lohnt es sich bei einem Verbrauch von insgesamt mehr als 92 kW/Monat, eine Ionity-Ladesäule aufzusuchen. Bei EnBW ist die Gewinnzone nach mehr als 138 kW pro Monat erreicht.

Als Ergebnis dieser Betrachtungen vergeben wir für EWE Go das Prädikat „sehr empfehlenswert bis 1000 km/Monat“.

Fazit

Tabelle Übersicht E-Ladekarten Vielfahrer Juni 2025
Übersicht der verglichenen Tarife
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Wer mehr als 15.000 km pro Jahr fährt und dabei so gut wie ausschließlich öffentlich lädt, sollte Karten beziehungsweise Lade-Apps der wichtigsten Betreiber zur Hand haben, um von deren günstigeren Ladetarifen zu profitieren. EnBW und Ionity sind nach unserer Analyse eine gute Wahl für diese Karten-Ausstattung. Ob es sich lohnt, bei EnBW und/oder Ionity einen Tarif mit Grundgebühr abzuschließen, hängt davon ab, wie viele Kilowatt man an deren Säulen lädt. Welchen Kilometerleistungen diese Strommengen jeweils entsprechen, haben wir oben dargestellt.

*Hinweis der Redaktion: Bei zugrundeliegenden Daten handelt es sich um die offiziell kommunizierten
Preise der genannten Ladenetzbetreiber (Stand Mai 2025).


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