Enterprise Search

"Anfang der künstlichen Intelligenz"

2. Dezember 2016, 9:27 Uhr | Autor: Stefan Adelmann
Künstliche Intelligenz
© Fotolia / monsitj

Der Österreicher Enterprise Search-Anbieter Mindbreeze will über seine Appliance die wachsende Datenflut in den Griff bekommen und Informationen schnell greifbar machen. In Zukunft könnten entsprechende Systeme aber nicht nur Dokumente liefern, sondern Antworten.

Science-Fiction-Filme haben schon immer die Fantasie der Menschen angeregt. Weit vor Neil Armstrong setzten die ersten Menschen in „Le Voyage dans la Lune“ von Georges Méliès ihren Fuß auf den Mond, flogen in Star Wars durch den Weltraum und nicht wenige Star Trek-Fans dürften der ersten Umsetzung eines Beamers entgegenfiebern. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, wie nahe viele dieser Zukunftsvorstellungen oft der Gegenwart kamen und tatsächliche Technologien angestoßen haben. Star Trek und Odysee im Weltraum – das war auch die Inspiration für Daniel Fallmann, als er das Unternehmen Mindbreeze gründete: „Als Science-Fiction-Fan hat mich schon als Kind fasziniert, dass Computer Informationen und Zusammenhänge verstehen können“, schreibt er auf der Unternehmens-Website. „Diese Faszination hat mich bis heute nicht losgelassen.”

Mindbreeze ist Anbieter einer Enterprise Search Aplliance, einer Lösung, die es ermöglicht, „relevante Fakten in Unternehmensdaten und im Internet schnell zu finden“. Die Appliance schöpft aus den unterschiedlichsten Quellen, kategorisiert die Daten und macht diese für Abteilungen und Nutzer greifbar. Letztlich eine Google-Suchmaschine für Unternehmen, allerdings mit größeren Herausforderungen. Immerhin greift Google auf das Schwarmwissen von mehr als einer Milliarde monatlicher Nutzer zurück, lernt mit jeder einzelnen Anfrage und verfeinert die Ergebnisse.

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Daniel Fallmann, Gründer und Geschäftsführer von Mindbreeze
Daniel Fallmann, Gründer und Geschäftsführer von Mindbreeze: „Als Science-Fiction-Fan hat mich schon als Kind fasziniert, dass Computer Informationen und Zusammenhänge verstehen können.“
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60 Millisekunden pro Dokument

Die Enterprise Search Appliance muss hingegen schon gut gerüstet ins Feld gehen, auch in einem begrenzten Nutzerkreis gezielt Daten liefern. Die Anwendung stützt sich dabei besonders auf Sprache, wie Fallmann im Gespräch mit funkschau erklärt. Beispielsweise bei der Kategorisierung von Kundenanfragen via E-Mail oder Social Media. Laut dem Geschäftsführer kann die Appliance 78 Prozent der Themen in den Nachrichten erkennen und diese anschließend automatisiert an die entsprechenden Fachabteilungen weiterleiten – bei 60 Millisekunden pro Dokument. „Wir können die Geschäftsprozesse der Poststellen optimieren“, so Fallmann.

Potenzielle Kunden für diese Werkzeuge gibt es viele. So hätten beispielsweise Ärzte den größten Informationsbedarf, erklärt der Geschäftsführer. Immerhin kann jeder Wissensbaustein zur richtigen Behandlung führen. Entsprechend zählt Mindbreeze einige große Krankenhausketten zu seinen Kunden. Darüber hinaus steigt die Nachfrage im Bildungssektor. Unter anderem setzen die Bergische Universität Wuppertal, die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und die RWTH Aachen auf die Suchlösung „Inspire“.

Überraschend ist das zunehmende Interesse nicht, immerhin steigt das Daten-aufkommen in Unternehmen enorm, verdoppelt sich, kann sich laut Fallmann in einigen Fällen sogar verdreifachen. Hier gilt es, wichtige Informationen zu filtern und überflüssige Daten auszusortieren. Zusätzlich profitiert Mindbreeze vom zunehmenden Hype um Big Data. „2014 war der Wendepunkt“, erklärt der Gründer. „Das Thema ‚Effizientes Wissensmanagement‘ hat sich rumgesprochen.“ Es sei so präsent, dass den Begriff Big Data selbst Mitarbeiter kennen würden, die wenig mit
der IT in Berührung sind. Nichtsdestotrotz gab es eine Konsolidierung im Markt. Google, seit rund zehn Jahren mit der „Google Search Appliance“ im Enterprise Search-Bereich vertreten, ist kürzlich aus dem Geschäft ausgestiegen. Für das Linzer Unternehmen Mindbreeze, Tochtergesellschaft von Fabasoft, bietet sich jetzt die Möglichkeit, diese Lücke zu füllen.

Um den verschiedenen Anforderungen gerecht zu werden, bieten die Linzer ihre Appliance sowohl On-Premise als auch aus der Cloud an. Besonders Kunden mit kritischen Datensätzen greifen auf erstgenannte Option zurück, denn die Informationen verlassen das eigene Rechenzentrum in diesem Fall nie. Darüber hinaus lassen sich mehrere abgegrenzte Appliances einsetzen, sollten verschiedene Sicherheitsbereiche mit vorhanden sein. Aber auch die Cloud hat ihre Vorzüge. Hier spielt die Skalierung eine entscheidende Rolle. Appliances, die im Verbund laufen, bieten die Möglichkeit, deutlich komplexere Berechnungen anzustellen, die von einem Unternehmen allein schon in finanzieller Hinsicht nicht zu stemmen wären.

Konkrete Antworten

Zunehmende Vernetzung und Lernfähigkeit der Systeme – darin sieht Fallman „unglaubliches Potenzial“. „Heute analysieren wir Informationen und bieten eine Ansammlung von Informationen.“ Der Mindbreeze-Gründer will jedoch in Zukunft auf Suchanfragen keine Dokumente mehr aus der riesigen Datensammlung liefern, sondern ganz konkrete Antworten. „Wann wurde Mindbreeze gegründet? Antwort: 2005.“ Durch Machine Learning können schon heute einfachste Fragen beantwortet werden – in wenigen Jahren soll es deutlich komplexer werden. „Was wir heute haben, ist der Anfang der künstlichen Intelligenz“, sagt Fallmann und gibt einen Ausblick auf eine Zukunft, die den Science Fiction-Welten immer näher rückt.   

Noch ist die Big Data-Analyse aber kein allwissender Assistent – und doch scheinen entsprechende Werkzeuge unerlässlich, um die wachsende Datenflut in den Griff zu bekommen. Sie sollen Geschäftsprozesse laut Fallmann schneller, einfacher und kostengünstiger gestalten – selbst für mittelständische Unternehmen. Der derzeit kleinste Kunde habe 30 Mitarbeiter: Entscheidend sei, wie wichtig Informationen und Daten für das Unternehmen sind. 


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