Sven Rathjen, Western Digital

»München mal drei und Sie sind im Silicon Valley!«

27. November 2019, 12:00 Uhr | Martin Fryba
»Ich verabschiede mich heute und danke für die gute und enge Zusammenarbeit«, sagte vor bald fünf Jahren Sven Rathjen am Telefon und kündigte CRN seinen Aufstieg als VP Sales, E-Commerce & New Markets bei Western Digital im Silicon Valley an.
© Western Digital

Traumjob im innovativsten Hightech-Zentrum der Welt? Auf alle Fälle, doch es ist nicht alles Gold, was Sven Rathjen im Silicon Valley vorfindet. Grenzerfahrungen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

2015 hat sich Sven Rathjen persönlich von der deutschen Channelpresse verabschiedet, weil er dem Ruf seines Arbeitgebers Western Digital ins Silicon Valley folgte. Ein Karriereschritt, wie ihn deutsche IT-Manager immer wieder machen, denn die »Germans« aus dem wichtigsten Auslandsmarkt für traditionsreiche US-Hersteller sind gefragt. Rathjen, nun selbst aktiver Gestalter im Hightech- »Zentrum der Macht«, wirft aber auch einen kritischen Blick auf das Silicon Valley. Leben und Arbeiten im kalifornischen Traum, das für viele eine Herausforderung ist.

CRN:  Vom Spiegel gibt es ein interaktives Tool, bei dem man die Mutation des damaligen Bild-Chefredakteurs Kai Diekmann vom »geölten Berlin-Journalisten zum bärtigen Silicon-Valley-Nerd« nachvollziehen kann. Was hat das Valley aus Ihnen bisher gemacht?

Sven Rathjen: Das ist eines der vielen Klischees, es ist ja aber nicht so, dass es hier nur bärtige Nerds gibt. Ich trage auch nach bald fünf Jahren im Silicon Valley nicht so einen Bart und bin auch nicht zu einem Hipster mutiert.

CRN:  Ist für Sie der Traumjob mit dem Wechsel von München nach Kaliforniern als Vice President Sales bei Western Digital in Erfüllung gegangen?

Rathjen: Beruflich auf jeden Fall. Das Silicon Valley ist in technologischer Hinsicht in der Tat das innovativste Zentrum der Welt. Die Innovationen, die hier entstehen, sind faszinierend. Daran arbeiten Menschen aus aller Welt: USA, Indien, China, Afrika, Europa, Russland und sehr viele Deutsche. In diesem Melting Pot findet interkulturelles Arbeiten und Leben statt. Als Beispiel, gerade haben wir mit unseren Kollegen aus Indien das Diwali Fest gefeiert – Diwali festival of Lights – ein großes Festival der Hindus.

CRN:  Was ist anders als in Deutschland?

Rathjen: Die Geschwindigkeit, die Intensität, die mögliche Skalierung von Geschäftsideen, der Wille ganze Industrien zu »disrupten« sind einzigartig. Es dreht sich hier alles um Business und Weiterkommen. Auch sonst ist man »very busy«, Freizeit im eigentlichen Wortsinn gibt es wenig. Das Leben kommt oft zu spät.

CRN:   Dafür findet man schnell, schneller jedenfalls als in Ihrer Heimat Westfalen, Kontakt zu Amerikanern.

Rathjen: Die Amerikaner sind sehr kommunikativ, die Erstkontaktaufnahme klappt hervorragend. Will man einen Schritt weitergehen, etwas in Richtung Freundschaft, muss man viel Zeit investieren.

CRN:  Ein einsamer Sven Rathjen? Das können wir uns gar nicht vorstellen.

Rathjen: So ist es auch nicht. Ich muss zwar gestehen, dass ich kein Anhänger von Football bin und nicht erwarten kann, dass meine Leidenschaft für den FC Bayern von NFL-Fans geteilt wird. Ich habe dennoch ein großes Netzwerk im Silicon Valley, dazu gehören auch Manager aus Deutschland, Europa und anderen Ländern, die in führenden Positionen verschiedenen Unternehmen arbeiten. Außerdem ist das Deutsche Generalkonsulat in San Francisco sehr aktiv, es gibt regelmäßige Veranstaltungen, wo man sich austauschen kann.

CRN:  Immer mehr »Germans« aus der IT-Branche besetzen Spitzenpositionen in Palo Alto. Jetzt Heiko Meyer bei HPE, letztes Jahr Oliver Tuszik bei Cisco. Wäre es da nicht Zeit für einen German Channel-Stammtisch?

Rathjen: Absolut. Den passenden Biergarten in San José gibt es ja bereits: Im Ludwig’s German Table wird Ayinger vom Faß und Bayerisches Essen serviert (lacht).

CRN:  Dann könnten Sie den Kollegen Tipps geben, was man gegen Stromausfälle tun kann und wie man am besten durchs tägliche Verkehrschaos kommt.

Rathjen: Eine große Herausforderung ist in der Tat die Infrastruktur im Silicon Valley. Der Bay Area Highway Verkehr ist seit 2010 um rund 80 Prozent gestiegen und man spürt das jeden Tag. PGE – Pacific Gas & Electric – vergleichbar mit den Münchner Stadtwerken – hat vor einigen Wochen vorsorglich den Strom in verschiedenen Country’s abgestellt, damit eine mögliche Brandgefahr reduziert werden kann – mehr als 800.000 Haushalte und Unternehmen in der Bay Area (u.a. Los Gatos, San Jose und Teile von Cupertino!) waren betroffen. Wir hatten vier Tage keinen Strom, das war eine interessante Erfahrung! Solche Zustände sind ein krasser Widerspruch zu den technologischen Innovationen, für die das Silicon Valley steht.

CRN:  Das ist sicher auch augenfällig, wenn man die wachsende Kluft zwischen Reich und Arm sieht, die soziale Erosion der Mittelschicht.

Rathjen: Silicon Valley ist einer der bekanntesten und teuersten Orte der Welt mit allen Vor- und Nachteilen. Menschen freuen sich über den Erfolg und »klopfen einem auf die Schulter«. Es ist ein konstanter Optimismus, der alle motiviert und antreibt. Als meine Frau zum Beispiel ihr eigenes Unternehmen im Valley gegründet hat, war der Zuspruch und die Unterstützung gewaltig. Das ist sicherlich anders als in Europa.

Die Lebenshaltungskosten sind sportlich und nicht vergleichbar mit Deutschland. Nehmen Sie München mal drei und Sie sind im Silicon Valley!

CRN:  Können wir daraus schließen, dass Sven Rathjen bald in seine Wahlheimat München zurückkehrt?

Rathjen: Da gibt es keine Pläne aktuell. Mit 50 Jahren ist es noch viel zu früh, um an Ruhestand in der schönsten Stadt Deutschlands mit sehr hohem Freizeitwert zu denken. Weihnachten geht es erst einmal nach Hause, nach Soest zur Familie.

CRN:  Was kommt Heilig Abend bei Rathjens auf den Tisch?

Rathjen: Ganz traditionell Würstchen mit Kartoffelsalat. Meine Frau Silke und ich freuen uns jedes Jahr, im Kreise unserer Eltern und Angehörigen Weihnachten feiern zu können.

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