Frei nach dem altbekannten deutschen Sprichwort behaupten einige Do-it-Yourself-Spezialisten in Foren immer wieder: »Leichte Schläge auf den Datenträger erhöhen die Funktionsbereitschaft«. Sie empfehlen, den defekten Datenträgern einen ordentlichen Klapps mitzugeben, auf das sie ihre Arbeit wieder aufnehmen. Manch einer empfiehlt dazu gar Schläge auf ganz bestimmte Stellen der streikenden Festplatte, oder kräftiges Schütteln.
Auch hier gilt wieder, dass es technisch betrachtet tatsächlich eine minimale Anzahl von Fällen gibt, in denen dieser Tipp tatsächlich helfen kann. Allerdings nur mit enorm viel Glück und bei konventionellen Festplatten, die völlig veraltet sind. Alle Festplatten die jünger als zehn Jahre sind, werden eine entsprechende Gewalteinwirkung nur mit noch größeren Schäden quittieren. Der Hintergrund dieses Mythos stammt aus längst vergangenen Zeiten, als die Schreib- und Leseköpfe von Festplatten noch manchmal dazu neigten, am Lubrikant (siehe auch Mythos 1) festzukleben, wodurch das Andrehen der Magnetscheiben verhindert wurde. Manchmal konnte dieses Problem tatsächlich durch einen leichten Schlag gelöst werden. In weitaus mehr Fällen führte die Methode allerdings schon damals zu einem erheblichen bis totalen Datenverlust.
Ähnlich wie bei Problemen mit Kindern führen das Schütteln und Schlagen von Festplatten höchstwahrscheinlich nur zu noch größeren Schwierigkeiten und sind damit ein völlig falscher Ansatz, von dem dringend abgeraten werden muss. Mit jeder mechanischen Erschütterung verursacht man Schäden und Kratzer auf der Magnetoberfläche, die zu einem unwiederbringlichen Verlust der dort abgelegten Datenteile führen. Wer unbedingt impulsiv seinem Frust über den Festplattencrash Luft machen möchte, sollte sich dazu also lieber ins nächstgelegene Fitness- oder Kampfsportcenter begeben und unter professioneller Anleitung einen unschuldigen Sandsack malträtieren, oder sich von einem buddhistischen Mönch in die hohe Kunst der Contenance einweihen lassen.